Das Leben ist schon etwas facettenreicher, als das man das mit einigen Beispielen belegen kann. Hier einmal etwas von der anderen Seite. Die Kurzbiografie des Bolschewisten Kamo in der dt. Wikipedia ([Links nur für registrierte Nutzer]):
"Nachdem er auf Anraten eines von Krassin beauftragten Rechtsanwaltes sechs Monate lang eine Geisteskrankheit vorgetäuscht hatte, um der Auslieferung an Russland zu entgehen, wurde er im Mai 1908 in eine Psychiatrie eingewiesen. Nach einem Jahr des Aufenthalts in der Psychiatrie wurde er für „unheilbar psychisch krank“ erklärt, was zur Unmöglichkeit einer strafrechtlichen Verurteilung führte, und zurück nach Berlin gebracht. Im November 1909 erfolgte schließlich die Überführung nach Russland, wo man ihn zunächst in Tiflis inhaftierte und später in eine Nervenheilanstalt überstellte. Von dort konnte er im August 1911 unmittelbar danach fliehen, als man ihm seine Ketten abgenommen hatte, mit denen er immobilisiert war."
Recht viel Aufwand, finde ich, für einen Terroristen solch eines Schlages:
"Kamo wurde zu einem der Experten auf dem Gebiet der Waffen- und Sprengstoffherstellung. Mitte des Jahres 1906 reiste er zusammen mit Maxim Litwinow ins Ausland, um ihn bei Erwerb einer großen Ladung Waffen beratend zu unterstützen. In diesen Jahren wurde Kamo zu einem engen Gefolgsmann des jungen Stalin, in dessen Auftrag er zahlreiche Überfälle, Brandstiftungen und Morde beging."
Also, ich lese da immer nur "Rechtsanwalt", "Psychatrie", "Unmöglichkeit einer strafrechtlichen Verurteilung ", "Nervenheilanstalt", usw. Wenn das Zarenreich und das deutsche Kaiserreich so tumbe Unrechtsstaaten waren , wieso haben sie diesen Terroristen und Mörder nicht einfach abgeknallt?
Und weiter geht's ...
"Nach einem weiteren Überfall im Januar 1913 wurde er erneut verhaftet und im März zum Tode verurteilt, anlässlich des dreihundertjährigen Bestehens der Romanow-Dynastie jedoch zu zwanzig Jahren Zwangsarbeit begnadigt, die er ab 1915 in Charkow verbrachte, wo er sich als Näher betätigte. Essad Bey führt hierzu in seiner Stalin-Biographie (1931) aus, dass selbst der Staatsanwalt es für unzulässig hielt, einen Mann wie Kamo, der in seiner dumpfen und tierischen Einfalt seine Mordtaten nicht begriff, hinrichten zu lassen; er legte ein Gnadengesuch für Kamo ein, das vom Gericht befolgt wurde."
Gnadengesuch gab es auch noch. Man fasst es nicht, aber das Zarenreich war "ein primitiver Unrechtsstaat". Wie war das eigentlich in der BRD mit den Gnadengesuchen von Mahler und Haverbeck?