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Thema: Vertreibung

  1. #1
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    Standard Vertreibung

    So wie ich das verstanden hab wurden die Deutschen aus dem Sudetenland und etc. vertrieben und zwar mit Kind und Kegel. Eine Bekannte meiner Mutter kam erst 1975 nach Westdeutschland obwohl sie das Kriegsende in Polen erlebt hat. Sie und ihr Ehemann wurden nicht nach Westdeutschland ausgewiesen, vermutlich weil die Polen als Bergarbeiter nicht zu brauchen waren. Nach dem ersten Monatslohn ade. Also wurden anscheinend doch nicht alle Deutschen vertrieben?
    Wer kann mich aufklären oder mir wenigstens Quellen nennen. Im Voraus danke.

  2. #2
    Sjard
    Gast

    Standard AW: Vertreibung

    Zitat Zitat von Gratian Beitrag anzeigen
    So wie ich das verstanden hab wurden die Deutschen aus dem Sudetenland und etc. vertrieben und zwar mit Kind und Kegel. Eine Bekannte meiner Mutter kam erst 1975 nach Westdeutschland obwohl sie das Kriegsende in Polen erlebt hat. Sie und ihr Ehemann wurden nicht nach Westdeutschland ausgewiesen, vermutlich weil die Polen als Bergarbeiter nicht zu brauchen waren. Nach dem ersten Monatslohn ade. Also wurden anscheinend doch nicht alle Deutschen vertrieben?
    Wer kann mich aufklären oder mir wenigstens Quellen nennen. Im Voraus danke.
    So weit ich informiert bin wurden nicht alle Deutschen aus Oberschlesien vertrieben, da man wie du sagst sie als Bergleute dort brauchte.
    Nicht wenige haben auch eine polnische Identität angenommen um der Vertreibung zu entgehen. Ein Kapitel das heute wenig bekannt ist.
    Auch in anderen Osteuropäischen Ländern sind viele ethnische Deutsche so untergetaucht wie z.B. in Ungarn und Rumänien.
    In der ungarischen Fußballnationalmannschaft nach dem zweiten Weltkrieg gab es vier ethnische Deutsche die eine ungarische
    Identität angenommen haben. Der ungarische Fußballspieler Nandor Hidegkuti hieß in Wirklichkeit Ferdinand Kaltenbrunner.

  3. #3
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    Standard AW: Vertreibung

    Ne Quelle wirds wohl keine geben, weil da niemand irgendwas archiviert haben dürfte. Aber es sind tatsächlich nicht alle vertrieben worden bzw. prozentual gesehen nur wenige. Vertrieben wurden vor allem Großgrundbesitzer damit die Polen ihre Kolchosen oder wie das heißt aufbauen konnten. Ebenso Industrielle. Dem "normalen" Bürger ist in der Regel wenig passiert. Zumindest wenn er die Repressalien ausgehalten hat wie z.B. Verbot der deutschen Sprache und polnisch lernen etc.

  4. #4
    Sjard
    Gast

    Standard AW: Vertreibung

    Zitat Zitat von Deutschmann Beitrag anzeigen
    Ne Quelle wirds wohl keine geben, weil da niemand irgendwas archiviert haben dürfte. Aber es sind tatsächlich nicht alle vertrieben worden bzw. prozentual gesehen nur wenige. Vertrieben wurden vor allem Großgrundbesitzer damit die Polen ihre Kolchosen oder wie das heißt aufbauen konnten. Ebenso Industrielle. Dem "normalen" Bürger ist in der Regel wenig passiert. Zumindest wenn er die Repressalien ausgehalten hat wie z.B. Verbot der deutschen Sprache und polnisch lernen etc.
    Vor längerer Zeit habe ich mal gelesen das die deutsche Sprache in Polen bis 1960 in der Öffentlichkeit verboten war. Erst dann
    hob man dieses Verbot auf.

  5. #5
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    Standard AW: Vertreibung

    Zitat Zitat von Sjard Beitrag anzeigen
    Vor längerer Zeit habe ich mal gelesen das die deutsche Sprache in Polen bis 1960 in der Öffentlichkeit verboten war. Erst dann
    hob man dieses Verbot auf.
    Ich meine das war Mitte/Ende der 60er. Da hat sich auch im Staatsbürgerschaftsrecht was geändert. Gilt heute irgendwie als Zeitpunkt für die doppelte Staatsbürgerschaft. Müsste man mal ergoogeln.

  6. #6
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    Standard AW: Vertreibung

    Zunächst sollte man mal klären, was eigentlich mit Sudetenland gemeint ist.

    Teile des ehemaligen Sudetenlandes fielen zwar an Polen, aber andere Teile auch an die spätere Tschechoslowakei.

    Und von dort wurden tatsächlich die allermeisten (Sudeten-)Deutschen nach dem Krieg enteignet und vertrieben, teilweise aber auch verprügelt und mitunter auch totgeschlagen.

    Ich empfehle als Literaturhinweis die Beneš-Dekrete.

  7. #7
    Mitglied Benutzerbild von moishe c
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    Standard AW: Vertreibung

    In Polen soll es nach der Kapitulation rund 1100 Vernichtungslager für Deutsche gegeben haben.

    Da werden wohl nicht nur "Großgrundbesitzer" reingekommen sein.

    Ansonsten, "Weißbuch der Vertreibung" ...
    Vernichtet Goorgel!

    Zerschlagt Faxenbruch!

    Nieder mit Tweeder!

  8. #8
    Sjard
    Gast

    Standard AW: Vertreibung

    Zitat Zitat von moishe c Beitrag anzeigen
    In Polen soll es nach der Kapitulation rund 1100 Vernichtungslager für Deutsche gegeben haben.

    Da werden wohl nicht nur "Großgrundbesitzer" reingekommen sein.

    Ansonsten, "Weißbuch der Vertreibung" ...
    Die berüchtigsten Vernichtungslager für Deutsche in Polen sollen Lamsdorf und Schwientochlowitz gewesen sein.
    Über ersteres gibt es auch ein Buch namens "die Hölle von Lamsdorf".

  9. #9
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    Standard AW: Vertreibung

    Zitat Zitat von Chronos Beitrag anzeigen
    Zunächst sollte man mal klären, was eigentlich mit Sudetenland gemeint ist.

    Teile des ehemaligen Sudetenlandes fielen zwar an Polen, aber andere Teile auch an die spätere Tschechoslowakei.

    Und von dort wurden tatsächlich die allermeisten (Sudeten-)Deutschen nach dem Krieg enteignet und vertrieben, teilweise aber auch verprügelt und mitunter auch totgeschlagen.

    Ich empfehle als Literaturhinweis die Beneš-Dekrete.
    OK. Tschechoslowakei ist natürlich was anderes. In Polen sieht die Situation wieder anders aus, weil die ja quasi selbst aus "ihren Ostgebieten" vertrieben wurden.

  10. #10
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    Standard AW: Vertreibung

    Hmm.
    Als noch irgendwie betroffener Nachkomme aus den Ostgebieten muss ich euch sagen, dass wenn es um Sudetenland geht, handelt es sich hier um Gebiete in Tschechien, die nahe der ganzen tschechischen Grenze nach Norden und Westen liegen, in denen mehrheitlich deutsch gesprochen wurde und auch mehrheitlich Deutsche gelebt haben. Aus diesen gebieten wurden nach dem Krieg ALLE Deutschen vertrieben oder auch erschlagen die nicht tschechisch sprechen konnten. Diejenigen die auch tschechisch sprechen konnten und nicht gerade gehasst wurden, oder keinen großen Besitz hatten, durften bleiben. Die meisten haben sich jedoch schon damals entschieden zu gehen. Dennoch leben dort noch tausende Menschen die teilweise Deutsch sprechen können und familiäre Bindungen nach Deutschland unterhalten.
    In Polen sieht die Sache etwas anders aus. Ich kann hier nur über Oberschlesien schreiben, woher ich komme. Ich bin Jahrgang 57 und kann nur meine Sicht der Dinge erzählen, die ich von meinen Eltern und Bekannten erfahren habe. Natürlich haben gleich nach der sehr schnellen Eroberung dieser Gebiete durch die Rote Armee, sofort von der polnischen Seite ethnische Säuberungen angefangen. Kriterien waren da Sprache, Beruf, Besitz usw. Aufgrund der Horrormeldungen über die Rote Armee mit ihrer Willkür, Erschießungen und Vergewaltigungen haben sich schon vorher, ja nicht tausende aber Millionen von Menschen auf die Flucht in Richtung Westen begeben. (Aus meiner Familie auch mindestens die Hälfte). Diejenigen die geblieben sind mussten gucken wie sie die Überprüfung durch die neuen Machthaber dort überstehen. Hilfreich war in diesem Punkt vor allem die Sprache, also der oberschlesische Dialekt, der zum großen Teil seinen Wortschatz neben deutschen und tschechischen Wörtern aus dem Polnischen hat. Zwar sehr verdreht und oft mit vollkommen für Polen unverständliche Wortkreationen, aber auch teilweise für Polen gut verständlich. So haben sich in diesem Gebiet viele Dörfer erhalten können, da man ja in Zukunft auch Lebensmittel brauchte um eine Hungerkatastrophe im neu entstandenen Staat zu vermeiden. Die Abgaben der Bauern für den polnischen Staat waren damals enorm hoch, viele hungerten sogar in den Städten. Aber mit der Zeit hat sich diese Situation normalisiert.
    Bei den Menschen die wegen ihrem Beruf bleiben durften war entscheidend dass sie für die schon damals großen Industrieanlagen im schlesischen Revier bedacht waren. Ohne diese Menschen wären die Stahlwerke, Kohlegruben, Stahlwalzwerke, chemische Betriebe usw. nicht mehr richtig betrieben worden und dem Verfall preisgegeben. So hat alles angefangen sich zu drehen. Die dann kommenden Polen, zu ca. 80 % selbst Vertriebene aus der Ukraine und Weißrussland, haben sich mit der Zeit mit den Oberschlesiern arrangiert und so geht das bis heute.
    Deutsch als Sprache war tatsächlich bis Ende der 60ger Jahre verboten. In den 70gern gab es schon private Lehrer, die in ihren Wohnungen oder kleinen öffentlichen Räumen Deutsch Unterricht gegeben haben. Ich nahm auch an so einem Unterricht teil. Eigentlich die Polonisierung Oberschlesiens war sehr stark und hart durchgezogen worden, und nur sehr wenige Oberschlesier haben damals Karriere gemacht, und sie mussten immer volle Loyalität dem polnischen Staat geben und in die Partei eintreten. Und dann kam das was kommen musste - der Zerfall des sozialistischen Staates. Auch die Polen glaubten nicht mehr dass das noch was wird.

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