Hinter den Kulissen der Merz-Absage
Als es Friedrich Merz schließlich gelungen war, Vorsitzender der CDU zu werden, fand er im Konrad-Adenauer-Haus eine Personalsituation vor, die für ihn, gelinde gesagt, eher ungünstig war. Doch Merz hat nicht aufgeräumt und falsches Personal positioniert. Das rächt sich jetzt.
Gestern hat mir jemand, der es wissen muss, detailgenau erklärt, wie man als führender Politiker Freund und Feind organisiert, um in der Schlangengrube Politik zu überleben.
Wenn ein führender deutscher Beobachter diese Prinzipien und Mechanismen aus jahrelanger Berufstätigkeit kennt, sollte man diese Kenntnisse von einem Spitzenpolitiker wie Friedrich Merz ebenfalls erwarten. Für jemanden, der gerne Kanzler werden möchte, sind sie elementares Rüstzeug.
„Wenn Du einen Laden übernimmst, räumst Du auf“
Als es Friedrich Merz schließlich gelungen war, Vorsitzender der CDU zu werden, fand er im Konrad-Adenauer-Haus eine Personalsituation vor, die für ihn, gelinde gesagt, eher ungünstig war. Merkel-Truppen, wohin das Auge schweifte. Nun gibt es in den politischen Apparaten natürlich auch Opportunisten, die ihre Überzeugung geschmeidig an die jeweils herrschende Meinung anpassen und keine wirkliche Gefahr darstellen. Für die eigene Karriere opfern sie gerne das bisschen an weltanschaulicher Positionierung, die sie auf ihrem Karriereweg noch nicht bereitwillig geopfert haben. Oder, wie Wolfgang Bosbach (CDU) einmal auf einer gemeinsam mit mir besuchten Podiumsdiskussion scherzhaft erwähnte: „Ihnen gefällt meine Meinung nicht? Kein Problem, für Sie habe ich auch noch eine andere.“
Merz hat nicht nur nicht aufgeräumt, er hat auch das falsche Personal im eigenen operativen Bereich positioniert.
Und mit „richtig“ meine ich hier ausschließlich die eigene, rein am eigenen Fortkommen ausgerichtete Perspektive. Hier gilt es nun, sich mit zwei juvenilen politischen Persönlichkeiten zu befassen, die bislang vornehmlich im Hintergrund agierten.
„Deine Gegner musst du politisch einbinden, im Operativen brauchst Du Leute, die in jeder Gefechtslage bedingungslos zu Dir stehen“
Marian Bracht (31) ist seit dem 01.08.2022 Leiter des Büros von Friedrich Merz im Konrad-Adenauer-Haus. Er ist sowohl in der Union wie seinen 6.696 Followern bei Twitter als Merz-Gegner bekannt, der, als sich der Wind in der Union drehte, zügig Tweets löschte, die seine ideologische Gegnerschaft zu Merz deutlich machten und die Chance, der Sekretär des neuen Vorsitzenden zu werden, hätten vereiteln können.
Ich habe bis gestern noch nie von ihm gehört, obwohl er schon zuvor nicht unwichtig war. Als Sekretär des glücklosen CDU-Generalsekretärs Peter Tauber („Arschloch“, „Karnickel“, Hintergrund bitte selbst googlen). Mein Respekt vor einer solchen Lebensleistung wird von Herrn Bracht nicht erwidert, denn obwohl ich noch nie mit ihm zu tun hatte und ihn bislang auch nicht wahrgenommen habe, hat er mich auf Twitter geblockt.
Konservative tun so etwas nicht, sagte erst vor ein paar Tagen Lindsey Graham, aber das ist hier egal, denn Marian Bracht wird sich ideologisch sicherlich nicht als Konservativen verorten, soweit eine erneute ideologische Metamorphose nicht karriereförderlich wäre.