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Thema: Ade zum klassischen Supermarkt

  1. #121
    Qouwat-e-Akhouwat-e-Awam Benutzerbild von Rumpelstilz
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    Standard AW: Ade zum klassischen Supermarkt

    Zitat Zitat von antiseptisch Beitrag anzeigen
    Hier in Portugal habe ich festgestellt, dass in den Dörfern die Straßen teilweise alle 50 m anders heißen, obwohl durchgehend. Auf der einen Straßenseite heißen sie so, auf der anderen anders, und in den Navis teilweise nochmal anders. Bei GPS sind nach Straßenseiten abweichende Namen wohl auch nicht vorgesehen. Richtig krass ist es auch, wenn sie sich nicht mal auf die Schreibweise eines Dorfes einigen können. Auf manchen Schildern steht "Seide", auf anderen "Ceide". Da bekommt man eine richtige Ahnung, was in deren Köpfen erst für ein Chaos herrschen muss. Und zwischen den Hausnummern gibt es teilweise Sprünge von um die 50 Nummern, wo mir keiner erklären kann, wer sich so einen Schwachsinn ausdenkt. Ich weiß zwar aus der Vergangenheit, dass es bis Anfang der 70er Jahre in meinem Heimatdorf erst gar keine Straßennamen gab, aber die Hausnummern wurden nach Fertigstellungsdatum vergeben, so dass es zwar kreuz und quer war, es aber zumindest ein System gab.
    Ich war als Student auch mal Auslieferungsfahrer bei Hermes und solche Merkwürdigkeiten gab es in der BRD auch. Aber hier in meiner Gegend haben zwar etwa die Hälfte der umliegenden Strassen auch richtige Strassennamen, aber meine Strasse nicht. So Karten wie Google oder Bing/maps zeigen da zwar irgendwelche Namen an, aber keine Ahnung, ob die auch offiziell sind, da die Rechnungen der Versorgungsbetriebe wie Wasser, Gas, usw. eben nicht diese Strassennamen ausweisen.

    Es gibt dann eben noch die grundbuchamtliche Basis einer Adresse und die ist hier Manzana (= Häuserblock) und Lote (= Grundstück, Parzelle). Manzana, abgekürzt Mz. sind meistens Buchstaben, manchmal auch Nummern, und Lote, abgekürzt Lt. sind immer Nummern. Dem Ganzen muss dann eben noch ein Wohnviertel zugeordnet werden, wie urbanización, asociación de vivienda, oder cooperativa de vivienda, usw. Die letzten beiden Begriffe stammen noch aus den Anfängen der Besiedlung vor einigen Jahrzehnten, als diese Gebiete noch ein sog. pueblo joven waren.

    War früher auch ein negatives Merkmal und meine peruanische Ehefrau meinte früher auch, mit so einer Adresse im Personalausweis (DNI) hätte man früher keine vernünftige Arbeitsstelle bekommen, aber diese Zeiten sind schon lange vorbei.

    Und um noch einmal auf diese doofen Supermärkte zurückzukommen. Ich bin sicher kein Anarchist und auch kein Kommunist, aber ich finde es falsch,
    1) alles zu zentralisieren
    und
    2) die unteren Einkommensschichten zu besteuern und mit Buchhaltung zu trietzen.

    Zu 1)
    Ich finde es besser, jemand fährt mit seinem Dreirad auf Motorradbasis oder auch mit seinem PKW, Pickup oder LKW, zum zentralen Obst- und Gemüsemarkt und lädt sich dort die Karre voll, wie es ihm gutdünkt. Dann fährt er ganz frei dorthin, wo er meint, das Zeug verkaufen zu können, und er legt auch ganz frei die Preise fest. Er überlegt dann selber, wie er die Ware los wird, und was er mit dem Rest macht: ganz billig verramschen, verschenken, selber essen, Saft pressen, usw.usf.

    Ein Supermarkt mit seinen Angestellten ist dort doch viel zu unflexibel und wird i.d.R. wohl auch mehr verdorbene Lebensmittel wegwerfen. Das ist eben auch wieder so ein Beispiel für das verlogene Europa. Viel von Einkommensgerechtigkeit, Umweltschutz und Nachhaltigkeit schwafeln, um nicht zu sagen, zu lügen, und dann das Gegenteil davon tun.

    Diese ganzen Regeln und Verbote sind doch nur dazu da, damit sich die Konzerne bereichern konnten. In meiner Jugend gab es auch keine gestempelten Eier und ich habe auch im Innenstadtbereich von Frankfurt/Main-Sachsenhausen die Milch noch lose mit der Milchkanne gekauft. Keiner von uns hatte damals je eine Lebensmittelvergiftung und ich bin heute mit Mitte Sechzig noch gesünder als das ganze Schwachmatenvolk in der BRD, wo die Kinder schon wegen Allergien zum Arzt laufen.

    Seit dieser Zeit damals sind eben nur viele kleine selbständige ambulante Lebensmittelverkäufer, wie der Eiermann oder die Eierfrau bei uns, verschwunden, mitsamt jeder Menge kleiner Lebensmittelgeschäfte, den sog. Tante-Emma-Läden. Und das war wohl auch der Sinn der Übung.

    Zu 2)
    Anstatt Sozialhilfe zu bezahlen wie dusslig, finde ich es besser, wenn die unteren Einkommensschichten ganz offiziell gar keine Steuern bezahlen müssen. Hier bis zu einem monatlichen Einkommen bis zum 1,6-fachen des gesetzlichen Mindestlohnes. Heisst hier Nuevo RUS ([Links nur für registrierte Nutzer]), wenn man einen (stationären) Laden betreibt, und bis zu diesem Betrag ist auch keinerlei Buchführung notwendig. Das, finde ich, ist auch sehr wichtig.

    Wieso soll der Staat sinnlos Leute trietzen, was vor allem ökonomisch gar keinen Sinn macht, sondern auch noch kontraproduktiv ist. Deswegen haben die kleinen Händler hier auch keine Registrierkasse, sondern eine Schublade, einen Pappkarton oder einfach nur ihr eigenes Portemonnaie.
    "Und wenn wir es nicht mehr erleben werden, Vater, so wissen wir doch eins, dass es die nach uns erleben werden, nicht? Und das ist doch auch ein Trost."
    (aus dem Film 'Heimkehr', 1941)



  2. #122
    Mitglied Benutzerbild von antiseptisch
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    Standard AW: Ade zum klassischen Supermarkt

    Zitat Zitat von Rumpelstilz Beitrag anzeigen
    Wieso soll der Staat sinnlos Leute trietzen, was vor allem ökonomisch gar keinen Sinn macht, sondern auch noch kontraproduktiv ist. Deswegen haben die kleinen Händler hier auch keine Registrierkasse, sondern eine Schublade, einen Pappkarton oder einfach nur ihr eigenes Portemonnaie.
    Vor drei Jahren, als ich in Brasilien war, wurde mir auch erklärt, dass man einfach keine Steuererklärung abgeben muss, wenn man Freiberufler ist. Begründung: "Hier ist es nicht weit her mit Besteuerung". Ich konnte das kaum fassen. Bei uns in D wäre das ein Straftatbestand.

    Und dann komme ich nach Portugal und sehe, wie hier nicht nur das Einkommen, sondern auch die Ausgaben der Menschen kontrolliert werden. Wer nicht einen bestimmten Teil seines Einkommens mit Ausgaben nachweist, muss mit einer Steuerprüfung rechnen. Ich hielt das für einen schlechten Scherz, bis es mir meine Buchhalterin klipp und klar erklärte: Man muss gezahlte Miete nachweisen, einen Teil für Essen, Kleidung und Lebensmittel, sowie für Wasser und Energie. Wer das versäumt, macht sich verdächtig. Was das Ganze aber soll, konnte mir letztendlich keiner erklären. Denn es nützt dem Land nichts. Es bleibt trotz aller Maßnahmen unterm Strich bettelarm. Dann kann man es auch gleich lassen. Das ganze kann auch problematisch werden, z.B. wenn man als Ausländer sein Auto in einer Werkstatt reparieren muss. Ich habe keine portugiesische Steuernummer, und bei Mercedes haben die eine halbe Stunde lang in der Zentrale nachgefragt, wie sie meine Rechnung ins System eingeben sollten. Denn Leistungen ohne Steuernummer des Leistungsempfängers sind hier eigentlich nicht vorgesehen. Könnte ja Geldwäsche sein. Einfach nur krank.
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  3. #123
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    Standard AW: Ade zum klassischen Supermarkt

    Zitat Zitat von antiseptisch Beitrag anzeigen
    Vor drei Jahren, als ich in Brasilien war, wurde mir auch erklärt, dass man einfach keine Steuererklärung abgeben muss, wenn man Freiberufler ist. Begründung: "Hier ist es nicht weit her mit Besteuerung". Ich konnte das kaum fassen. Bei uns in D wäre das ein Straftatbestand.
    Hier in Peru mache ich die monatliche Steuererklärung einfach durch das Ausstellen meiner Honorarrechnungen. Ich habe von der Finanzbehörde SUNAT ein Benutzerkonto, nennt sich Clave Sol. Ich gehe also auf deren Web-Seite und klicke da "Rechnung erstellen" an. Dort ist ein Formular mit wenigen Fragen. Eigentlich nur Name der Person oder Firma, Steuernummer oder DNI (= Personalausweis), Art der erstellten Leistung, Datum, Währung und Rechnungsbetrag. Und Zahlung bereits erfolgt? Wenn ja, wie? Bargeld, Überweisung usw.

    Das ist alles. Dann speichere ich das ab, sichere mir eine Kopie als pdf-Datei und kann, wenn ich will, auch diese Rechnung gleich von der Web-Seite der SUNAT als Rechnung an den Kunden verschicken. Die Finanzbehörde will keine weiteren Formulare oder Erklärungen. Dafür haben sie ein Programm, was die Rechnungsbeträge addiert ...


    Wenn ich über S/ 1500 im Monat komme (S/ 960 ist der monatliche Mindestlohn), sind zunächst einmal 8% Steuern fällig. Ansonsten gar nichts. Leute mit einem stationären Laden zahlen einen Pauschalbetrag von S/ 20 im Monat. Ich habe jetzt aber weder Büro noch Laden, sondern mein Schreibtisch steht neben meinem Bett.

    Zitat Zitat von antiseptisch Beitrag anzeigen
    Und dann komme ich nach Portugal und sehe, wie hier nicht nur das Einkommen, sondern auch die Ausgaben der Menschen kontrolliert werden. Wer nicht einen bestimmten Teil seines Einkommens mit Ausgaben nachweist, muss mit einer Steuerprüfung rechnen. Ich hielt das für einen schlechten Scherz, bis es mir meine Buchhalterin klipp und klar erklärte: Man muss gezahlte Miete nachweisen, einen Teil für Essen, Kleidung und Lebensmittel, sowie für Wasser und Energie. Wer das versäumt, macht sich verdächtig. Was das Ganze aber soll, konnte mir letztendlich keiner erklären. Denn es nützt dem Land nichts. Es bleibt trotz aller Maßnahmen unterm Strich bettelarm.
    Überall auf der Welt, wo es informelle Wirtschaft zumindest als Parallelwirtschaft gibt, zieht seit etwa zwei Jahrzehnten die Wirtschaft an. Hier in Peru sank die Armutsrate von 58% im Jahre 2004 auf 20% im Jahre 2016 ([Links nur für registrierte Nutzer]). Während in der BRD die Armut wohl ansteigt, wenn ich recht informiert bin. Zumindest bei der Kinderarmut sind sie jetzt auch schon bei 20%. Damals, als ich klein war und es noch keine Supermärkte gab, war das nicht so.

    Zitat Zitat von antiseptisch Beitrag anzeigen
    Dann kann man es auch gleich lassen. Das ganze kann auch problematisch werden, z.B. wenn man als Ausländer sein Auto in einer Werkstatt reparieren muss. Ich habe keine portugiesische Steuernummer, und bei Mercedes haben die eine halbe Stunde lang in der Zentrale nachgefragt, wie sie meine Rechnung ins System eingeben sollten. Denn Leistungen ohne Steuernummer des Leistungsempfängers sind hier eigentlich nicht vorgesehen. Könnte ja Geldwäsche sein. Einfach nur krank.
    Wenn ich bei meinen Honorarrechnungen einen Kunden im Ausland eingebe, lasse ich dessen Steuernummer einfach weg, wenn ich die nicht habe. Manchmal gebe ich Steuer- oder Passnummer ein, manchmal nur Firmenname, Ort und Land.
    "Und wenn wir es nicht mehr erleben werden, Vater, so wissen wir doch eins, dass es die nach uns erleben werden, nicht? Und das ist doch auch ein Trost."
    (aus dem Film 'Heimkehr', 1941)



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