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Thema: "Der vorletzte Zeuge"

  1. #1
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    Standard "Der vorletzte Zeuge"

    Ist das nicht merkwürdig? "Theodor Wonja Michael wurde 1925 in Berlin als jüngster Sohn des Kameruner Kolonialmigranten Theophilius Wonja Michael und dessen deutscher Ehefrau Martha (geb. Wegner) geboren. Er hatte drei Geschwister: James (* 1916), Juliana (* 1921) und Christiana.Als seine Mutter 1926 starb, wuchs er als Halbwaise bei Pflegeeltern auf, die Betreiber einer Völkerschau waren und ihn dort ab 1927, zweijährig, als Komparsen einsetzten. 1934 starb sein Vater und die Geschwister wurden getrennt. Obwohl er die Volksschule 1939 abschloss, konnte er aufgrund der Nürnberger Rassengesetze keine Ausbildung beginnen. Er arbeitete zunächst als Portier in einem Berliner Hotel, wurde aber aufgrund einer Beschwerde eines Gastes über seine Hautfarbe entlassen. Sein deutscher Pass wurde ihm aberkannt und er wurde staatenlos. In die Wehrmacht wurde er aufgrund seiner Hautfarbe nicht eingezogen. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich als Zirkusdarsteller und als Komparse in Kolonialfilmen der UFA. Bis 1942 entstanden im Auftrag des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda etwa 100 Kolonialfilme, die die deutsche Kolonialzeit glorifizierten. Die Filme wurden in Deutschland mit schwarzen Darstellern gedreht und boten schwarzen Deutschen und afrikanischen Migranten Beschäftigung und Schutz vor Verfolgung. Auch Kriegsgefangene wurden eingesetzt. Über die Intention der Filme war sich Theodor Wonja Michael im Klaren: „Wir waren die Mohren, die man da brauchte. Für uns war das eine Existenzfrage.“[1] Er spielte außerdem in dem Film Münchhausen (mit Hans Albers u. a.) eine kleinere Statistenrolle. 1943 wurde er zur Zwangsarbeit verpflichtet und bis zur Befreiung durch die Rote Armee im Mai 1945 in einem Arbeitslager in der Nähe von Berlin interniert.
    Nach 1945 arbeitete er als Zivilangestellter bei den US-amerikanischen Besatzungstruppen und übernahm Rollen als Schauspieler. Er holte das Abitur nach und studierte u. a. Politikwissenschaften in Hamburg und Paris mit Abschluss als Diplom-Volkswirt. Zu seinen akademischen Lehrern gehörte Ralf Dahrendorf. Danach arbeitete er als Journalist und wurde Chefredakteur der Zeitschrift Afrika-Bulletin. Auch war er u. a. Regierungsberater der SPD, Lehrbeauftragter für die Deutsche Stiftung für Internationale Zusammenarbeit und Beamter beim Bundesnachrichtendienst.[2] Außerdem übernahm er qualifizierte Schauspielrollen in Theater, Film, Fernsehen und Radio.
    Seine Geschwister Juliana und James fand er erst in den 1960er Jahren wieder. Später lebte er in Köln, gründete eine Familie und war ein aktives Mitglied der schwarzen deutschen Gemeinde.[3]
    Anlässlich der Veröffentlichung seiner Autobiografie, in der er insbesondere seine Identität als Afrodeutscher behandelte, hatte er zahlreiche Fernsehauftritte, u. a. in den Sendungen Das Blaue Sofa und Markus Lanz.[4]
    2018 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande für sein Engagement als Zeitzeuge ausgezeichnet."

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    Zum Tod von Theodor Wonja Michael Der vorletzte Zeuge

    Theodor Wonja Michael war einer der letzten schwarzen deutschen Überlebenden der NS-Zeit, eine große Inspiration für Afrodeutsche - und noch so viel mehr. Nun ist er im Alter von 94 Jahren verstorben.
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    [Links nur für registrierte Nutzer] Sven Simon/ ullstein bild
    Theodor Wonja Michael 2014 bei einem WDR-Auftritt








    Montag, 21.10.2019 20:39 Uhr
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    Ich lernte Theodor Wonja Michael am Hamburger Hauptbahnhof kennen, im März 2013. Er wartete am Bahnsteig, in einem Rollstuhl, neben ihm stand seine Frau. Ein Mann mit grauem Bart, das linke Auge etwas verkniffen, es sah aus, als würde er zwinkern. Er hatte eine hohe Stimme und lachte gern. Da saß er also vor mir. Ich blickte auf fast 90 Jahre deutsche Geschichte. Auf einen Mann, der zu Zeiten der [Links nur für registrierte Nutzer] geboren worden war. Der die Nazizeit überlebt hatte. Der später Schauspieler war, Schreiber und Spion. Der schwarz war, so wie ich.

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    Als Jugendlicher beschäftigte ich mich intensiv mit schwarzer deutscher Geschichte, mit einer Geschichte also, die in Schulen in [Links nur für registrierte Nutzer] kaum gelehrt wird. Ich entdeckte [Links nur für registrierte Nutzer], in dem zwei Dutzend Biografien versammelt waren. Auch die von Theodor Wonja Michael. Er ist einer der wenigen bekannten schwarzen [Links nur für registrierte Nutzer]. Umso größer ist seine Bedeutung für Afrodeutsche: Theodor Wonja Michael war der lebende Beweis dafür, dass es uns schon lange gibt in diesem Land, dass wir hier keine Fremden sind.
    Er kam im Jahr 1925 in [Links nur für registrierte Nutzer] auf die Welt, als Sohn einer Näherin aus Ostpreußen. Viel weiß er nicht über seine Mutter, sie soll schön und intelligent gewesen sein, spielte Klavier, ein Jahr nach seiner Geburt starb sie. Michaels Vater stammte aus [Links nur für registrierte Nutzer] und war Mitglied einer aristokratischen Familie. Das Land stand zuvor unter deutscher Herrschaft, als Einwohner der sogenannten "Schutzgebiete" hatte Michaels Vater einen Ausweis, der ihm das Leben in Deutschland erlaubte. Er sah es als sein Recht an, hier zu leben. Ein Selbstverständnis, das seinem Sohn Theodor sehr wichtig war.
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    Deutsch sein und schwarz dazu: Erinnerungen eines Afro-Deutschen

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    Nach dem Tod der Mutter brachte der Vater die Familie als U-Bahnbauer durch, er schleppte seine Kinder zu Völkerschauen, wo sie primitive Menschen mimten. Michael hasste es. "Wo ich ging und stand, wurde ich begafft, wildfremde Leute fuhren mir mit den Fingern durch die Haare, rochen an mir", schrieb er in seiner Biografie, die 2013 erschien. Wenn sich schwarze Menschen heute darüber ärgern, dass ihnen Fremde in die Haare fassen wollen, dann hat das eine Geschichte.

  2. #2
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    Standard AW: "Der vorletzte Zeuge"


  3. #3
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    Standard AW: "Der vorletzte Zeuge"

    Was ist merkwürdig?

  4. #4
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    Standard AW: "Der vorletzte Zeuge"

    Zitat Zitat von Deutschmann Beitrag anzeigen
    Was ist merkwürdig?
    Hat der wirklich in Berlin gelebt?

  5. #5
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    Standard AW: "Der vorletzte Zeuge"

    Zitat Zitat von Pelle Beitrag anzeigen
    Hat der wirklich in Berlin gelebt?
    Nö, er hat nur so getan.......

  6. #6
    Have a little faith, baby Benutzerbild von Maitre
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    Standard AW: "Der vorletzte Zeuge"

    Zitat Zitat von Pelle Beitrag anzeigen
    Hat der wirklich in Berlin gelebt?
    Berlin gibt es eigentlich gar nicht. Das ist eine Verschwörung! Um davon abzulenken, wurde die Bielefeld-Verschwörung erfunden.

  7. #7
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    Standard AW: "Der vorletzte Zeuge"

    Diesen "wichtigen Zeitzeugen" kannte ich bis eben gar nicht. Aber die Vita sagt ja eigentlich alles, also möge er in Frieden ruhen und demnächst komplett vergessen sein...

  8. #8
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    Standard AW: "Der vorletzte Zeuge"

    Zitat Zitat von Maitre Beitrag anzeigen
    Berlin gibt es eigentlich gar nicht. Das ist eine Verschwörung! Um davon abzulenken, wurde die Bielefeld-Verschwörung erfunden.
    Wenn mein feiner "mauer drum, arsch drüber, zuscheißen"-Plan für Berlin zur Ausführung kommt, sind da eh alle zumindest Kackbraun. Da wäre er gar nicht mehr aufgefallen...

  9. #9
    Mitglied Benutzerbild von herberger
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    Standard AW: "Der vorletzte Zeuge"

    So wie man es entnehmen kann ist diesem farbigen Menschen in NS Deutschland nichts passiert, man darf natürlich nicht heutige Maßstäbe heranziehen, denn die gab es auch in den USA nicht.
    Der FC Bayern München halten sich nicht für etwas besseres, sie sind es!

  10. #10
    Weedmeister Benutzerbild von Schlummifix
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    Standard AW: "Der vorletzte Zeuge"

    Hier ein Foto der Eltern.

    Der arme Mann hatte es zu Lebzeiten wirklich nicht leicht, wie man sich denken kann.
    Der Witz ist ja, dass er 1945 in die USA auswandern wollte, aber auch das durfte er nicht.
    Weil er dort als Reichsdeutscher galt. Dumm gelaufen.


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