Interessanter Artikel, danke.
Leider ist das Maß an Selbstreflexion, das der Autor an den Tag legt, unter Journalisten eine ziemliche Ausnahme.
Völlig richtig.[...]
Ich wurde in den Twittersturm, der über mich hereinbrach, wie in eine Parallelwelt katapultiert. Sie besteht aus Freund oder Feind, Zwischentöne wie in der Wirklichkeit gibt es nicht. Im echten Leben wird Kommunikation entschärft – durch Blicke, Lächeln, Gesten. Dort nicht.
Die meisten Bundesbürger sind nicht auf Twitter, die meisten Journalisten dagegen schon. Die meisten Deutschen leben also in dem glücklichen Zustand, die dortige Meinungsblase nicht zu kennen. Vermutlich haben einige von ihnen aber schon deren Auswirkungen zu spüren bekommen. So zum Beispiel die Entschuldigung der „Süddeutschen Zeitung“ bei dem Pianisten Igor Levit für eine im Blatt erschienene Kritik. Über den Text konnte man streiten, doch wäre es ohne Twitter undenkbar gewesen, dass eine Zeitung sich für so etwas entschuldigt. Ich habe das als Tiefpunkt empfunden.
[...]
Ich gehöre zu den Glücklichen, die nicht auf Twitter sind. Wenn ich allein den Begriff "Follower" höre, muß ich an das "Folgt der Sandale" aus "Das Leben des Brian" denken. Ain't gonna happen! Wer auf Twitter Sandalen hinterherrennt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren. Wer als Journalist Aktivist spielen möchte, soll das tun. Allerdings sollte ihm folgendes klar sein: Er schreibt nicht im luftleeren Raum, sondern stellt ein Produkt her, für das der Konsument/Leser bereit sein muß zu bezahlen. Das ist regelmäßig [Links nur für registrierte Nutzer].
Ich persönlich habe schon länger keine deutsche Zeitung mehr abonniert - und kann gut darauf verzichten. Dabei bin ich durchaus bereit, für Journalisms zu bezahlen. Für Aktivismus allerdings nicht.