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Masern
Masern sind eine hochfieberhafte und sehr ansteckende Kinderkrankheit. Sie kommt heute auch bei Jugendlichen und Erwachsenen vor. In diesem Alter kann die Krankheit besonders schwer verlaufen. Ebenso sind Säuglinge besonders gefährdet. Weltweit wird eine zweimalige Masernimpfung mit Beginn im frühen Kindesalter empfohlen. Ein ausreichender Masernschutz ist besonders wichtig für Jugendliche und Erwachsene, die nach 1970 geboren wurden.
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Masern und Globalisierung
Nach wie vor sind Masern ein gravierendes gesundheitliches Problem in wirtschaftlich schwachen Ländern: Weltweit starben 2017 etwa 110.000 Menschen an Masern, in der Mehrzahl Kinder. In Deutschland muss heute mit einer deutlich erhöhten Gesamtmasernsterblichkeit als früher gerechnet werden. Sie liegt einschl. SSPE in der Größenordnung von 1:1.000 Masern-Erkrankten (17). Dabei tragen Säuglinge, Erwachsene und Patienten mit Immundefekten ein höheres Risiko als andere. Der Schutz dieser Risikogruppen kann ein wesentliches Motiv sein, für die Impfung einzutreten.
Eine Ausrottung der Masern wie beim Pockenvirus ist vermutlich in absehbarer Zeit nicht möglich (18). In der von der WHO definierten Region Europa (EU und Nachbarländer wie Türkei, Georgien, Ukraine) erkranken jährlich mehr als zehntausend Menschen an Masern. Ob Europa das Ziel einer Masern-Elimination (dies entspräche weniger als einem Erkrankten auf 1 Mio. Einwohner) bis 2025 erreichen kann, ist derzeit fraglich.
Darüber hinaus bestehen große und möglicherweise unüberwindbare Schwierigkeiten, Masern in sehr armen Ländern zu eliminieren, aus denen immer mehr Menschen zu uns kommen. Mittlerweile erkranken in Deutschland verstärkt Erwachsene – mit einem ungünstigeren Krankheitsverlauf als bei Kindern.
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Die Verantwortung des Einzelnen
Heute sind in Deutschland bis zum Einschulungsalter bereits mehr als 95 % aller Kinder mindestens einmal gegen Masern geimpft. Eltern, die sich gegen eine Masernimpfung zum empfohlenen Zeitpunkt entscheiden, treffen diese Entscheidung nicht nur für ihr eigenes Kind: Sie tragen im Falle der Erkrankung auch eine Verantwortung dafür, dass ihr Kind unbeabsichtigt zur Infektionsquelle für ungeschützte Andere, insbesondere für Säuglinge werden kann. Im vollen Wartezimmer beim Arzt können Masern verbreitet werden, da diese am Beginn der Erkrankung bereits ansteckend sind, meist noch bevor man sie als solche erkennt. Auch die Situation der Geschwisterkinder (siehe oben) sollte gut bedacht sein.
Es sprechen heute viele Argumente für eine erste Masernimpfung im zweiten Lebensjahr, wobei für das Ansprechen und einen möglichst nachhaltigen Impfschutz ein etwas späterer Impfzeitpunkt zwischen 13 und 18 Monaten günstiger erscheint (10, 11). Bei der Empfehlung der 2. MMR-Impfung erst im Kindergarten- bzw. Einschulungsalter gehen wir konform mit der Sächsischen Impfkommission (12) und mit der Mehrzahl der EU-Staaten (Empfehlung überwiegend mit 4 bis 6 Jahren oder noch später). Die zweite Impfung dient vor allem dazu, diejenigen zu schützen, die auf die erste Impfung nicht angesprochen haben. Wie oben ausgeführt, kann bei Masern eine ausreichende Immunität auch durch eine Laboruntersuchung (Impftiterbestimmung) nachgewiesen und in den Impfpass eingetragen werden.
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