@Houndstooth

Das Gute an solchen Diskussionen für mich ist, dass man wieder einmal ein Blick in seine Bibliothek wirft.
Ich habe gestern einmal einen Blick in Paul Kennedys „Aufstieg und Fall …“ geworfen, auf die 500er Seiten.
Laut einer von Kennedy angeführten Studie der japanischen Marine schätzt diese das Kräfteverhältnis der Marine ausgehend von 1:0,7 (1941) bis 1:0,3 (1945), zugunsten der USA natürlich, falls es eben zu einem längerem Krieg kommt. Worauf man schliessen kann, dass man sich sehr wohl über die Kapazitäten der US-Industrie im Klaren war.
Zum Paney-Konflikt meint Kennedy, selbst wenn Roosevelt gewollt hätte, hätte er keine Kriegserklärung durchbringen können. Und ja, es war Yamamoto, der die Entschuldigung initiiert hatte. Die USA erhöhten zwar die Hilfen für die KMT, aber selbst dabei konnte Roosevelt nicht in die Vollen gehen.
Die US-Innen-und Aussenpolitik dieser Zeit ist ein sehr komplexes Thema, ebenso wie die japanische, weshalb es an Irrsinn grenzt, z.B. Roosevelt als „Hauptkriegstreiber“ darzustellen.
Ein Japaner:
Im Januar 1939 trat Hiranuma sein Amt als Premierminister in der Nachfolge von Konoe Fumimaro an. Zu diesem Zeitpunkt verhandelten Ōshima Hiroshi als japanischer Botschafter in Berlin und Shiratori als Botschafter in Rom mit den Regierungen Deutschlands und Italiens über einen Militärpakt. Als jedoch das Deutsche Reich im August 1939 überraschend einen Nichtangriffspakt mit der Sowjetunion abschloss, zog Hiranuma die Konsequenzen aus der gescheiterten Bündnispolitik und trat zurück. Hiranumas Worte beim Rücktritt waren: „Die europäische Welt ist doch komplex und sonderbar.“
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Es war immerhin der japanische Premierminister, der zurücktrat.
Wie es auch sei, ich neige zur emotionslosen Geschichtsbetrachtung, ob es nun die jüdische Geschichte, die NS-Geschichte oder die Geschichte des Vorfeld des WK II ist.
Es gibt historische Tendenzliteratur der noch heute verfeindeter Lager, die man durchaus gefiltert lesen kann, wenn man in der Lage ist, deren Argumente abzuwägen.
Leider ist es so, was viele Beiträge in diesem Forum zeigen, dass die geistige Spannkraft selbst von politisch Interesssierten, in den letzen Jahren, wenn nicht Jahrzehnten, rapide abgenommen hat.