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"""""Erziehung muslimischer Jungen "Mama, halt endlich die Klappe"
Was läuft in manchen muslimischen Familien bei der Erziehung der Jungen falsch? Pädagogikprofessor Ahmet Toprak sieht die Eltern als "Macho-Macher"und rät zu klaren Ansagen.
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Ein Interview von
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[Links nur für registrierte Nutzer] Christian Charisius/ DPA
Mutter mit Kindern in einer Hamburger Kita: "Klischees entstehen nicht aus heiterem Himmel"
Samstag,
19.10.2019 17:37 Uhr
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Zur Person
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Marcus Heine/ Econ Verlag
Ahmet Toprak wurde in der Türkei geboren und kam mit zehn Jahren nach Deutschland. Nach seinem Pädagogikstudium in den Neunzigerjahren arbeitete er als Anti-Gewalt-Trainer mit mehrfach straffälligen Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Seit 2007 ist er Professor für Erziehungswissenschaft an der FH Dortmund.
Am 25. Oktober erscheint sein neues Buch "Muslimisch, männlich, desintegriert. Was bei der Erziehung muslimischer Jungen schiefläuft".
SPIEGEL: Junge muslimische
[Links nur für registrierte Nutzer] haben in Deutschland einen schlechten Ruf. Wird ihnen damit Unrecht getan?
Toprak: Vielen schon. Aber einige Jungen bedienen diesen Ruf ziemlich gut, weil sie sich in der Öffentlichkeit schlecht benehmen, sich zum Beispiel in Gruppen an Warteschlangen vorbei drängeln oder wie frauenfeindliche Machos auftreten. Klischees entstehen häufig nicht aus heiterem Himmel. Bei manchen Gruppen junger muslimischer Männer gibt es erhebliche Probleme, in den
[Links nur für registrierte Nutzer], aber auch was ihre Gesetzestreue betrifft.
SPIEGEL: Welche Erklärung haben Sie dafür?
Toprak: Für den Erfolg oder Misserfolg der
[Links nur für registrierte Nutzer] mache ich in erster Linie die
[Links nur für registrierte Nutzer] und das Verhalten der
[Links nur für registrierte Nutzer] verantwortlich. Sie sind die Macho-Macher.
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SPIEGEL: Was läuft da falsch?
Toprak: In vielen streng konservativen
[Links nur für registrierte Nutzer] Familien dreht sich bei den Eltern alles darum, ihre Söhne darauf vorzubereiten, das Oberhaupt zu werden. Sie sollen später die Familie repräsentieren, beschützen und ernähren.
SPIEGEL: Wie hat man sich das vorzustellen?
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Toprak: Ein Junge darf im Gegensatz zu den Mädchen raus, soll die Welt erkunden, sich ausprobieren, von anderen Männern lernen. Und ganz wichtig: Er darf Fehler machen. Wenn er seiner Mutter widerspricht, ist das kein Problem.
SPIEGEL: Und ein Mädchen...
Toprak: ... soll eine anständige Hausfrau werden. Es muss sich an der Mutter orientieren und soll diese imitieren. Ein Mädchen darf keine Fehler begehen, sonst macht die Mutter Rabatz. Die Tochter muss bei allem, was sie tut, diszipliniert sein, ordentlich, zuverlässig und organisiert. Alles ist darauf ausgerichtet, dass sie frühzeitig eine gute Ehefrau und Mutter werden kann. Im Gegensatz zu ihrem Bruder darf sie der Mutter übrigens auch nicht widersprechen. Diese überkommene Geschlechtervorstellung ist eines der größten Probleme für die Integration.
SPIEGEL: Die Erwartungshaltung an die Kinder scheint ja enorm zu sein. Wie wirkt sich das auf die Jungen aus?
Toprak: In Deutschland müssen manche von ihnen schon viel früher in die Rolle des starken Mannes rutschen, als ihnen guttut. Der Tradition entsprechend bleibt zwar vermeintlich der Vater die autoritäre Instanz. In der Realität sind aber in einem bestimmten Milieu viele Väter arbeitslos oder sprechen nicht gut Deutsch. Sie können ihre Vorbildfunktion nur selten gut erfüllen. Im schlimmsten Fall haben sie sich - obwohl es ihnen ihr Glauben verbietet - dem Glücksspiel oder dem Alkohol zugewandt. Die Söhne müssen die Lücken füllen.
SPIEGEL: Sie haben in Ihrer Zeit als Sozialarbeiter viel mit schwierigen muslimischen Jugendlichen gearbeitet. Können Sie ein Beispiel aus der Praxis beschreiben?
Toprak: Da fällt mir Fatih ein, ein 17-jähriger Junge mit kurdischen Wurzeln. Er ließ sich gemeinsam mit seiner Mutter von einer Kollegin und mir bei der Jugendgerichtshilfe beraten, weil er wegen kleinerer Delikte angeklagt war. Uns fiel von Anfang an auf, wie schlecht der Junge seine Mutter behandelte."""""