Nein!
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"Frauen in der »Negerhütte«
In der Schweiz und anderen hochentwickelten Industrieländern können sich nur wenige den Luxus einer Hausangestellten leisten -- im Drittweltland Brasilien dagegen gehört die Empregada in jedem normalen Haushalt der Mittelschicht einfach dazu, ganz gleich, ob er aus vier Personen oder nur aus einer besteht. Gut Betuchte halten sich zehn und mehr Hausbedienstete, unter ihnen Köchin, Kindermädchen, Putzfrau und Serviererin. Aber auch für den ökologisch-progressiv eingestellten Schullehrer oder den kommunistischen Abgeordneten in Rio, São Paulo oder Salvador de Bahia gilt Hausarbeit als dreckig, unfein, unwürdig. Ganz wie zur Sklavenzeit überlässt man diese deshalb der lächerlich niedrig bezahlten schwarzen Empregada.
Zu Hause rund um die Uhr bedient zu werden, so erklären Intellektuelle unumwunden, gehöre zu den Werten brasilianischer Kultur. Die Architekten projektieren nach wie vor Wohnblocks mit winzigen Hausdienerinnen-Alkoven ohne Fenster oder Luken nach außen. Für mehr als Bett und Stuhl reicht der Platz meist nicht; die Tür führt gewöhnlich direkt in die Küche, zum Spülstein. Keineswegs selten werden diese Verschläge noch wie damals Senzala (Negerhütte) genannt -- in scherzhaftem Tone, versteht sich.
Drei Millionen Brasilianerinnen, nach anderen Erhebungen sogar ein Drittel aller weiblichen Beschäftigten, sind Dienstmädchen. Hinzu kommen Hunderttausende von Minderjährigen und sogar Kinder unter zehn Jahren, die in städtischen Haushalten der unterentwickelten Nordostregion völlig ohne Bezahlung schuften. Vor allem »Mittelschichtler« machen sich dort den Umstand zunutze, dass bitterarme Eltern in den Dürregebieten des Hinterlandes nicht wissen, wie sie ihre meist aus sieben, neun oder gar zwölf Kindern bestehende Nachkommenschaft satt bekommen sollen, und deshalb geradezu froh sind, wenn eines in der Stadt Kost und Bett hat.
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