3. Bushido – Die Prinzipien
Um den Ehrenkodex und dessen Entstehung zu verstehen, muß man noch einmal einen Blick in die japanische Geschichte werfen. In der Tokugawa-Zeit, also nach der letzten großen Schlacht, der Schlacht bei Sekihara, hatte die großen Kriege ihr Ende. Die zwei großen Heere, die aufeinander geprallt waren, waren nach dem Gemetzel bedeutend kleiner und ohne Aufgabe. Der ganze Samurai-Stand innerhalb der japanischen Gesellschaft war ohne Aufgabe. Jetzt stellt sich die Frage, was mit den kampferprobten und stolzen Samurai geschah.
Aufgrund ihres Standes konnten sie eigentlich nicht zu einer anderen Kaste gehen. Sie konnten weder Bauern noch Handwerker oder gar Kaufleute werden. Es war für sie eine Frage der Ehre. Trotz dieser Tatsache wechselten viele Samurai in die anderen Stände unter Verlust ihrer Ehre. In dieser Zeit stieg die Zahl der Ronin, der herrenlosen Samurai gewaltig an. Es waren Menschen voller Stolz und Ehrgefühl, aber mit leerem Magen. In den immer weniger werdenden Schwertschulen wurde nach wie vor der Schwertkampf unterrichtet. Nur gegen wen sollte er eingesetzt werden. Es gab keine Feinde mehr. Aus diesem Grund suchten die Samurai sich einen neuen Feind und sie fanden ihn in sich selbst.
Verzagtheit, Nachlässigkeit, Üben ohne Konzentration, das sind die neuen Feinde.
Durch die Religionen beeinflußt, übten sie sich in Meditation und stellten fest wie schwer es ist, keine Gedanken mehr zu haben, auch nicht den Gedanken, daß man keine Gedanken mehr haben soll. Der Kampf gegen das Ich stellte nun eine neue Herausforderung dar. In dieser Zeit begann sich der Bushido als verbindlicher Ehrenkodex herauszukristallisieren. Er ging aus einem nur mündlich überlieferten älteren Ehrenkodex, dem Kyuba-mo-Michi (Weg des Bogens und des Pferdes) hervor. Aus den bisher tödlichen Kriegskünsten entwickelte sich allmählich der Weg des Kriegers (Budo) als lebenserhaltende Kunst. In einem neuzeitlichen Versuch, das Bushido in seiner ungeheuren Vielfalt zu einem verständlichen System zusammenzufügen, gipfelt der Bushido-Kodex in fünf Hauptforderungen, in denen mehrere Moralbegriffe enthalten sind.
Treue (Chugi)
Treue gegenüber dem Herrscher und Liebe zur Heimat
Achtung vor den Eltern und Brüdern
Fleiß
Höflichkeit (Reigi)
Ehrerbietung und Liebe
Bescheidenheit
korrekte Etikette
Mannhaftigkeit
Tapferkeit
Härte und Kaltblütigkeit
Geduld und Ausdauer
Schlagfertigkeit
Wahrheitsliebe (Makoto)
Offenheit und Aufrichtigkeit
Ehrgefühl
Gerechtigkeit
Einfachheit
Reinheit
Es gab verschiedene Versuche den Bushido darzustellen und zusammenzufassen. Je nach Schule wurden auch unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt bzw. weitere Aspekte hervorgehoben als die oben genannten. So gab es noch: Chi (Weisheit), Jin (universelle Liebe), Yu (Mut), Giri (Pflichtbewußtsein), Chugi (Loyalität), Shiki (Entschlossenheit), Ninyo (Menschlichkeit). Was sich jedoch durch alle Schulen hindurchzogen, waren Giri, ein ehernes Pflichtbewußtsein, Chugi, eine unbegrenzte Treue gegenüber dem Lehnsherrn und Entryo, die Todesverachtung.
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