"Es gehört zum Schwierigsten, was einem denkenden Menschen auferlegt werden kann,
wissend unter Unwissenden den Ablauf eines historischen Prozesses miterleben zu müssen,dessen unausweichlichen Ausgang er längst mit Deutlichkeit kennt.
Die Zeit des Irrtums der anderen, der falschen Hoffnungen, der blind begangenen Fehler wird dann sehr lang." - Carl Jacob Burckhardt (Schweizer Historiker) -
Libra kommt!
Im dunklen Anzug und mit Krawatte war der 35-Jährige in den Kongress gekommen. Saß der Milliardär zu Beginn vor den Abgeordneten wie ein Pennäler bei der Strafpredigt des Schuldirektors, gewann er im Laufe der Stunden zunehmend an Sicherheit.
Das dürfte auch daran gelegen haben, dass eine Reihe republikanischer Parlamentarier sich geradezu darin überschlug, ihn als fantastischen Entrepreneur zu feiern. Oder die Gelegenheit nutzte, über Risiken von Impfungen oder andere Lieblingsthemen zu monologisieren. Mehrfach schnitten die Befrager ihrem Zeugen bei der Antwort das Wort ab, als stehle er ihnen wichtige Kamerazeit. Zuckerberg ersparte das, zu sehr ins Detail gehen zu müssen. Dafür beteuerte er, dass er nur das Gute wolle und steuerte Plattitüden bei wie die, dass sich " prinzipiell alle Unternehmen an Gesetze halten sollten". Stets aber bedankte er sich für die Frage und vergaß nie, die Politiker respektvoll zu titulieren.
[Links nur für registrierte Nutzer] Win McNamee/ AFP
Zuckerberg kurz vor Beginn der Anhörung
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Ins Schwimmen allerdings geriet der Unternehmenschef bei Themen, die er selbst nicht als wesentlich für sein Geschäftsmodell wahrzunehmen scheint: Zum Beispiel bei der Frage, wie viele der 21 Mitglieder der Libra-Association von Frauen oder Mitgliedern der LGBTQ+-Community geführt würden. Auch konnte Zuckerberg keine Mitglieder seiner mit Tamtam gegründeten Taskforce für Bürgerrechte benennen.
Facebook muss sich rechtfertigen
Der Tag zeigte: Facebook steht wie die anderen Tech-Riesen zunehmend unter Rechtfertigungsdruck. Auf beiden Seiten der politischen Lager in Washington herrscht Einigkeit darüber, dass die Plattform noch viele Versäumnisse abzuarbeiten hat, was den [Links nur für registrierte Nutzer] und den Umgang mit Hasspropaganda angeht. Zuckerberg gab sich verständig, versicherte aber, dass man seit den Wahlkampfmanipulationen Russlands 2016 viel Geld und Mühe in die verbesserte Sicherheit des Datennetzwerks investiert habe.
Seine Verteidigungslinie: Wir wollen das Gute, es geht uns nicht ums Geld.
Den massiven Widerstand nicht nur der Demokraten, sondern auch der US-Regierung gegen das neue Zahlungssystem Libra versuchte er mit der Versicherung zu kontern, dass Facebook das Projekt ohne die Zustimmung der US-Aufsichtsbehörden nicht starten werde. Bei den Republikanern scheint dabei vor allem das Argument anzukommen, dass [Links nur für registrierte Nutzer] den [Links nur für registrierte Nutzer] den Rang ablaufen könnte: "Unsere Führungsrolle im Finanzsystem ist nicht garantiert", warnte der Facebook-Chef. Mehrere Abgeordnete forderten ihn auf, nicht die [Links nur für registrierte Nutzer], sondern die USA zum Sitz des Libra-Projekts zu machen. "Bringen Sie es heim und sorgen Sie dafür, dass es amerikanisch bleibt", bat der Texaner Lance Gooden.
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Zuckerberg nahm das so stoisch hin wie das vergiftete Lob eines Republikaners, der Tech-Gründer aus dem Valley habe doch viel mit dem Unternehmer Trump gemein. Der CEO, der öffentliche Auftritte lange möglichst gemieden hat, hat akzeptiert, dass er das Gesicht von Facebook ist: Für die einen als der Erfinder eines der erfolgreichsten Unternehmen Amerikas. Für die anderen als sozialer Brandstifter. Facebook "taucht systematisch an jedem Ort des Verbrechens auf", sagte der Demokrat Gregory Meeks. "Glauben Sie, das ist Zufall?"
"Naja", antwortete Zuckerberg. "Wir sind ja auch in fast allen Ländern der Welt vertreten." Er war in der Defensive, und nicht nur an diesem Tag. Facebook spürt heftigen Gegenwind in Amerika. 47 Bundesstaaten haben gemeinsam Ermittlungen wegen möglichen Verstößen gegen das [Links nur für registrierte Nutzer] eingeleitet. Die aussichtsreiche Präsidentschaftsbewerberin der Demokraten, [Links nur für registrierte Nutzer], propagiert die Zerschlagung des Unternehmens.
Zuckerbergs Charmeoffensive
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Der Chef höchstpersönlich betreibt deswegen inzwischen Lobbyarbeit - öffentlich und hinter den Kulissen. Zu seiner Charmeoffensive gehört, dass er in den vergangenen Monaten mehrere Abgeordnete und Senatoren beider Parteien zum Dinner in eines seiner Domizile in [Links nur für registrierte Nutzer] bat. Und er versucht den Vorwurf zu entkräften, dass das Netzwerk zu Lasten der Konservativen agiert. Zuckerberg hat nicht nur Trump getroffen, sondern auch dessen einflussreichen Schwiegersohn [Links nur für registrierte Nutzer]. Er traf konservative Journalisten und gab Trumps Haussender Fox ein Interview.
Er sei "im Moment nicht der ideale Botschafter" für das umstrittene Libra-Projekt, erklärte Zuckerberg im Kongress. Vielleicht aber stimmt auch das Gegenteil: "Sie sind vermutlich die richtige Person zur richtigen Zeit, um die Schläge einzustecken", so der kalifornische Volksvertreter Juan Vargas. Andere ließen gar so etwas wie Mitleid erkennen. Wie es ihm gehe, fragte ein Abgeordneter den Zeugen. "Es geht mir okay", antwortete Zuckerberg nach kurzem Zögern. "Das war ehrlich. Danke", konstatierte der Frager.
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"Die Ankündigung von Facebook, zusammen mit rund 100 Partnern eine eigene Währung namens Libra herauszubringen, hat bei uns und in anderen Industrieländern zu Recht für große Aufregung gesorgt. Aber die Industrieländer sind wohl nicht das Hauptziel der Initiative. Sie dürfte zunächst vor allem darauf abzielen, die US-amerikanische Dominanz im Zahlungsverkehr gegen die zunehmende Ausbreitung chinesischer Alternativangebote in Afrika und Asien zu verteidigen. Nicht nur als Investor, Kreditgeber, Rohstoffkäufer und Exporteur macht sich China in Afrika und Asien breit.
Auch Anbieter von mobilen Zahlungsdienstleistern, zuvorderst Alibaba und Tencent mit den Diensten WeChat und Alipay, expandieren kräftig. Sie gehen Kooperationen mit afrikanischen Banken und Zahlungsdienstleistern wie dem kenianischen M-Pesa ein. Das ermöglicht es Händlern, Zahlungen in der chinesischen Währung Yuan einfach und preisgünstig vorzunehmen. Wenn Zahlungen von und an chinesische Adressen verbreitet genug sind, kann dieses Angebot die Dominanz des Dollars für internationale Zahlungen in Afrika gefährden.
Denn wenn Kunden wissen, dass sie leicht einen Händler finden, der Yuan braucht, um Importe aus China zu bezahlen, dann können sie auch Yuan akzeptieren, wenn sie selbst gar keine China-Kontakte haben. Andere Entwicklungs- und Schwellenländern, vor allem in Asien, darunter in Indien und Pakistan, sind ähnlich umkämpft zwischen den USA und China und deren Zahlungsdienstleistern.
Dem chinesischen Vordringen wollen die USA etwas entgegensetzen. Das mit Abstand beste Vehikel, das anzugehen ist Facebook. Denn Facebook hat mit WhatsApp und Facebook Messenger in fast allen Ländern die dominierenden Messenger-Dienste, die sich gut für Massen-Zahlungsverkehrsdienste eignen. In Afrika bietet Facebook einen kostenlosen Zugang zu einer Basisversion des Internets über das eigene soziale Medium an. Für Millionen Afrikaner ist Facebook dadurch Synonym für das Internet. Diesen Hintergrund für das Libra-Projekt sollte man im Hinterkopf haben, wenn man das Getöse um die Zulassung und Regulierung von Libra in den Industrieländern richtig einordnen will. Allerdings hat die Konkurrenz mit China das Projekt einer amerikanischen Social-Media-Währung wohl nur beschleunigt.
Gekommen wäre es auch so, denn es fügt sich ein in die in Teil 1 beschriebene Kampagne der „finanziellen Inklusion“, also der möglichst engen Bindung eines möglichst großen Teils der Weltbevölkerung an ein US-dominiertes Zahlungsverkehrssystem. Diese Dominanz soll von den internationalen Zahlungen auf die innerstaatlichen Zahlungen in möglichst vielen Ländern ausgeweitet werden."
Der Unterschied zum Bitcoin ist die Weise, wie die Geldmenge steigt. Beim Bitcoin wird sie einfach gedruckt, und bei der D-Mark geschah das durch Kreditvergabe, dem WERTE hinterlegt waren. Erst, als dann zusaetzlich Geld gedruckt wurde, gabs eine Inflationsrate, und da beim Bitcoin garkeine Werte hinterlegt sind, ists eine Waehrung ohne Wert, ein Zockerpapier, welches bald weniger als 20 € wert sein wird - meine Prognose - und als Geld niemals eine groessere Rolle spielen wird.
Wenn beim Libra "andere" Waehrungen hinterlegt sind, so unterliegt sie ebenso der Inflationsrate, die diese Waehrungen eben haben. Mit dem Unterschied, dass die "Librabank" ganz einfach ungedecktes Geld drucken kann - und dann diese Waehrung ebenso zum Bezahlen unsinnig wird. Wegen der grossen Schwankungen im Wert.
"Wer glaubt, die geplante globale Digitalwährung von Facebook mit dem Namen Libra sei wegen des Widerstands der Regulierer eine Totgeburt, könnte einem Täuschungsmanöver aufsitzen. Denn im internationalen Verlautbarungssprech bedeuten Worte oft das Gegenteil dessen, was sie zu bedeuten scheinen. Weil sich mit Mastercard, Visa und Paypal drei besonders wichtige Partner letztlich doch nicht an der Libra Association beteiligt haben, und weil von einigen Regulierern und Ministern, sowie von internationalen Gruppen kritische Töne zu dem Projekt kamen, könnte es so aussehen, als würde aus der globalen, privaten Währung nichts werden.
Liest man allerdings genau, was die von den USA angeführte G7-Gruppe der sieben wichtigsten Industrienationen kürzlich dazu verlautbart hat (1), und übersetzt das Diplomatensprech in normale Sprache, dürfen einem Zweifel kommen. Es klingt zwar sehr streng. Bei Lichte besehen steht in der G7-Verlautbarung jedoch: - Dass Libra grünes Licht bekommen soll, wenn die Betreiber dafür sorgen können, dass Vorschriften zur Identifizierung der Sender und Empfänger von Finanztransaktionen eingehalten werden. Das ist eine Anforderung, die gut in die Pläne von Facebook passt. - Dass die G7 die größere G20-Gruppe, die eigentlich für Finanzregulierung zuständig sein sollte, in Sachen Libra entmachtet hat. - Dass US-dominierte internationale Regulierergremien wie der Finanzstabilitätsrat (FSB) die Vorentscheidung treffen sollen, welche Bedingungen die Libra Association erfüllen muss, um loslegen zu dürfen.
Mitglied der G7 sind die USA, Kanada, Japan, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Italien. Seit der großen Finanzkrise ist die G7 stark in den Hintergrund getreten. Dafür wurde auf Initiative der USA die G20 zum Richtungsgeber für die internationale Finanzregulierung aufgebaut. Es war regelmäßig die G20, die den internationalen Standardsetzergruppen die (informellen) Arbeitsaufträge gab."
"Es gehört zum Schwierigsten, was einem denkenden Menschen auferlegt werden kann,
wissend unter Unwissenden den Ablauf eines historischen Prozesses miterleben zu müssen,dessen unausweichlichen Ausgang er längst mit Deutlichkeit kennt.
Die Zeit des Irrtums der anderen, der falschen Hoffnungen, der blind begangenen Fehler wird dann sehr lang." - Carl Jacob Burckhardt (Schweizer Historiker) -
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