Der
Antirassismus, den der französische Philosoph Alain Finkielkraut neulich in einem Interview zu den Krawallen in den Pariser Banlieues mit der israelischen Zeitung Ha'aretz als
"totalitäre Ideologie des 21. Jahrhunderts" bezeichnete, stellt
Migrantenrecht über alles. Es ist ein
gutherzig gestimmter Antirassismus, der sich an öffentlicher Buntheit delektiert und lieber keinen Blick hinter die Wohnungstüren werfen möchte, Zwangsheiraten nicht als Skandal sieht und Homophobie für einen Lifestylefehler hält - und, falls es doch Probleme gibt, sie zu proletarisch-bäuerlichen Atavismen ("Kommen ja aus dem hinterletzten Anatolien") verniedlicht. Kein Wunder, dass eben diese Antirassisten von feministisch denkenden Frauen gefürchtet werden: so genannte
Migrationsbeschützer, die selbst das Grundgesetz vermutlich preisgeben würden, das sie offenkundig für einen Kaufvertrag unter vielen halten.
Das
Grundgesetz ist religiös blind. Kulturelle Traditionen, die mit Gewalt bewahrt werden, können nicht von der Verfassung geschützt werden. Sehend muss das Grundgesetz sein für die erstrittene Tradition (und sei sie noch so jung) der Mehrheitsgesellschaft. Und dieses achtet eben einen gesellschaftlichen Pluralismus, der Homosexuelle mit einschließt sowie Frauen, die Miniröcke tragen, auf Allah im Privaten schwören und sich die Wahl der Männer nicht vorschreiben lassen wollen. Hinter dieser Linie ist nichts zu wollen, kein bisschen zu verhandeln: Das mag ungemütlich, roh, menschenverachtend und sonst wie schlimm genannt werden, aber so liegen die Dinge nun mal.