"Ein Volk, das korrupte Politiker, Betrüger, Diebe und Verräter wählt, ist kein Opfer, sondern ein Komplize."
George Orwell
"Jedes Volk hat die Regierung, die es verdient."
Joseph Marie de Maistre
Leute, ja, das ist richtig. Dennoch muss ich mich jetzt schwer wundern. Ich mochte Feuerstein, weil er sich wirklich über alles und jeden lustig machen konnte, incl. sich selbst. Er arbeitete in meinen wilden Jahren bei Pardon, eine auch für damalige Verhältnisse sehr deutlich linke, geradezu anarchisches Postille, deren eindeutigen Aussagen die moderne Antifa wie Schulbuben aussehen lässt. Aber auch in seiner späteren Tätigkeit bei MAD, meinem absoluten Lieblingsmagazin, ließ er keine Gelegenheit aus, der US-amerikanischen, aber auch der deutschen Gesellschaft schwere Seitenhiebe zu verpassen. Dabei war er derart witzig, dass mir die unverhüllte Linkslastigkeit nicht so negativ erschien, wie sie es aber tatsächlich war. Aus einem rechten Blickwinkel betrachtet muss man die Person Feuerstein durchaus zwiespältig beurteilen. Unser Gesinnungskollege war er nämlich nicht, ganz im Gegenteil. Eine allzu euphorische Verherrlichung verbietet sich meiner Meinung nach.
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Bei Grass ist es klar. Der ist sozusagen ein in der Wolle gefärbter Sozialdemokrat gewesen. Er war auch Wahlkampfhelfer von Willy Brandt und hat ein Buch darüber geschrieben, das ich gelesen habe: "Aus dem Tagebuch einer Schnecke".
Bei Hildebrandt muss man berücksichtigen, dass Journalisten stets Widersprüche in sich tragen. Die Suche nach der Wahrheit im Kampf gegen die Suche nach der Bezahlung. Ein Journalist befindet sich sein ganzes Arbeitsleben lang in einem Interessenkonflikt, ähnlich einer Nonne, die in einem Bordell arbeitet, und es vergeht nur eine kurze Zeit bis er völlig vergisst, wofür er eigentlich ganz persönlich steht. Wir hatten hier im Forum eine Figur, die sehr deutlich diesen inneren Widerspruch förmlich herausgeschrieen hat, der User und Moderator @Gärtner.
Herrn Feuerstein war überhaupt nichts heilig. Er war genau das Konterbild eines Konservativen im Wortsinn. Sein Geschäft war die permanente Zerstörung all dessen, was irgendjemand heilig war, gerade weil es jemand heilig war. Er war ein klassischer anarchistischer Denker. Wenn man es genau betrachtet passte eigentlich überhaupt keine politische Schablone auf ihn. Feuerstein war Feuerstein, kurz gesagt. Am wenigsten jedoch war ein Rechter, war also eigentlich auch in einem unlogischen Spannungsfeld gefangen.
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Einen haben wir noch. spartakus lebt ewig!
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