Handarbeit steht auf niedrigster Stufe
Das Ranking der Clans hat – neben der Genealogie und der Tätigkeit – vor allem auch damit zu tun, dass sich die weniger ehrbaren Clans ursprünglich dem Schutz der Beduinen unterwerfen und Schutzgeld zahlen mussten. Zur Hierarchie der Clans, die aus den jeweils wechselnden Machtpositionen resultiert, gesellt sich jene aus grundsätzlichen Erwägungen heraus. Sehr verbreitet ist folgendes Ranking der Clans:
Die Nomaden und die Halbnomaden-Clans genießen die höchste Anerkennung, wobei die ehrbarsten unter ihnen sich auf die direkte Abstammung von den Ur-Stammvätern berufen. Dazu zählen sich auch die jeweiligen Herrscherhäuser, für die die Genealogie und Stammeszugehörigkeit die wichtigsten Grundlagen ihrer politischen Legitimation bilden und die deshalb bis heute intensiv an den stammesrechtlichen Nachweisen arbeiten.
Die sesshaften, zumeist als Viehhirten tätigen Clans ordnen sich nach den Nomaden-Clans an zweiter Stelle ein. Im Ansehen weit zurück stehen die – zumeist städtischen – Clans, die an bestimmte handwerkliche Berufe wie Schmied, Kürschner oder Töpfer gebunden sind, sowie insgesamt alle, die von ihrer Hände Arbeit leben.
Auch deshalb wird bis heute ein Angehöriger eines Beduinen-Clans lieber betteln gehen, als eine „unehrenhafte“ Arbeit anzunehmen, bei der er sich die Hände schmutzig machen muss. Deshalb sollte man sich auch nicht wundern, wenn Migranten, die den „ehrbaren“ Clans entstammen, es als Beleidigung ansehen, wenn ihnen eine Arbeit in einem Handwerks- oder Industriebetrieb angeboten wird, es sei denn als Aufseher – anderes kommt für ihn nicht infrage und würde ihn auch in den Augen seiner eigenen Clan-Mitglieder völlig seiner Ehre berauben. Im Übrigen waren und sind Ehen zwischen Beduinen und Frauen aus Clans, die im Ansehen darunter stehen, ausgeschlossen. Daraus lassen sich auch Konflikte beim Zusammentreffen von Mitgliedern aus Clans „unterschiedlicher Ehrbarkeit“ unter den Migranten und Flüchtlingen in Europa erklären, insbesondere, wenn sie auf engem Raum in einem Flüchtlingsheim zusammenleben müssen. Der „Höherstehende“ wird in verschiedensten Situationen immer wieder versuchen, den Anderen den Unterschied spüren zu lassen.
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