Zitat von
BlackForrester
Das bestreite ich doch auch gar nicht - während aber Deutschland (Ost) nach 1945 die Entwicklung für die Arbeitnehmerschaft bestenfalls stagnierte erlangte die Arbeitnehmerschaft in Deutschland (West) im Laufe der Jahre einen - wenn auch bescheidenen materiellen - Wohlstand.
Wobei Du den Wohlstand nicht nur am "materiellen" Wohlstand für den Arbeitnehmer festmachen kannst.
Nimm mein Beispiel - ich saß in den 1980er Jahren nicht mehr auf einem Lkw Modell Baujahr 1960 mi einem Holzstuhl, einem schiffsruderähnlichen Lenkrad, einem Getriebe, welches nur in gewissen Geschwindigkeits und Umdrehungsbereichen schaltbar war, keine Standheizung, einem Brett als Schlafkoje, eine bestenfalls Bremsunterstützung, Trommelbremsen, eine Leistung wo Du beladen bald den Berg nicht hochgekommen bist und so weiter was in der DDR bei dortigen modernen Lkws (fast) noch Standard war...nein, der letzte Actros, welche in meinem damaligen Hauptberuf gefahren bin - 500 PS, Servoelenkung, EPS-Schaltung, großes Fahrerhaus, Scheibenbremsen, allerlei Helferlein wie ESP, ABS, Standheizung, Kühlschrank, Kaffeemaschine, Fernseher und so weiter und so fort...da ist dann ein ganz anderes arbeiten.
Oder nimm die Industriereviere - das Ruhrgebiet war in den 1980er Jahren bestimmt noch kein Hort wo der Umweltschutz eine hohe bis sehr hohe Priorität besaß - gegenüber den Revieren wie Leuna war das Ruhrgebiet schon eine Insel der Glückseligen. Man kann dies gar nicht beschreiben, man muss dies erlebt haben. Wobei ich jetzt nicht weiß ob und wie sich die realen Arbeitsbedingungen (also Arbeitsschutz, Arbeitsmittel, Arbeitsausrüstung etc.) dargestellt haben - in dieser Hinsicht habe ich im Grund immer nur die "Lade"rampe kennen gelernt und auch da - während in Deutschland (West) Gabelstapler, Elektrohubwagen etc. schon längstens Standard waren habe ich in Deutschland (Ost) noch erlebt, dass ich mit einem Hubwagen und Muskelkraft entladen wurde und einigen, aber sehr wenigen Fällen, komplett per Hand.
Betrachtet man also die Arbeitsbedingungen und leitet daraus den Stellenwert des Arbeiters ab - aber holla die Waldfee. Gut, es mag natürlich sein, dass ich so ein Pechvogel bin und immer da war, wo die Uhr in den 1950er Jahren stehen geblieben ist.
Es geht also nicht nur darum, ob man sich einen Auto, einen Fernseher, eine Wohnung leisten kann - es geht auch darum wie wird denn noch gearbeitet, zu welchen Standards, Vorgaben, Schutz und Sicherheit und so weiter...ich zumindest hätte mit keinem DDR-Werker freiwillig getauscht - mein Arbeitsgerät Actros war dem Arbeitsgerät IFA wohl mindestens 5 Generationen voraus und auch dies hat etwas mit dem Stellenwert zu tun.