Der Antivirus-Majdan: Ukrainer protestieren massiv gegen aus Wuhan eingeflogene Landsleute
In der Ukraine sind Ukrainer nicht willkommen - dies gilt zumindest für die aus Wuhan eingeflogenen evakuierten Landsleute.
In der Oblast Ternopol wurde in einer örtlichen katholischen Kirche ein Gottesdienst gegen die Einweisung der Evakuierten in die Sanatorien der Oblast abgehalten. In der Oblast Lwow bauten die Einwohner Barrikaden aus Autoreifen vor dem städtischen Krankenhaus. In einem Krankenhaus in Winniza sangen die Ärzte, nachdem bekannt wurde, dass dort keine Evakuierten untergebracht werden, stolz die Hymne der Ukraine.
Doch die schärfsten Aufstände gegen die Evakuierten gab es in der Oblast Poltawa, nachdem bekannt worden war, dass die Evakuierten vorübergehend im Sanatorium "Nowyje Sanschary" untergebracht werden sollen. Die Einwohner blockierten die Zufahrtsstraßen. Das Sondereinsatzkommando rückte mit gepanzerten Fahrzeugen an und ging gegen die Protestierenden vor.
Als das Flugzeug von Wuhan in die Ukraine flog, boten sich an Bord folgende Bilder: Alle Menschen tragen Schutzmasken, die Crew-Kabine ist mit Folie versiegelt, die Stuarts tragen Schutzanzüge. Über dem Flughafen Charkow drehte das Flugzeug 35 Kreise und flog dann nach Kiew-Borispol. Dort stand das Flugzeug für einige Stunden. Nach offiziellen Angaben machte es dort einen Tankstopp. Während dieser Zeit befanden sich alle Insassen an Bord.
Um die Menschen zu beruhigen, wurde allen eine Tafel Schokolade von "Roshen" gegeben. Im Flughafen Charkow, wohin das Flugzeug anschließend hinflog, wurde an Bord erstmal eine gründliche Desinfektion durchgeführt. Mediziner untersuchten jeden einzelnen China-Rückreisenden. Das Fazit: Alle sind gesund.
"Natürlich sind die Menschen bedrückt. In erster Linie nehmen sie die Information auf, wie sie behandelt werden, und die Behandlung ist nicht sonderlich gut. Darüber sind alle momentan beunruhigt. Wir sehen, wie in anderen Staaten evakuierte Personen behandelt werden. Und was geschieht bei uns?", sagt Alexej Kutscher, Vorsitzender der Stadtverwaltung von Charkow.
In Begleitung von Ärzten wurden die Evakuierten in Busse umgesetzt. Die Busfahrer - allesamt mit Anzügen und Masken ausgestattet. Während die Kolonne sich auf den Weg nach Sanschary machte, regten sich wütende Proteste dagegen. Innenminister Awakow machte sich persönlich auf, um die Menge zu besänftigen.
Darüber, wie die evakuierten Ukrainer in der Heimat angetroffen werden, konnte man noch vor ihrem Heimflug im Internet nachlesen. Eine Internetnutzerin schrieb: "Das falsche Flugzeug wurde von der Rakete getroffen" und spielte damit makaber auf die jüngst abgeschossene ukrainische Maschine im Iran an.
Eine Ukrainerin blieb sogar freiwillig in China zurück und begründete ihre Entscheidung so: "Ich wollte diese Hetze nicht mitbekommen, die derzeit in der Ukraine stattfindet. Wie hirnlos muss man sein, um so auf eine Situation zu reagieren?"
Die Ereignisse, die derzeit rund um die evakuierten Ukrainer stattfinden, trüben die Feierlichkeiten zum sechsten Jahrestag des Euromajdan. Es scheint, dass die Ideale, mit denen damals die ukrainische Regierung gestürzt wurde, auch heute nicht Realität geworden sind. Der ukrainische Präsident Selenski war genötigt, einen Facebook-Beitrag zu verpassen, in dem er unterstrich, dass die Ukraine ein vereintes Land ist und für alle Ukrainer gedacht ist.
"Leider können nicht alle von uns auf eine menschliche Reaktion stolz sein. Die Versuche, Straßen und Krankenhäuser zu blockieren und ukrainische Staatsangehörige nicht in die Ukraine zu lassen, zeigen unseren Charakter nicht von der besten Seite", schrieb Präsident Wladimir Selenski auf seiner Facebook-Seite.
Zur Stunde ist die Zufahrtsstraße nach Sanschary nach wie vor blockiert. Der Leiter der lokalen Stadtverwaltung drohte damit, dass wenn die Menschen die Busse nicht durchfahren lassen, dann müssen die Evakuierten durch die Menge hindurch zu Fuß zum Sanatorium laufen.
Anna Tkatschenko, Studio Kiew
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