Ich bekenne mich zur freiheitlich demokratischen Grundordnung, würde mich aber heutzutage nicht mehr aufs Grundgesetz einschwören lassen.
Zur Erläuterung: Ich bin für Freiheit. Ich bin für Demokratie. Ich bin für eine Grundordnung. Das sind allgemeingültige Werte, die allesamt auch als erachtenswert gelten sollten. Erachtenswert inkludiert für mich stets auch "veränderbar". Das Grundgesetz ist für mich nicht mehr als ein veränderbarer Normenkatalog. Die sogenannten "unveränderbaren Grundrechte" lehne ich teilweise inhaltlich, teilweise auch normativ, ab. Es kann und darf nicht sein, dass irgendetwas, was vom Menschen ist, nicht veränderbar sein soll.
Einige Beispiele.
Aus dem "Recht auf Arbeit" könnte man flugs eine "Pflicht zur Arbeit" machen.
Das Asylrecht könnte man komplett aus dem GG entfernen. Nur mit mehrheitlicher, freiheitlich-demokratischer Abstimmung, versteht sich.
Die Würde des Menschen ist so vage, so schwammig, so interpretierbar, dass dieser Punkt dringend einer weiteren "Ausformulierung" bedarf.
Ich zum Beispiel weiß nicht, was man unter Würde verstehen soll. Jedenfalls verstehe ich nicht das darunter, was man verstehen soll, nämlich eine individuelle - und vor allem: generelle! - "Wertschätzung" des existenziellen Seins.
Ich folge da deutlich anderen philosophischen Ansätzen: Es gibt unterschiedliche Wertschätzungen, demnach dann natürlich auch unterschiedliche "Würden".
Aus welchem Grunde aber hat das Leben, das existenzielle Sein, grundsätzlich einen Wert? Grundsätzlich eine Würde?
Aus dem Satz "die Würde des Menschen ist unantastbar" spricht aus meiner Sicht eine unglaubliche Vermessenheit, Anmaßung und Arroganz, die das menschliche Leben über andere Lebensformen setzt.
Solche Sätze schreibe ich den Religiösen zu, aber keinesfalls den wirklich frei denkenden Menschen.
Usw. usw.
Was meinst du? Für welches "Aufnahmeformular" tauge ich überhaupt?