Zitat von
Väterchen Frost
Naja, den verdienst Du aber nicht mit solchem Pillepalle. Wenn man als Anwalt Geld verdienen will, muss man auf lukrativere Aufträge - idealerweise von größeren Mandanten - Zugriff haben. Meine Hauptauftraggeber kamen aus Ölindustrie und Schifffahrt. Da interessiert sich im Regelfall keiner für so einen Quatsch. Die Leute - einen selbst als Rechtsberater eingeschlossen - wissen, dass sie mit ihrem Geschäft gutes Geld verdienen und das wollen sie nicht durch solcherlei Unsinn gefährden. Eine Feld-, Wald- und Wiesenkanzlei, in der heute Witwe Bolte mit einem Nachbarschaftsproblem, morgen Onkel Henny, der sich auf'm Alter noch scheiden lassen will und übermorgen der Neffe von Onkel Henny, der mit seiner getieferten C-Klasse im Suff einen Laternenpfahl gelegt hat, erscheinen hätte ich eher nicht betreiben wollen, gebe aber zu, dass es Kollegen gibt, die so ihr übersichtliches Auskommen haben. In Schleswig-Holstein hieß es früher, dass wenn Du nach allen Kosten in einer Zweimann-Butze aber vor Steuern so um die 100.000,00 DM pro Nase im Jahr über hattest, dann war das gut. Dazu musstest Du, was da möglich ist, noch Notar sein. Das war meist einer davon, der Senior. Der hatte dann die 100k, der Partner zwischen 65 und 80k.
In Berlin, Bremen, Hessen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und den westfälischen Teilen in NRW ist das mit dem Notariat möglich.
In den anderen Ländern gibt es das nicht. Das sind die mit den Nur-Notaren und in Baden-Württemberg meine ich, liegt das Notariat sogar bei den Rechtspflegern.
Und in den Wirtschaftszentren, wie Frankfurt, Düsseldorf, z.T. auch in HH, Berlin sind die großen anglo-/amerikanischen Lawfirms aktiv und die lachen nur über das "normale" Advokaten-Geschäft. Das waren die Leute, mit denen ich für meine Auftraggeber gearbeitet habe. Vorrangig die Kanzleien des Magic Circle aus London. Da haben die deutschen Seniorpartner in den obigen Städten noch mal einen guten Riß gemacht und ihre Buden an die Angloamerikaner verscheuert. Der Nachwuchs konnte dann sehen, wo er bleibt. Großartige Partneraussichten haben die Deutschen - wie bei allem, wo vor allem Inselaffen den Ton angeben nicht. In den Großkanzleien inseläffischen und amerikanischen Zuschnitts sind sogar Kojen eingebaut, damit die jungen Anwälte nicht nachhause müssen, wenn sie um 22:30 den Griffel fallenlassen und am nächsten Morgen um 07:30 wieder anfangen. Ist wohl ne derbe Schinderei geworden.