Wenn davon die Rede ist, Deutschland hätte „die Pandemie gut gemanagt“ oder glimpflich überstanden, wird meist unterstellt, die Krise sei im Großen und Ganzen bewältigt, und die Wirtschaft normalisiere sich wieder. Ein fataler Trugschluss: Tatsächlich haben die wahren Auswirkungen der Corona-Krise die Deutschen nicht einmal annähernd erreicht. Punktuelle Hiobsbotschaften über Firmenpleiten und Entlassungen sind nur erste Regentropfen eines Monsuns, der mit einigem zeitlichen Versatz über uns hereinbrechen wird. Die Alarmzeichen sind unübersehbar.
Das Ausmaß der Probleme wird derzeit durch eine Reihe von rechtlichen Ausnahmetatbeständen, Moratorien und Sonderregelungen kaschiert, die vor allem im „Gesetz zur Abmilderung der Folgen der Covid-19-Panemie im Zivil-, Insolvenz- und Strafverfahrensrecht“ kodifiziert sind. Vor allem dass eigentlich überschuldete Unternehmen weiterbestehen, die unter normalen Umständen längst insolvenzpflichtig wären,
beschönigt eine nie dagewesene Wirtschaftskrise und schiebt eine gigantische Pleitewelle (noch) auf; die Ausnahmeregelung führt absurderweise sogar dazu, dass die angemeldeten Insolvenzverfahren – trotz epochaler Rezession – gegenüber der Vorkrisenzeit zurückgehen. Laut Statistischem Bundesamt sank die Zahl der Pleiten im Juni 2020 im Vergleich zum Vorjahr sogar um 13,3 Prozent.