Göbekli Tepe
Der erste Tempel der Geschichte
Vor 11.000 Jahren errichten Jäger und Sammler am Göbekli Tepe die erste Kultanlage überhaupt. Der Bau zeugt von Religiosität, von Fortschritt – und womöglich von einer grundlegenden Zeitenwende
Dirk Hempel
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Im Südosten der heutigen Türkei erhebt sich der Tempel von Göbekli Tepe. Um die aus Hunderten Pfeilern bestehende Anlage zu errichten, erfinden die Erbauer vermutlich die Arbeitsteilung: Träger schaffen die Stelen heran, Aufseher überwachen ihre Verteilung, Steinmetze verzieren sie mit Symbolen
Wie eine lang gestreckte Düne erhebt sich der Göbekli Tepe, der „gebauchte Berg“, über einem Kalksteinplateau, das im Südosten Anatoliens zum Zweistromland abfällt. Karges Steppengras wächst an seinen trockenen Hängen, von denen einst die Säulen der ersten Tempelanlage der Menschheit emporragten: eines Monuments, das Nomaden vor 11.000 Jahren errichtet haben – und das von einer Zeitenwende kündete. Viele Jahrtausende lang ziehen Jäger und Sammler durch die Region, auf der Jagd nach Gazellen und Auerochsen, auf der Suche nach Beeren, Wurzeln und Früchten. Nie errichten sie feste Gebäude – bis sie um 9000 v. Chr. am Göbekli Tepe urplötzlich eine gigantische Kultstätte schaffen.