Was dann aber sofort die Frage nach sich zieht
was heisst
"leben kann"
Das definiert Jeder aber anders,
der eine meint mehr zu leben zu benötigen,
der Andere weniger.
eine allg. gültige Definition hat mal Marcus Licinius Crassus, römischer Konsul, gemacht.
Von ihm stammt die Aussage:
Reich ist nicht der der eine Legion ausrüsten kann
Reich ist der der eine Legion unterhalten kann.
Und es ist schon fast pervers, aber diese Definition gilt immer.
In jeder Gesellschaft,
bezogen auf die Gesellschaft
kann man dies anwenden und dies zu jeder Zeit der letzten 2000 Jahre.
Reich ist, bezogen auf die Gesellschaft,
wer die standard-militärische Einheit unterhalten kann.
Bei uns also,
wer die laufenden Kosten für eine Division pro Jahr zahlen kann ohne einen Vermögensverlust zu haben.
Es ist demzufolge eine absolute Definition von Reich.
Das ganze hat aber auch eine Kehrseite. Ich möchte heute keine Zünfte mehr haben, denn die sind der Hauptgrund für Mittelmäßigkeit und Faulheit der Menschen. Der Deutsche fällt auch heute noch dadurch auf, dass er eine Erfindung zu Tode entwickelt und nie fertig wird. Die nehmen ihm dann andere ab, und machen sie vermarktungsreif. Zünfte sorgen für Ausgrenzung, Arroganz und elitärem Denken. Man konnte und kann keinen Deutschen dazu zwingen, etwas für die breite Masse anzubieten, wenn er das nicht will. Während der Angelsachse möglichst viel verkaufen will, denkt der Germane daran, seine Produkte zu horten und den Preis zu erhöhen. Sowas bescheuertes. Wenn ein Deutscher satt ist, rührt der sich nicht mehr, man kann ihn nicht mit Geld locken, und das ist für alle Beteiligten schädlich. Da sind ja selbst Japaner noch effektiver, auch wenn die eine ganz andere Vergangenheit als Angelsachsen haben. Der Deutsche hat es nie gelernt, einem anderen als seinem Fürsten und dem Kaiser zu dienen. Sich und seine Produkte und Dienstleistungen anzubieten, geht ihm gegen den Strich und muss mühsam antrainiert werden. Jemand, der was verkaufen will, wirkt hier bedürftig und wird bemitleidet, bis in höhere Leitungsebenen. Sie kriegen schnell ein Schlitzohrimage. In vielen Marketingabteilungen sind Deutsche nicht konkurrenzfähig, weil nicht authentisch. Das hat hier keine Zukunft mehr mit dieser geistigen Grundhaltung.
Du musst aber die entsprechenden Leute kennen und diese müssen auch in Deine Unternehmung investieren, damit es erfolgreich wird. Gute Ideen haben viele, aber nur wenige bekommen das Kapital, um an die Spitze zu kommen. Da gibt es dann viele undurchsichtige Seilschaften. Deswegen zahlen viele ja auch so viel Geld, um in Oxford, Harvard oder an der Wharton School zu studieren: Es geht um Kennenlernen der Geldgeber.
Meine Eltern in der BRD waren beamtet und angestellt. Ich konnte mir früher wahrscheinlich deshalb auch gar nicht den Grad der Informalität vorstellen, wie er ausserhalb der BRD üblich war.
Fing schon in England an. Ich war z.B. Stammkunde bei einem pakistanischen Händler für Kfz-Ersatzteile. Die Sachen, die er vor der Theke im Regal verkauft hat, waren sogar alle ausgepreist, im Gegensatz zu vielen anderen Läden dort. Wenn aber beispielsweise etwas mit GBP 8,50 ausgepreist war, dann zahlte ich vielleicht GBP 7,50, andere Kunden vielleicht GBP 8,00 oder GBP 7,00. Die wenigsten Kunden zahlten den vollen Preis. Dieser Händler hatte zwar auch eine Registrierkasse, scannte allerdings keinen Barcode.
Ich hatte auch schon hier in Lima Arbeitsangebote, da rief man mich an und ich dachte, es gäbe nun eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch. Nein, man fragte mich nur, ob die Vergütung so stimme und ob ich wirklich zu dem angegebenen Termin anfangen könne. Das Vorstellungsgespräch haben sie sich aufgrund der Informationen von Verwandten und Bekannten erspart.
Diese Informalität ist häufig derartig simpel und eigentlich ganz natürlich und durchschaubar. Trotzdem haben viele Menschen da eine Blockade im Gehirn.
Auch in der BRD knüpfen ja viele Menschen soziale Kontakte nicht nur des persönlichen Gustos wegen. Ob man nun eine Jagd pachtet oder im Schützenverein in den Vorstand drängt, häufig sind diese Beziehungen ja auch Geld wert.
In der BRD kriegen das nur nicht soviele mit. Ob ein Handwerker selbständig wird oder als Angesteller arbeitet, beruht häufig auf Erzählungen im Verwandten- und Bekanntenkreis. Selber ausprobieren ist dort mit viel Mühe und Risiko verbunden.
Hier ist das zumindestens in den ärmeren Aussenbezirken Limas aufgrund des Steuerrechts und der Haltung einiger Distriktverwaltungen recht einfach. Hier wird dann auf dem Gehweg, teilweise sogar auch auf der Strasse, geschweisst und geflext oder mit der Lackierpistole gearbeitet. Lange Baustahlstangen werden auch schon mal mit dem Mototaxi transportiert, auch wenn sie vorne zwei Meter hervorragen und hinten auf der Strasse schleifen.
Nicht nur wie hier Kfz.-Betriebe in der Av. Los Alisos, wo ich häufig lang fahre,
sondern im Distrikt El Agustino z.B. sind da metallverarbeitende Betriebe, Glasereien, Schreinereien, ganz oder teilweise auf dem Gehweg oder gar der Fahrbahn. Vor allem lustig, wenn die dort mit Schutzbrille und Atemschutz arbeiten und man selber kann als unbedarfter Fussgänger höchstens weitläufig auf die Fahrbahn ausweichen ... Komme mir dann immer vor, als ob ich ein Industriegelände unerlaubt betreten hätte ...
So wird einem auch viel eher dieses Prinzip in der Wirtschaft klar. Entweder ich kenne selbst jemanden und weiss, wie ich mein Produkt oder meine Dienstleistung vermarkten kann, oder ich weiss es nicht und suche mir daher jemanden, der es weiss. Ich bewerbe mich dann eben als Angestellter bei jemandem, der weiss, wie er an Kunden kommt.
Es ist nämlich nicht nur das Geld zum Investieren, es ist vor allem die Kenntnis des Marktes bzw. der Menschen, die diesen Markt ausmachen.
"Und wenn wir es nicht mehr erleben werden, Vater, so wissen wir doch eins, dass es die nach uns erleben werden, nicht? Und das ist doch auch ein Trost."
(aus dem Film 'Heimkehr', 1941)
In der BRD bekommst du in bestimmten Großhandelsgeschäften gar nicht an bestimmte Teile dran, wenn man keinen "Meisterbrief" hat. Und das sind keine sicherheitsrelevanten Teile, sondern z.B. Kleinmaterial für eine Heizungsinstallation oder auch einen Druckausgleichsbehälter. Der Großhandel maßt sich auf diese Weise an, Schwarzarbeit zu verhindern. In einem Kfz-Zubehörmarkt soll man demnächst keine Ölfilter mehr bekommen, weil man ja nicht nachweisen kann, was man mit dem Altöl macht. Für Autobatterien muss man Pfand bezahlen. Wer weiß, wie lange es dauert, bis man diese auch nicht mehr frei kaufen kann. Aber noch schlimmer: Wenn ich eine Achsvermessung machen lassen will, fragen sie bei ATU, warum ich das will! Falls ich dann sage, da hat jemand einen neuen Querlenker eingebaut, dann heißt es rotzfrech: "Wer war das? Wer hat das gemacht? Warum lassen sie es nicht da machen? Was? Der hat keine Geräte dafür? Und jetzt glauben Sie, wir sollen das zu Ende machen, oder was?" Die einzige erlaubte Antwort ist hier: "Ich fahre jetzt schon einige Jahre damit rum, und irgendwie habe ich das Gefühl, der zieht nach einer Seite". Das ist nicht das erste Mal, und ich habe es auch bei anderen Werkstätten so erlebt. Merkst du was? Ich kriege mittlerweile nur noch das Kotzen, wenn ich mit solchen Arschgeigen gezwungenermaßen zu tun habe. Man ist als Kunde permanent in der Bittstellerposition. Es reicht nicht nur, dass es kaum noch fähige Handwerker gibt. Die wenigen brauchbaren vergraulen mit ihrem Verhalten auch noch Kunden, die noch gar nicht daran denken, was das kosten könnte. Wenn man etwas gemacht haben will, wird man oft noch beschimpft, nach dem Motto: "Das hätte nicht passieren dürfen". Geht es eigentlich noch bescheuerter?
Ja, geht es. Meine Ex hat ein Dreifamilienhaus gekauft, und will einige Heizkörper austauschen lassen. Da wird sie standardmäßig gefragt, welcher Heizungsbauer die Anlage vorher betreut hat. Also von dem ehemaligen Eigentümer! Das muss man sich mal vorstellen. Ist es so, dass die nicht an Häuser drangehen wollen, wo ein anderer seine Hand drauf hat? Das sind doch fast schon mafiöse Strukturen da, und eigentlich sollten wir das schon längst überwunden haben! Oder die haben Angst, dass die nicht verstehen, wie die Anlage funktioniert, die sie selber nicht gebaut haben. Zum Kotzen.
Und ich frage mich die ganze Zeit, wer daran Schuld ist, dass es solch krasse Verhaltensauffälligkeiten gibt. Ist am Ende der deutsche Doofmichel selber dran schuld? Will er wie der letzte Dreck behandelt werden, weil er selber so ein Stück Scheiße ist, der nach unten tritt und nach oben buckelt? So langsam ergibt sich für mich ein schlüssiges Bild.
Geändert von antiseptisch (11.10.2019 um 02:54 Uhr)
Ich habe das auch in Mexico gesehen. Scheint wohl Standart zu sein in spanisch sprechenden Ländern. Auf einer belebten Straße einfach nur eine Glasscheibe anmieten um davor sein Lager und Geschäft zu präsentieren.
Ein Friseur hat warscheinlich auch die Waschbecken und die Stühle draußen auf dem Pflaster stehen, die Kunden werden dann unter der herrlichen Sonne Südamerikas bedient.
Sie sind wie eine Wolke: wenn sie sich verziehen, kann es doch noch ein schöner Tag werden.
Für mich gibt es nur noch die AFD.
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