Geher-Legende Gauder ist tot
Mann mit drei Herzen



  • Von [Links nur für registrierte Nutzer], Berlin
  • -Aktualisiert am 23.04.2020-16:57


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Sein letzter großer Wettbewerb: Hartwig Gauder verabschiedet sich 1993 bei der WM in Stuttgart vom Gehen.
Bild: SvenSimon

Legende des Gehens, glühender Verfechter von Organspenden: Hartwig Gauder wusste in seinem Leben für zwei schwierige Themen zu begeistern. Ein Nachruf.

„Wenn man sagt, ich hab noch 25 Kilometer vor mir, schafft man’s nicht“, sagte Hartwig Gauder über seine innere Haltung auf der längsten Strecke der internationalen Leichtathletik, den 50 Kilometer Gehen. „Ich sage: Ich habe schon 25 Kilometer hinter mir.“ So wurde Gauder Olympiasieger, Weltmeister und Europameister – und in seinem schnellsten Rennen, in Rom 1987, brauchte er für die Distanz, die knapp acht Kilometer länger ist als ein Marathon, nur 3:40:53 Stunden.

Doch der größte Erfolg von Gauder, einem Thüringer schwäbischer Herkunft, war es, die Öffentlichkeit für das Gehen, das Walken und Organspenden zu interessieren. Das lag weniger an seinen großen Siegen, sondern vielmehr an seiner gewinnenden Art. Weil er überzeugt davon war, dass er sich im Spitzensport und nach dem Spitzensport für die richtigen Belange engagierte – Erfolg, Gesundheit und Glück durch Bewegung –, setzte er sich mit Charme und Beharrlichkeit und ohne falsche Bescheidenheit dafür ein, selbstverständlich gehörte er dem Vorstand der Organisation Sportler für Organspenden an.
Bei seiner Herztransplantation in Berlin ließ er sich von einem Fernsehteam begleiten; er wollte beweisen, dass Organspenden Leben retten. 42 Jahre lang habe er mit dem eigenen Herzen gelebt, sagte Gauder damals, im Januar 1997, habe fast ein Jahr mit einem künstlichen Herzen überbrückt und wolle mit seinem neuen Herzen genauso lange leben wie mit seinem ersten. Neunzehn Jahre vor dem Ziel, mit 65 Jahren, erlag er nun einem Herzinfarkt. Laut Zeitungsberichten hatte er sich wegen akuten Nierenversagens zuletzt täglicher Dialyse unterziehen müssen und wartete auf ein Spenderorgan.

„Sein Andenken lebt weiter“

„Heute hat Thüringen mit Hartwig Gauder einen seiner begabtesten Sportler und unermüdlichen Streiter für das Thema Organspende verloren“, schrieb der Ministerpräsident von Thüringen, [Links nur für registrierte Nutzer], am Mittwochabend auf Twitter. „Wir trauern um einen großen Menschen. Sein Andenken lebt weiter.“ Der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, Jürgen Kessing, würdigte Gauder als „nicht nur eine Geher-Legende und einen großartiger Olympiasieger, sondern eine herausragende Persönlichkeit des Sports“. Trotz großer Erfolge sei er immer am Boden geblieben und 2016 zu Recht in die Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen worden.
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Er verlegte sich aufs Walken und ging, stets unter Hinweis auf sein Spenderherz, bei den Marathons von New York und Berlin auf die Strecke und erklomm den Fujijama, den Kilimandscharo und das Matterhorn – zum Beweis, dass das Leben auch und gerade mit dem dritten Herzen lebenswert ist.

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