ÜBERBLICK
Welche Banken am meisten Staatshilfe bekamen
Die gestrige Bilanz-Pressekonferenz der WestLB war nicht nur wegen der Zahlen an sich ein wichtiges Ereignis: so ganz „nebenbei“ gab das Geldhaus ein historisches Ereignis bekannt. Zum ersten Mal bekommt eine Landesbank finanzielle Unterstützung vom Bund. Ein Überblick, welche deutschen Geldhäuser vom Staat gerettet wurden.
Die
Commerzbank ist der Spitzenreiter in Sachen Kapitalhilfen.
18,2 Mrd. Euro hat sie vom Staat bekommen. Weitere fünf Mrd. Euro hat sich das Institut garantieren lassen. Bis 2012 will die Bank die Staatshilfen zurückzahlen. Deshalb rechnen Experten bereits diesem Jahr mit einer Kapitalerhöhung, die ein Volumen von bis zu drei Mrd. Euro umfassen könne. Zuletzt hatte ein überraschend hoher Verlust von 4,5 Milliarden Euro die Anleger verschreckt.
Auf Platz zwei liegt die
IKB. Deutschlands erste Pleitebank beherrscht bis heute die Schlagzeilen. Stefan Ortseifen, ehemaliger Chef des Mittelstandsfinanziers, steht mittlerweile vor Gericht, die Rettung der Industriebank hat staatliche Hilfen von
elf Mrd. Euro verschlungen. Hinzu kommen zehn Mrd. Euro an Garantien. Im Verkauf erwies sich die Bank trotzdem als Ladenhüter. Weil sich kein Käufer fand, musste der Bund weiter Garantien für Milliardenrisiken in der IKB-Bilanz übernehmen.
Mit
zehn Mrd. Euro Staatshilfen liegt die BayernLB auf Rang drei. Fünf Mrd. Euro hat sich die Landesbank vom Staat garantieren lassen. Die Landesbank gehört inzwischen zu rund 96 Prozent dem Freistaat – und kostet den Steuerzahler bis heute.
Nach massiven Verlusten musste die Bank Ende 2008 mit Finanzspritzen und Garantien im Wert von mehr als 30 Mrd. Euro vom Steuerzahler gestützt werden. Zu einer Eigenkapitalspritze in Höhe von zehn Mrd. Euro vom Freistaat kam eine Garantie des Bundes über 15 Mrd. Euro. Außerdem wurden riskante Papiere der Landesbank mit weiteren sechs Mrd. Euro abgesichert. Inzwischen hat das Institut nach eigenen Angaben Garantien in Höhe von zehn Mrd. Euro an den Bund zurückgegeben. Gutachter untersuchen bis heute, ob Vorstände und Verwaltungsräte für die verlustreichen Geschäften mit Ramschhypotheken Schadensersatz zahlen müssen.
Der mittlerweile verstaatlichte Immobilienfinanzierer
Hypo Real Estate wurde mit 6,3 Mrd. Euro gerettet und landet damit auf Platz 4. In Sachen Staatsgarantien belegt die Bank mit 95 Mrd. Euro sogar den Spitzenplatz – mit negativen Folgen für den staatlichen Rettungsfonds Soffin: Durch die hohen Abschreibungen beim Immobilienfinanzierer rutscht auch der Rettungsfonds in die Verlustzone. In den kommenden Jahren rechnen Finanzexperten weiter mit Milliardenverlusten der HRE – und dämpfen damit die Hoffnungen auf einen hohen Verkaufserlös bei einer Reprivatisierung.
Auch die
HSH Nordbank hat sich für Notfälle 40 Mrd. Euro vom Staat garantieren lassen. Tatsächlich sind bisher
fünf Mrd. Euro an das Institut gegangen – das reich für Platz 5. Die Landesbank musste infolge riskanter Kredit- und Wertpapiergeschäfte von den Ländern mit einer drei Mrd. Euro schweren Kapitalerhöhung sowie Garantien über zehn Mrd. Euro gestützt werden. Ein darüber hinaus vom Bankenrettungsfonds Soffin eingeräumter Garantierahmen wurde nun auf 17 Mrd. Euro reduziert.
Liquidität scheint mittlerweile kein Problem der Bank mehr zu sein. Auch der Verlust konnte zuletzt von drei Milliarden Euro auf rund 700 Millionen Euro reduziert werden. Ein Verlust, der immer noch schwer wiegt, da Hamburg und Schleswig-Holstein mit 85 Prozent an der Landesbank beteiligt sind. Ihr Anteil soll bis 2013/14 auf unter 50 Prozent reduziert werden – doch dafür werden Käufer gebraucht.
Die
LBBW landet mit ebenfalls fünf Milliarden Euro Staatshilfe auf Platz 6, denn die Staatsgarantien fallen mit 12,7 Mrd. Euro geringer aus als bei der HSH Nordbank. Die Strategie der Landesbanker ist nun, die Bilanz schlanker zu machen. Im Gegenzug für die milliardenschweren Hilfen will sich die Bank von 40 Prozent ihrer Aktiva trennen, die sich 2008 noch auf 448 Mrd. Euro belaufen haben. Das betrifft vor allem das Kreditersatzgeschäft, doch auch vom Flugzeug- und Schiffsfinanzierungsgeschäft. Auch die Beteiligung an der Dekabank soll bald verkauft werden.
Die
WestLB ist eine weiteres Sorgenkind im Kreise der Landesbanken und landet auf Platz 7. Staatshilfen in Höhe von fünf Milliarden Euro halfen der Bank durch die Krise. Während der Finanzkrise schirmten etwa die Eigentümer der WestLB ? darunter das Land Nordrhein-Westfalen ? in einer Zweckgesellschaft toxische Wertpapiere im Volumen von 23 Mrd. Euro über eine Garantie in Höhe von fünf Mrd. Euro ab. Die böse, kleine Schwester sorgt bisher für wenig Probleme.
Wegen riskanter Geschäfte ihrer irischen Tochtergesellschaften geriet auch die
SachsenLB in erhebliche Liquiditätsnöte – und brauchte Staatshilfen in Höhe von
500 Millionen Euro und Garantien von 2,8 Milliarden Euro. Das reichte für Platz 8. Gerettet werden konnte die Bank trotzdem nicht: Mittlerweile wurde sie
durch die LBBW übernommen. Die Kapitalspritze eingerechnet, lag der Kaufpreis zwischen 550 Mill. und 1,15 Mrd. Euro.
Platz 9: Die Aareal Bank schlüpfte in der Krise ebenfalls unter den Rettungsschirm des Soffin – mit einer Eigenkapitalspritze von 525 Mio. Euro in Form einer unbefristeten stillen Beteiligung, die mit neun Prozent verzinst werden muss. Außerdem garantiert der Rettungsfonds Aareal-Anleihen von bis zu vier Mrd. Euro. Grund für die Hilfen ist hier allerdings keine Notsituation: Die Aareal Bank nahm die Staatshilfe in Anspruch, weil Investoren höhere Ansprüche an die Eigenkapitalausstattung von Banken stellten – und die Konkurrenz den Markt mit staatlich garantierten Bankbonds überschwemmte. Bis Anfang 2011 soll ein Teil der Staatshilfen zurückgezahlt werden.
(...)
[Links nur für registrierte Nutzer]