Ende der EEG-Förderung
Solarenergie in Deutschland droht Rolle rückwärts
Private Solaranlage auf einem Hausdach
Es sind vor allem die kleinen, dezentralen Solaranlagen, die ab 2021 kein Strom mehr einspeisen könnten. Der Energiewende droht eine klaffende Solarstromlücke:
Anfang 2021 fallen Tausende Photovoltaik-Anlagen aus der EEG-Förderung, ihre Zukunft ist ungewiss. Welche Optionen bleiben den Ökostrom-Pionieren für den Weiterbetrieb ihrer Anlagen?
Ab Januar 2021 erhalten die Betreiber von rund
18.100 Photovoltaik-Anlagen keine
Einspeisevergütung mehr für ihren Solarstrom, bis Ende 2025 sind es dann schon
176.000. Betroffen sind davon zunächst all jene Energiewende-Pioniere, die sich bereits vor dem Jahr 2001 eine Solaranlage zugelegt haben. Die meisten betroffenen Anlagen sind also eher klein. Bisher fehlt im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) eine entsprechende Anschlussregelung, die den Weiterbetrieb sicherstellen würde.
Die Betreiber stehen damit vor der Frage, wie sie ihre PV-Anlage nach dem EEG-Förderende weiter wirtschaftlich betreiben sollen. Zwar haben sie nach aktueller Rechtslage auch weiterhin einen Anspruch auf die Netzanbindung ihrer Anlage, jedoch
nicht mehr auf eine Vergütung. Ebenfalls darf der erzeugte Strom nicht einfach weiter eingespeist werden. Diese sogenannte
„wilde Einspeisung“ wäre für viele Betreiber zwar tatsächlich eine verlockende Lösung, würde den Netzbetreibern aber enorme Probleme bescheren.
Welche Optionen haben die Betreiber älterer Solaranlagen?
1. Verkauf des Stroms an einen Direktvermarkter
Für die meisten Betreiber älterer Solaranlagen ist die klassische Direktvermarktung aufgrund des Aufwands und hoher Kosten nicht sonderlich lukrativ. Letztere übersteigen meist den Marktwert des eingespeisten Stroms, wie eine Analyse des Umweltbundesamt zeigt. Allein für die Anschaffung der entsprechenden Zähler- und Messtechnik entstehen nicht unerhebliche Kosten.
Die Unternehmen EnBW, EnviaM, Senec und Sonnen haben daher ein Konzept für eine kleine Direktvermarktung von Post-EEG-Anlagen vorgelegt, womit alle Betreiber ihren (überschüssigen) Strom am Markt verkaufen können. Bekannte Prozesse sollen verschlankt und Kosten gesenkt werden, sodass eine wirtschaftlich sinnvolle Weiternutzung der PV-Anlagen möglich wird. Zu Umsetzung brauche es nur geringe gesetzgeberische und prozessuale Anpassungen, so die Allianz.
2. Optimierung des Eigenverbrauchs mit einem Speicher:
Aktuell können die meisten Betreiber in sonnigen Stunden nur einen Bruchteil ihres erzeugten Stroms selbst nutzen, die Anlagen produzieren weit mehr als die Haushalte benötigen. Daher stellt die Installation eines Speichers für viele Betreiber eine sinnvolle Erweiterung für den Weiterbetrieb ihrer Anlage dar. Dieser kann überschüssigen Strom zwischenspeichern und deutlich höhere Eigenverbrauchsquoten ermöglichen. Das Problem hierbei: Die Stromspeicher müssen ausreichend groß sein, um im Zweifel den gesamten ungenutzten Strom aufnehmen zu können. Wirtschaftlich macht das oftmals keinen Sinn, da die Anschaffungskosten in Relation zum Wert der „alten“ PV-Anlage sehr hoch sind.
3. Optimierung des Eigenverbrauchs ohne Speicher
Der solare Eigenverbrauch kann von den Betreibern auch ohne die Anschaffung eines Speichers optimiert werden. So kann überschüssiger Solarstrom etwa zum Aufladen des Elektroautos oder für eine Brauchwasserwärmepumpe verwendet werden. In besonders sonnigen Stunden wird damit die Batterie des E-Autos aufgeladen oder Warmwasser erzeugt.
4. Die Bildung einer „Energy Community“
Hierbei handelt es sich um ein relativ neues Geschäftsmodell, das eine virtuelle Community im Sinne des Strom-Sharings darstellt. Der produzierte Solarstrom kann dadurch im Verbund gespeichert und von einzelnen Mitgliedern je nach Bedarf abgerufen werden. Dafür braucht es jedoch intelligente Speicherlösungen und/ oder Cloud-Dienste – ebenfalls eine nicht ganz billige Lösung. Ein prominentes Beispiel ist die „sonnenCommunity“, bei der die Mitglieder ihren überschüssigen Strom online miteinander teilen können. Das Unternehmen sonnen wirbt mit einer „Energierevolution“ – und stellt das Smart Meter sogar kostenlos.
Für viele Betreiber älterer Solaranlagen wird weder die Aufrüstung mit einem Speicher noch die Direktvermarktung in Betracht kommen. Damit läuft die Energiewende tatsächlich Gefahr, eine riesige Menge an dezentral erzeugtem Solarstrom zu verlieren. Laut dem Umweltbundesamt könnte bis
Ende 2025 eine Erzeugungsleistung von
fast zwei Gigawatt wegfallen.
...
[Links nur für registrierte Nutzer]