5) Substanzwert
Die Ermittlung des Substanzwerts ist ein in der Betrachtung retrogrades, also rückwärtsgerichtetes Verfahren. Die Substanzwertermittlung war in der Vergangenheit stark verbreitet, findet jedoch heutzutage immer weniger Anhänger.
Im Wesentlichen wird bei der Substanzwertmethode der Unternehmenswert als Summe der im Unternehmen vorhandenen Vermögensgegenstände (Substanzen) abzüglich vorhandener Schulden berechnet. Hierbei wird normalerweise das betriebsnotwendige Vermögen mit den Wiederbeschaffungskosten und nicht betriebsnotwendiges Vermögen mit den erzielbaren Veräußerungspreisen beurteilt.
„Neugründung“ möglich
Der traditionelle Substanzwert entspricht dem Betrag, den ein Firmengründer beschaffen müsste, wenn er das Unternehmen auf der „aus dem Stand“ wieder errichten würde. Mathematisch ergibt sich der Substanzwert als Addition der bewerteten Vermögensteile, abzüglich der zum Nennwert bewerteten Verbindlichkeiten.
Teil- und Vollreproduktionswert
Beteiligte Marktanalysten sprechen in dem Fall, wenn bei der Ermittlung des Substanzwertes nur die materiellen Positionen betrachtet werden, vom Teilreproduktionswert.
Wenn bei der Bewertung auch die immateriellen Vermögenswerte angesetzt werden, wie beispielsweise der Gesellschaft selbst gehörende Patente, der Wert des Kundenstammes u.a., so handelt es sich um den Vollreproduktionswert. Jedoch stehen die Experten in dieser Situation immer wieder vor dem Problem, immaterielle Werte in Zahlen zu fassen.
Kritik an dem Substanzwertverfahren
Als retrogrades Verfahren berücksichtigt die Substanzwertmethode nicht die wirtschaftliche Entwicklung eines Unternehmens. Lediglich die vorhandenen Vermögenswerte stehen im Vordergrund der Bewertung. Dabei sind die Umsatz- und Absatzentwicklung oder die Entwicklungspotenziale eher unwichtig.
Die Substanzwertmethode wird heutzutage oft nur noch ergänzend oder unterstützend zu ertragsorientieren Verfahren verwendet. Die Substanzwertmethode kann bei der Bewertung von Unternehmen mit nachhaltigen Verlusten relevante Informationen liefern. In erster Linie werden heutzutage in der Unternehmensbewertung Ertragswertverfahren eingesetzt.
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