Ich weiß, lieber autochthon, du denkst, dies ist ein überflüssiger Faden. ;-)
Aber hier geht es nicht um die Krankheit. Sondern ob das was mit einen gemacht hat. Wer will, kann das ja schildern.



Eigentlich war ich der fast perfekte Lockdown-Mensch. Meine Familie sagte mir, für dich ändert sich ja gar mal nicht so viel. Bin ein Eigenbrötler und Einzelgänger, mag keine Umarmungen oder sonst wie angefasst zu werden. Außer die Masken, die waren etwas, was ich gar nicht mochte, aber sonst konnte ich mich eigentlich gut dort anpassen.

Ich verachtete die Demokratie und alles in ihr. Alle Rechte, die wir haben, waren für mich zu selbstverständlich und wurden deswegen nicht wertgeschätzt. Wählen ging ich dennoch. Und ich sah sehr arrogant auf manche Menschen herab, die meiner Meinung nach nichts verstehen.

Nebenbei konsumierte ich noch täglich eine viertel Stunde Mainstream-TV, wie heute um 19 Uhr oder die Tagessau um 20 Uhr. Wollte nämlich wissen, was der Feind denkt.

Aber wisst ihr was? Es ist grausam, wenn die Masse auf einmal fast genau so ist, wie du.
Heute könnte ich jeden Menschen umarmen (OK, fast jeden ), der das will. Wusste gar nicht, dass ich das so leicht kann. Allein um dem Gegenüber zu zeigen, dass man nicht in Furcht lebt. Stört mich auch nicht mehr.

Ich bin auch nicht mehr so extrem in meinen Gedanken. Habe die Rechte in einer Demokratie erst jetzt schätzen gelernt, die wir hatten. Putin und andere Autokraten sehe ich durch Corona erst mal richtig kritisch, da sie genau so agieren, aber mit noch viel Druck.
Diktatoren, die sich dem Druck der Welt, Corona zu beugen, widersetzen, werden von mir natürlich immer noch geschätzt. Wie Weißrusslands Präsident. Aber ich bin erstmals dankbar, ein Leben gelebt zu haben, wo man zwar vom Regime mit fürchterlicher Propaganda und sämtlichem westlichen Dreck vollgemüllt wurde, aber dennoch weitestgehend Entscheidungsfreiheit hatte.

Wählen muss ich auch nicht mehr. Das ist ein verbrecherisches Regime, das sich eben alles so zurecht legt, wie es das will. Jetzt sollen ja nur noch Briefwahlen kommen. Ich vermute, meine Wahl in Hamburg im Februar war die letzte wirkliche Wahl dieser Art. Da beteiligt man sich nicht dran. Seit ich das auch so verinnerlicht habe, ist in mir ein Gefühl von Freiheit, welches ich nicht kannte. Ich muss nicht mehr warten, um es denen da oben zu zeigen. Es ist mir inzwischen auch egal, ob Merkel noch 1000 Jahre Kanzlergöttin bleibt, oder bald gestürzt wird. Mögen tue ich sie deswegen natürlich nicht, für mich ist sie immer noch das Böse. Aber ich muss sie nicht mehr alle 4 Jahre wegwählen. Habe 2005 bei der Bundestagswahl das erste Mal wählen dürfen und seit dem immer Merkel bekommen. Jetzt, wo ich Nichtwähler bin, könnte sie tatsächlich verschwinden. Da soll noch mal einer sagen, dass Wähler was verändern!

Es sei denn, sie tritt noch mal an.

Das TV habe ich seit ein paar Wochen komplett ausgeschaltet. Und nichts vermisst. Vorher undenkbar. Die alternativen Medien versorgen einen inzwischen so gut, dass man dennoch ungefähr weiß, was passiert. Nur wenn ich dort eine Info nicht finde, schaue ich noch in die Massenmedien. Hätte vor Corona ebenfalls nie gedacht, dass ich auch auf diese 20 Minuten verzichten kann. Geht aber und man gewinnt sogar Lebensqualität dazu.

Ach ja, seit ich die Corona-Demos sehe, kann ich Menschen akzeptieren, mit denen ich vorher gar nichts zu tun haben wollte. Wie Jebsen zum Beispiel. Das heißt nicht, dass man allem zustimmt. Aber er macht Dinge, die ich respektiere. Habe also Respekt vor anderen Menschen gelernt.


Geht es euch ähnlich? Oder seit ihr die absolut gleichen Menschen geblieben? Von den politischen Einstellungen her hat sich in mir wenig geändert. Etwas weniger radikal bin ich, aber die Ausrichtung ist immer noch die Gleiche.