Als meine Frau von dieser Erde abberufen wurde, nahm sie einen Teil meines eigenen Ichs mit sich in die Ewigkeit. Seitdem wird mir von Tag zu Tag klarer, was sie mir in diesen 29 Jahren gewesen ist: Die liebevolle Mutter unserer sieben Kinder, mein bester Freund, Kamerad und Ratgeber. Unsere Ehe war der Gegenbeweis für die so stark in der heutigen Jugend verbreitete Ansicht, daß man, um glücklich zu werden, möglichst seine Freundin heiraten müsse. Meine Frau sagte hierzu oft in ihrer herrlichen Natürlichkeit: "Was bleibt denn da noch zu entdecken übrig, wenn man sich schon vor der Ehe in-und auswendig kennt?"
Das große Geheimnis einer glücklichen Ehe ist ja gerade dieses tägliche gegenseitige Sich-Neuentdecken. Auch wenn man sich am Anfang vielleicht beinah fremd gegenüber gestanden hat, wächst man im Laufe der Zeit immer mehr zusammen, bis man eine Einheit bildet. Trotzdem kann jeder Ehepartner seine Individualität nach außen hin bei behalten, ja noch besser entwickeln. Heute bin ich überzeugt, daß ich die zweite Hälfte meines Lebens ohne meine Frau wahrscheinlich nicht durchgestanden hätte, denn das Junggesellen-Leben mit seiner Einsamkeit war mir schon lange vor unserer Hochzeit unerträglich geworden.
Aber weit darüber hinaus war meine Frau meine Hauptstütze und mein Hauptrückhalt. Zwischen uns gab es keine Geheimnisse. Wir haben alles miteinander geteilt, die Freude und auch das Leid. Ich bin dem Schöpfer unaussprechlich dankbar, daß er mich diese einzigartige Frau finden ließ. Diese Dankbarkeit ist es auch, die mir das Leben ohne sie auf dieser Erde noch sinnvoll erscheinen läßt und mir die Kraft gibt, meine Pflichten unseren Kindern und meinen übrigen Mitmenschen gegenüber zu erfüllen.