Zum Tod von Theodor Wonja Michael Der vorletzte Zeuge Theodor Wonja Michael war einer der letzten schwarzen deutschen Überlebenden der NS-Zeit, eine große Inspiration für Afrodeutsche - und noch so viel mehr. Nun ist er im Alter von 94 Jahren verstorben.
[Links nur für registrierte Nutzer]
Von
[Links nur für registrierte Nutzer]
[Links nur für registrierte Nutzer] Sven Simon/ ullstein bild
Theodor Wonja Michael 2014 bei einem WDR-Auftritt
Montag,
21.10.2019 20:39 Uhr
- [Links nur für registrierte Nutzer]
- [Links nur für registrierte Nutzer]
- [Links nur für registrierte Nutzer]
Ich lernte Theodor Wonja Michael am Hamburger Hauptbahnhof kennen, im März 2013. Er wartete am Bahnsteig, in einem Rollstuhl, neben ihm stand seine Frau. Ein Mann mit grauem Bart, das linke Auge etwas verkniffen, es sah aus, als würde er zwinkern. Er hatte eine hohe Stimme und lachte gern. Da saß er also vor mir. Ich blickte auf fast 90 Jahre deutsche Geschichte. Auf einen Mann, der zu Zeiten der
[Links nur für registrierte Nutzer] geboren worden war. Der die Nazizeit überlebt hatte. Der später Schauspieler war, Schreiber und Spion. Der schwarz war, so wie ich.
Anzeige
Als Jugendlicher beschäftigte ich mich intensiv mit schwarzer deutscher Geschichte, mit einer Geschichte also, die in Schulen in
[Links nur für registrierte Nutzer] kaum gelehrt wird. Ich entdeckte
[Links nur für registrierte Nutzer], in dem zwei Dutzend Biografien versammelt waren. Auch die von Theodor Wonja Michael. Er ist einer der wenigen bekannten schwarzen
[Links nur für registrierte Nutzer]. Umso größer ist seine Bedeutung für Afrodeutsche: Theodor Wonja Michael war der lebende Beweis dafür, dass es uns schon lange gibt in diesem Land, dass wir hier keine Fremden sind.
Er kam im Jahr 1925 in
[Links nur für registrierte Nutzer] auf die Welt, als Sohn einer Näherin aus Ostpreußen. Viel weiß er nicht über seine Mutter, sie soll schön und intelligent gewesen sein, spielte Klavier, ein Jahr nach seiner Geburt starb sie. Michaels Vater stammte aus
[Links nur für registrierte Nutzer] und war Mitglied einer aristokratischen Familie. Das Land stand zuvor unter deutscher Herrschaft, als Einwohner der sogenannten "Schutzgebiete" hatte Michaels Vater einen Ausweis, der ihm das Leben in Deutschland erlaubte. Er sah es als sein Recht an, hier zu leben. Ein Selbstverständnis, das seinem Sohn Theodor sehr wichtig war.
ANZEIGE
[Links nur für registrierte Nutzer]
Theodor Michael
Deutsch sein und schwarz dazu: Erinnerungen eines Afro-Deutschen
Verlag:
dtv Verlagsgesellschaft
Seiten:
224
Preis:
EUR 9,90
[Links nur für registrierte Nutzer] [Links nur für registrierte Nutzer]
Produkthinweise erfolgen rein redaktionell und unabhängig. Über die sogenannten Affiliate-Links oben erhalten wir beim Kauf in der Regel eine Provision vom Händler.
[Links nur für registrierte Nutzer]
Nach dem Tod der Mutter brachte der Vater die Familie als U-Bahnbauer durch, er schleppte seine Kinder zu Völkerschauen, wo sie primitive Menschen mimten. Michael hasste es. "Wo ich ging und stand, wurde ich begafft, wildfremde Leute fuhren mir mit den Fingern durch die Haare, rochen an mir", schrieb er in seiner Biografie, die 2013 erschien. Wenn sich schwarze Menschen heute darüber ärgern, dass ihnen Fremde in die Haare fassen wollen, dann hat das eine Geschichte.