Wenn SARS-CoV-2, das für COVID-19 und seine Folgen verantwortliche Virus, aus einem Labor stammt, müssen wir die Zukunft der „Gain-of-Function“-Forschung, die Viren zu Waffen machen kann, neu bewerten.

Ist der Ursprung von Sars-Cov-2 wichtig? Ja, er ist sogar sehr wichtig. Denn wenn es stimmt, dass Covid-19 und seine Folgen einem Erreger aus dem Labor anzulasten sind, müssen wir die sogenannte „Gain-of-Function“-Forschung auf den Prüfstand stellen. Denn durch diese Forschung können Viren zu einer tödlichen Waffe werden.

Wie nicht anders zu erwarten, geht es in diesem Forschungsbereich um sehr viel Geld. Sollte das Virus also tatsächlich aus einem Labor stammen, werden die Profiteure alles versuchen, die Herkunft von SARS-CoV-2 zu vertuschen. Das ist nicht überraschend, denn schließlich wollen sie ihre Finanzierung sichern und ihre Karrieren retten. Überraschend ist jedoch, dass eine der renommiertesten medizinischen Zeitschriften unter dem Verdacht steht, die Vertuschungsaktion ermöglicht zu haben.

Renommierte medizinische Zeitschrift an Vertuschungsaktion beteiligt

Laut der Molekularbiologin Alina Chan, die am Broad Institute of Harvard und am MIT forscht, kann man die Evolution von SARS-CoV-2 nicht mit der These eines zoonotischen Ursprungs in Einklang bringen, denn das Virus war bereits vollständig für die Mensch-zu-Mensch-Übertragung angepasst, als es zum ersten Mal nachgewiesen wurde. Chan schlussfolgert daraus, dass die evolutionären Zwischenphasen der Adaption für die Mensch-zu-Mensch-Übertragung im Labor stattgefunden haben müssen. Sie veröffentlichte ihre Theorie auf dem Preprint-Server „bioRvix“ am 2. Mai 2020 unter dem Titel „SARS CoV-2 Is Well Adapted for Humans. What Does This Mean for Re-Emergence?“ (dt. etwa: „SARS-CoV-2 ist gut an den Menschen angepasst. Was bedeutet das für ein erneutes Auftreten?“).

Doch nun kommt noch mehr ans Licht: Es scheint, als habe die renommierte Fachzeitschrift „Nature“ es Autoren ermöglicht, die Daten in ihren Artikeln heimlich zu ändern, ohne dass dies kenntlich gemacht worden wäre.

Chan hinterfragt die Chronologie wichtiger Veröffentlichungen

In einem umfangreichen Twitter-Thread vom 25. Oktober 2020 beschreibt Chan die äußerst bemerkenswerte Chronologie der Ereignisse und Details der wichtigsten Veröffentlichungen zu Herkunft und Genomsequenzierung von Sars-CoV-2.

Chan schreibt:

„Immer noch wird behauptet, Sars-CoV-2 sei auf einem Fischmarkt in Wuhan vom Pangolin auf den Menschen übertragen worden. Ich hoffe, diese Analyse bringt etwas Licht ins Dunkel. Sie wird die wichtigsten Ereignisse am Anfang der Pandemie beleuchten und die grundlegenden Publikationen zum Ursprung des Virus.“

In ihrem Twitter-Thread analysiert Chan die Chronologie der Veröffentlichungen zum Thema SARS-CoV-2 und zeigt, dass ein kleines Netzwerk von Wissenschaftlern die Schlüsselpublikationen mit den Daten der Pangolin- oder Fledermaus-Coronaviren veröffentlicht hat. Diese Viren sind die engsten Verwandten von SARS-CoV-2.

Weiter unten gibt es eine Zusammenfassung der Chronologie und außerdem eines von Chans vielen Diagrammen, die die Details grafisch darstellen. Besonders interessant sind die Querverbindungen bestimmter Autoren und Veröffentlichungen in mehreren Zeitschriften.

Sie finden das verwirrend? Damit sind Sie nicht allein. Es ist komplex und verworren (und man bekommt das Gefühl, es ist Absicht, damit niemand das Ganze durchschaut und die Wahrheit erkennt). Falls Sie sich mit allen Details beschäftigen möchten, kann ich nur empfehlen, den Twitter-Thread von Chan aufmerksam zu lesen. Dort bekommen Sie beides: grafische Darstellungen und Erläuterungen, die Sie durch die gesamte Handlung des Krimis führen.

Die Chronologie

Am 24. Oktober 2019 wurde das erste wichtige Paper in der Zeitschrift „Viruses“ veröffentlicht. Die Autoren waren Ping Liu, Wu Chen und Jin-Ping Chen. Am 12. Dezember 2019 wurden die ersten Covid-19-Fälle gemeldet und am 12. Januar 2020 wurde die erste Sequenz des Genoms von SARS-CoV-2 veröffentlicht.

Am 20. Januar 2020 bestätigte China die direkte Übertragung des Erregers von Mensch zu Mensch; gleichzeitig reichten Forscher des Wuhan Institute of Virology (nachfolgend WIV) ein Paper (Zhou et. al.) bei „Nature“ ein. Dort veröffentlichten sie die Genomsequenzen sowohl von SARS-CoV-2 als auch vom Fledermausvirus RaTG13, die beide zu 96 Prozent identisch sind.

RaTG13 ist einer der engsten Verwandten von SARS-CoV-2. Es wurde 2013 vom WIV entdeckt, nachdem gemeldet worden war, dass sich 6 Minenarbeiter durch eine mysteriöse Infektionskrankheit eine schwere Lungenentzündung zugezogen hatten. Drei der Minenarbeiter starben.

Am 22. Januar 2020 erklärten Regierungsbeamte aus China, das Virus sei wahrscheinlich von Wildtieren auf einem Fischmarkt in Wuhan übertragen worden. Am selben Tag luden Liu et al. erneut die — ursprünglich in der Zeitschrift „Viruses“ am 24. Oktober 2019 veröffentlichten — Daten des Pangolin-Virus in die Datenbank des National Center for Biotechnology Information (NCBI) hoch. „Warum?“ fragt Chan. „Sind die beiden Datensätze identisch?“

Am 31. Januar 2020 musste China zugeben, dass keines der Tiere auf dem Fischmarkt in Wuhan positiv auf SARS-CoV-2 getestet worden war. Danach wurden in der Woche vom 7. bis 14. Februar 2020 vier separate Paper bei drei Zeitschriften eingereicht.
•Nature, Lam et. al.
•Nature, Xiao et. al.
•Current Biology, Zheng et. al.
•PLOS Pathology, Liu et. al.

In allen vier Artikeln wird ein beim Pangolin vorkommendes Coronavirus beschrieben, dessen Spike-Protein dem von SARS-CoV-2 sehr ähnlich ist. Liu ist Co-Autor von zwei dieser Veröffentlichungen, und zwar ein Artikel in „Nature“ und der Artikel in „PLOS Pathology“.

Dazu komme, dass sich alle vier Arbeiten „sehr stark oder ausschließlich auf die Arbeit von Liu et al. in der Zeitschrift ,Viruses‘ stützen“, bemerkt Chan. Interessanterweise wurden in der Arbeit von Xiao et al. in „Nature“, so Chan, „Proben umbenannt, falsch zugeordnet“ und „eine Genomsequenz veröffentlicht, die mit keiner einzigen Probe in der Arbeit übereinstimmte“.

In der Arbeit von Liu et al. aus „PLOS Pathogen“ fehlen ebenfalls Daten. Die vier Papers wurden als Preprint zwischen dem 18. und 20. Februar 2020 auf „bioRxiv“ hochgeladen und entfachten, so Chan, „eine hitzige Debatte in der Öffentlichkeit und wilde Spekulationen über das Pangolin als Überträger des Virus auf dem Fischmarkt in Wuhan.“

Am 17. März 2020 veröffentlichte „Current Biology“ ein Preprint mit der Analyse des Fledermausvirus RmYN02, das ebenfalls große Ähnlichkeiten mit SARS-CoV-2 aufweist. „Nature Medicine“ veröffentlichte zudem eine Korrespondenz, die nahelegte, SARS-CoV-2 habe einen natürlichen Ursprung. Bei beiden Papers war ein Co-Autor des Artikels von Lam et al. beteiligt, der am 7. Februar bei „Nature“ eingereicht wurde.

Vom 29. Januar 2020 bis zum 6. Mai 2020 wurden vier verschiedene Papers von wissenschaftlichen Fachzeitschriften akzeptiert, obwohl diese die Amplifizierungsdaten nicht mitlieferten und manche noch nicht mal die Rohdaten, welche die Wissenschaftler gebraucht hätten, um die veröffentlichten Gensequenzen selbst zu amplifizieren.

Ohne jegliche Erklärung wurden am 29. Mai 2020 von Zhou et al. die Sequenzen des mit Sars-CoV-2 eng verwandten RaTG13 in der NCBI-Datenbank hinterlegt. Der Artikel von Zhou et al. war ursprünglich am 20. Januar 2020 bei „Nature“ eingereicht worden.

Diese neuen Daten zeigten, dass das Genom erstmals 2017 und 2018 sequenziert wurde und nicht erst nachdem Covid-19 auftrat, wie die Arbeit von Zhou et al. in „Nature“ suggerierte. Außerdem stimmten die Daten auch nicht mit der schon veröffentlichten Sequenz von RaTG13 überein. Für diese Diskrepanz wurde keine Erklärung abgegeben. „In welcher privaten Datenbank waren diese Sequenzen also jahrelang gespeichert?“ und, so fragt Chan, gibt es „andere SARS-Viren, die wir nicht kennen?“

Am 25. Mai 2020 gab der Direktor des chinesischen Seuchenkontrollzentrums bekannt, das Virus sei nicht, wie ursprünglich angenommen, auf dem Fischmarkt vom Tier auf den Menschen übertragen worden.