Mohammed Nasem Zafar, Professor der medizinischen Fakultät an der Universität von Kandahar, schätzte 2002, dass die Hälfte aller männlichen Einwohner seiner Stadt im Lauf ihres Lebens mindestens einmal Sex mit erwachsenen Männern oder mit Jungen hatten.
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Eine 2007 veröffentlichte Studie unter afghanischen Drogenabhängigen, die sich Rauschmittel spritzen, beziffert unter der Rubrik risikoreiches Verhalten 76,2 % der Informanten, die häufig bezahlten Sex mit Prostituierten, und 28,3 %, die Sex mit Männern oder Jungen haben. Von 464 Drogenabhängigen in Kabul gaben 27 % häufigen Sex mit Männern oder Jungen an, in den Städten Herat, Masar-e Scharif und Dschalalabad waren dies bei 623 Informanten 23,2 %. Die Studie der ORA (Orphans and Refugees Agency) erwähnt als Treffpunkte, an denen in Kabul bezahlter Sex mit Knaben stattfindet, Kinos, ein Gebiet mit Billighotels für LKW-Fahrer und nahegelegenen Busstationen und den zentralen Distrikt 1, in dem viele Musiker und Tanzknaben leben (traditionell im Distrikt Kharabat), von denen sich einige prostituieren.
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Die Behauptungen vieler Männer, die Beziehung zu ihrem Bacha sei nicht ausbeuterisch, sondern beruhe auf einer gegenseitigen Zuneigung, halten einer Überprüfung nicht stand. Sie widersprechen, so die Einschätzung von Shivananda Khan, der traditionell als Machtausübung verstandenen sexuellen Aktivität von Männern, während den meist aus armen Verhältnissen stammenden Jungen wenig Entscheidungsraum bleibt. Manche Bachas äußern die Angst, entdeckt zu werden, beklagen fehlendes Privatleben und fehlende Akzeptanz von außerhalb ihrer Gruppe. Einige Jungen erklären, mit ihrer Rolle zufrieden zu sein und gern als Tänzer in Frauenkleidern aufzutreten. Jungen und Männer, die sich als feminisiert empfinden, sich entsprechend kleiden, aber keiner Geschlechtsumwandlung unterziehen möchten, nennen sich in Kabul mehrheitlich ezak, in Masar-e Scharif meist khwaharak.
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Auf den Märkten gibt es DVDs von privaten Bacha-bazi-Abenden zu kaufen. Angeblich als Personal für Polizei und Armee wurden nach der Jahrtausendwende Jungen eingestellt, um – wie von westlichen Staaten gefordert – die Zahl der Sicherheitskräfte zu erhöhen. Tatsächlich sollten die Minderjährigen in den staatlichen Einrichtungen als Bachas dienen. Im Gebiet um Kundus und Mazār-i Scharif, das im Rahmen der ISAF bis Ende 2014 von deutschen Soldaten kontrolliert wurde, wurden Bacha-bazi-Abende mit hunderten Männern veranstaltet, von denen jeder wusste. Solche Partys dauerten bis 2 Uhr nachts. Anschließend kam es nach einem Zeitungsbericht zu sexuellen Handlungen an den Jungen.
Die Afghanen schätzen singende Knaben, die – falls sie eine außergewöhnlich gute Stimme haben – bei Popmusikkonzerten große Hallen füllen. Es gibt erfolgreiche Kinderstars wie Mirwais Najrabi (* 1992), der zu einem der berühmtesten afghanischen Sänger wurde.