Zitat von
antiseptisch
Das kann ich dir sagen. Wir waren mit der Schule im August 1984 in Ostberlin. Wir gingen in Vierergruppen durch die Stadt, hatten Hunger, und wollten von dem Zwangsumtausch was zu essen kaufen. Es gab aber nichts oder wir kriegten keinen Platz zum Hinsetzen. Die Süßigkeiten, die wir dann probierten, hatte ich dann einem Jungen auf der Straße gegeben, weil sie scheußlich schmeckten. Dessen Mutter strafte uns mit einem gehässigen Blick, weil sie wohl ahnte, wo wir herkamen. Werde ich nie vergessen. Ich hatte das Geld verbotenerweise mit in den Westen genommen und Jahre später meiner Großtante aus Mecklenburg gegeben, die da auch noch sauer wurde, als sie zu Besuch war.
Genauso fühlte ich mich, als ich vor zwei Jahren in Thüringen in einer Kleinstadt (Waltershausen) zu tun hatte. Wer da mittags kein Essen von zuhause mitgebracht hatte, wurde ernsthaft bemitleidet, als wenn man zu blöd zum Kochen wäre. Was warmes gab es nirgends, nur eine Salatbar im Rewe, wo man auch noch blöd an der Kasse angeglotzt wurde. Sowas ist 30 Jahre nach der Wende einfach nur noch zum Fremdschämen.