Meinem Verständnis nach: Ein Land ruht weitestgehend in sich, hat im Gegensatz zu einem Projekt kein überregionales oder gar interkontinentales Sendungsbewusstsein und verkauft sich vor allem selbst nicht international mittels Kunst und sonstigen Medien als eine Art Sehnsuchts- und Zufluchtsort einer bestimmten Gruppe von Menschen (im Falle der USA der Liberalen, Kosmopoliten sowie den klassischen Jägern nach dem "American Dream"), um mal spontan ein paar negative Punkte zu nennen. Wenn ein Student der "International Relations" einen Unterschied macht und der Secretary of State seine Frage aufnimmt und versucht zu beantworten, dann wird es wohl einen Unterschied geben. Leider weiß ich nicht mehr den genauen Wortlaut und finde es auf die Schnelle nicht, aber dass die UdSSR ein Projekt war, darin waren sich beide sofort einig. In meinen Augen ist die USA ein lupenreines Projekt und kann gar nicht ruhen, genauso wie es mit leichten Abstrichen auch die EU, Kanada, Australien, Israel und ein paar weitere sind. GB hält sich da wie immer ganz vornehm britisch zurück ist, steckt aber wie so oft mittendrin und hatte in allen genannten Ländern (bzw. Projekten) die Finger maßgeblich mit im Spiel.
Das was seit ein paar Jahren mit Trump hier läuft, lief unter genau umgekehrten Vorzeichen vorher mit Obama. Die selbe Hysterie, die selbe "Mania", das selbe Gebabbel vom "Change"... nur wie gesagt in genau die andere, nämlich positive, Richtung. Diejenigen, die früher gejubelt haben, rufen heute "Buuuuh!" und umgekehrt...es ist wie ein Fotonegativ! Wenn ich das eine als Spiel gesehen habe, kann ich den heutigen Zirkus ja auch nicht für voll nehmen.Ich kenne Claus Cleber nicht, ich weiss nur, dass er für das ZDF arbeitet. Bei der deutschen Berichterstattung fällt mir auf, dass sie zwischen den Extremen schwankt. Ein Pitzke kriegt sich nicht wieder ein, wenn die Demokraten einen Furz loslassen, oder es droht der Weltuntergang durch Trump. (Überhaupt bestehen die USA derzeit zu 90% aus Trump. Der Rest sind 5% Sport und 5% Hollywood.) Aber Online-Medien sind manchmal etwas merkwürdig. Ich will da nicht verallgemeinern, ohne zu wissen, was genau im deutschen Fernsehen so läuft.
Und ohnehin hat die Amerikanisierung der BRD ja nichts mit dem jeweiligen US-Präsidenten zu tun.
Wir definieren uns gerade erstmal ein paar Jährchen offiziell als Einwanderungsland. Dass ihr drüben schon weiter seid als wir und die Creme de la Creme der Weltbevölkerung aufnehmt, ist nur folgerichtig. Lehrjahre sind schließlich keine Herrenjahre. Und jeder fängt mal klein an.Die US-Gesellschaft ist nicht sonderlich speziell. Sie ist in gewisser Hinsicht typisch Für einen Flächenstaat mit einer historisch gesehen hohen Einwanderung. Das bedingt aber auch, dass sich sowas von Deutschland unterscheidet, besonders da die Formen der Migration halt unterschiedlich waren, und immer noch sind. Trotzdem haben die Amerikaner wie die Deutschen eine demokratische Gesellschaftsform mit einem hohen Grade an Individualismus. Ich denke eher, dass die Verwirrungen dadurch entstehen, dass man bei all den Gemeinsamkeiten die Unterschiede vernachlässigt.
Ich sehe Deutschland hingegen nicht durch einen US-Lifestyle geprägt. Was da vermarktet wird, ist eher sowas wie Wunschbild, oder ein durch die Medien kommerzialisiertes Abbild der USA. (Wenn ich sehe, wie jemand in Berlin mit einem "Black Lives Matter" Schild rumläuft, so ruft sowas bei mir, wie wohl auch bei den meisten Amerikanern, eher Verwunderung hervor.) Das eigene Selbstverständnis und die Einstellung zum Staat sind ebenfalls unterschiedlich.
Ich sehe auch mehr und mehr, wie sich die Gesellschaften unähnlicher werden, was z.T. mit der starken Migration in die USA durch Latinos und Asiaten bedingt ist, im Gegensatz zu Deutschland mit der Zuwanderung aus Osteuropa, dem Nahen Osten und Afrika.
Wir wollten als neu ausgerufene Einwanderungsnation auch GreenCards an Computer-Inder vergeben und uns daraus wohl auch noch die Filet- und Sahnestückchen raussuchen oder sie gleich mit Stipendien locken. Dumm nur, dass sie mehrheitlich dann doch lieber in die klassischen und erfahrenen Einwanderungsländer USA, CAN und AUS gezogen sind. Also haben wir unsere Zielgruppe neu definiert...
Wäre mal nett, wenn das in den USA anerkannt würde, wir geben uns schon solche Mühe interneschenel zu werden...