Logistik, Rohstoffe, Konsum
Asien-Kenner Mobius sieht "riesige Chance" in Nordkorea
Donald Trump ist seit mehr als einem Jahr Präsident der USA, und er gehört spätestens seit dem Gipfel in dieser Woche, als er in Singapur den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-un traf, wohl zumindest in der Eigenwahrnehmung zu den besonders bedeutenden Persönlichkeiten, die dieses Amt bislang innehatten. In seinem Herzen jedoch, das wurde ebenfalls beim Event in Singapur deutlich, ist der Milliardär aus New York, der sein Vermögen vor allem mit Gebäuden und Golfplätzen gemacht hat, noch immer ein Immobilien-Geschäftsmann.
Auf der Pressekonferenz, die der US-Präsident im Anschluss an sein Treffen mit Kim gab, kam er auch auf die wirtschaftlichen Perspektiven zu sprechen, die sich seiner Ansicht nach für Nordkorea auftun, sollte das Land seine Isolation verlassen und sich dem Rest der Welt öffnen. Dabei offenbarte Trump, dass er die Welt augenscheinlich nach wie vor auch durch eine Immobilienbrille betrachtet:
"Sie haben großartige Strände", sagte Trump zu den Medienvertretern. "Man sieht es jedes Mal, wenn sie ihre Raketen in den Ozean schießen. Dann sage ich: 'Mensch, schau dir das an! Könnte man da nicht eine herrliche Wohnanlage bauen?'"
Nordkorea könnte die besten Hotels der Welt haben, meint Trump. "Sehen sie es aus der Immobilienperspektive", sagte er. "Da gibt es China und es gibt Südkorea - und ihnen gehört das Land genau dazwischen. Ich meine: Wie schlecht ist das? Es ist großartig!"
Viel wichtiger sei jedoch die
Brückenfunktion Nordkoreas zwischen Südkorea, China und Russland, sagt auch Mobius. Man könne dann Güter auf Schienen und Straßen durch Nordkorea transportieren.
"Es ist eine riesige Chance!"
Abgesehen von den Absatzchancen sowie logistischen Vorteilen ergäben sich zudem weitere Wachstumsperspektiven. So dürfte Nordkorea beispielsweise über gewaltige Rohstoffvorkommen verfügen. Das North Korea Resources Institute im südkoreanischen Seoul jedenfalls schätzte den Wert der Bodenschätze in dem Land vor einigen Jahren auf etwa
sechs Billionen Dollar.
Anlageexperte Mobius jedenfalls ist optimistisch:
"Wir sehen in erster Linie die Rohstoffkapazitäten - seltene Erden, Öl, Erdgas, davon gibt es gewaltige Vorkommen in Nordkorea, die erschlossen werden können", sagt er. "Außerdem wird es eine regelrechte Konsumrevolution geben, sobald der Lebensstandard erst einmal in Bewegung gekommen ist." Nicht zu vergessen die Transportwege Richtung Norden, nach China und Russland, so Mobius.
Rosige Aussichten also - aber wie realistisch sind sie? Auf lange Sicht spricht zwar einige für eine allmähliche Öffnung Nordkoreas. Es scheint jedoch so, als habe das Gipfeltreffen von dieser Woche zu diesem Prozess in Wahrheit nicht sehr viel beigetragen. Kritiker bemängeln bereits, dass die von Trump und Kim unterzeichnete Erklärung neben der grundsätzlichen Beteuerung des Nordkoreaners zur anvisierten Denuklearisierung seines Landes nicht viel Konkretes enthalte. Trump selbst hat zudem gegenüber den Medien mitgeteilt, dass die Sanktionen gegenüber Nordkorea zwar in Zukunft einmal gelockert werden könnten. Vorläufig bleiben sie jedoch noch in Kraft, so der US-Präsident.
Nicht zu vergessen: Als 1989 die Berliner Mauer fiel und es kurz darauf zur deutschen Wiedervereinigung kam, war die Hoffnung auf Wachstum und Wohlstand in den neuen Bundesländern ebenfalls groß. Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Sachsen und Thüringen würden schon bald "in blühende Landschaften" verwandelt, versprach seinerzeit bekanntlich der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl.
Ganz so erfreulich verliefen die darauffolgenden Jahre im Osten Deutschlands dann doch nicht.
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