Klar war das eine willkommene finanzielle Starthilfe. Aber darauf den Erfolg des Kaiserreiches zurückzuführen, sollte gerade auch Dir zu billig sein. Das Reich war die aufstrebende Industrienation Nr. 1 - führend in allen Bereichen der Technik und Wissenschaft. Die Briten fühlten sich schließlich sogar genötigt, "Made in Germany" einzuführen um den deutschen Export zu schwächen. Was aber bekanntermaßen nach hinten losging. (Übrigens profitierten auch die Franzosen vom deutschen Erfolg und erlebten trotz Reparationen eine Blütezeit, die dort als 'Belle Epoque' bezeichnet wird. Das Schicksal Europas war eben schon immer an das Wohlergehen Deutschlands gekoppelt. Ging es Deutschland gut, ging es auch Europa gut.)
Man sollte dabei allerdings auch nicht vergessen, daß Wilhelm II. Kaiser, nicht Reichskanzler war. Seit 1918 wird Wilhelm gerne, aber zu Unrecht, die Schuld für sämtliche Fehler in der damaligen Außenpolitik des Reiches in die Schuhe geschoben.Das ist zwar wahr, aber niemand hätte Willi II daran gehindert, Bismarcks kluge Außenpolitik fortzuführen.
Kolonien und eine Flotte, die Deutschlands gutes Recht waren - zumal die Kaiserliche Marine und das bißchen Kolonialbesitz nie eine wirkliche Bedrohung gegen das "Empire" darstellten. Es ging um die Wirtschaftskraft des Reiches, und sonst gar nichts. Marine und Kolonien waren da allenfalls vorgeschobene Gründe. Das machte ja auch der britische Premier Disraeli bereits bei der Reichsgründung 1871 deutlich.Das ist falsch. Es war Willi II, der den Briten mit seinen Kolonisationsphantasien und seinem Flottenaufbau an den Karren pinkelte. Auch eine weitere Konfrontation mit Frankreich konnte keinen Nutzen bringen.
An der Konfrontation mit den Anglos und Franzmännern führte letztendlich trotzdem kein Weg vorbei. Aber das ist jetzt auch nichts, was hier nicht ohnehin schon hundert mal durchdiskutiert worden wäre.Im Gegenteil. Bismarcks Politik war auf eine Absicherung in alle Richtungen ausgerichtet. Willi II wollte den Rückversicherungsvertrag mit Russland nicht verlängern und betrieb statt Bismarcks kluger Absicherung seine "Politik der freien Hand". Die hatte letztlich zur Folge, dass die Nachbarn nicht mehr recht wussten, woran sie waren.