Es ist in der aktuellen Situation sehr aufschlussreich, wie radikal, weitreichend, geo-strategisch Russland die Lage beurteilt.
Dr. Ivan Timofeev schrieb am 31. Jänner 2022 als Direktor des Valdai-Klubs:
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Zitat:
Westliche Sanktionen werden ein schmerzhafter Schlag für Russland sein, aber sie werden nicht tödlich sein. Der Nutzen für die militärische Sicherheit ist größer als der wirtschaftliche Schaden. Wirtschaftlicher Schaden wird sich nicht in öffentlichem Protest in Russland niederschlagen; es kann unter Kontrolle gehalten werden. Das Ansehen der Behörden wird durch die Lösung einer großen historischen Aufgabe wachsen. Sanktionen gegen Russland werden das Vertrauen in das US-zentrierte Finanzsystem weiter untergraben. Russland wird als "Festung" bestehen können. Ein Ausstieg aus der Weltwirtschaft ist möglich und sogar wünschenswert.
Der Westen selbst ist im Niedergang. Sein bevorstehender Tod ist unvermeidlich. Ein Sieg in der Ukraine wird der Autorität der Vereinigten Staaten und des Westens einen weiteren Schlag versetzen und ihren weltweiten Rückzug beschleunigen.
In diesem Szenario sollten wir einen radikalen Zusammenbruch der Beziehungen zwischen Russland und dem Westen erwarten, der mit keiner früheren Krise vergleichbar ist. Es wird zu (a) massivem Verlust von Menschenleben führen; (b) eine schwere und langfristige Wirtschaftskrise in Russland als Folge westlicher Sanktionen; (c) erhebliche Militarisierung Osteuropas durch die NATO.
(…)
Man kann von der Herausbildung einer grundlegend neuen Ordnung in Europa sprechen. Es wird in einer mühsamen Konfrontation verwurzelt sein. Das einzige Hindernis für einen großen Krieg werden Atomwaffen sein, obwohl auch die Gefahr einer Eskalation zu einem Konflikt zwischen Russland und der NATO nicht ausgeschlossen werden kann. Russland wird in diesem Szenario zu einer Art europäischem Nordkorea, aber mit viel breiteren Möglichkeiten.
Russland:
Der Tod des Westens und des Dollars sei unvermeidlich
Der Krieg beschleunigt alles und bietet Chancen für Russland
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Russland hat bereits im Jänner in einem seiner wichtigsten Think Tanks erläutert, dass das „Szenario Krieg“ vielversprechend, wenn auch schmerzhaft für Russland ist. Man weiß offenbar, ohne es auszusprechen, dass mit dem „Great Reset“ und Dollar-Finanzsystem der Westen vor dem Kollaps steht. Und daher macht man jetzt den harten Schnitt.
Dr. Ivan Timofeev ist Leiter des Euro-Atlantischen Sicherheitsprogramms im Valdai-Club. Er ist Programmdirektor des „Russian International Affairs Council (RIAC (
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Der „Valdai-Club“ ist eines der bedeutendsten Foren Russlands, zumindest geopolitisch der wichtigste Think Tank Moskaus. Präsident Putin war jedes Jahr mit umfangreichen Vorträgen zu Gast. Von Putins Vorträgen dort wissen wir um seine Ansichten zu Identität, Souveränität, Geopolitik. Er wählte bewusst den Valdai-Club als Forum.
Am 31. Jänner 2022 veröffentlichte Timofeev als der Direktor des Valdai-Klubs eine Lageeinschätzung ( Quelle (
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Russland bewertet einen Krieg als Szenario, mit den besten Chancen.
Es gehe um weitreichende, geo-strategische Umwälzungen
▫️ Sanktionen nicht tödlich für Russland;
Russland wird wie ein riesiges, isoliertes „Nordkorea“ als „Festung“ überleben, nur mit viel mehr Optionen als Nordkorea (Indien, China etc.)
▫️ Das Ansehen der russischen Führung wird durch die militärischen Siege steigen
▫️ USA, Westen und das US-Dollar-Finanzsystem werden weiter an Ansehen/Vertrauen verlieren
▫️ Ein sehr weitreichender Satz: „Ein Ausstieg aus der Weltwirtschaft ist möglich und sogar wünschenswert. Der Westen selbst ist im Niedergang. Sein bevorstehender Tod ist unvermeidlich.“
▫️ Es kommt zu einer historisch einmaligen Konfrontation, viele Menschen werden sterben, Wirtschaftscrash des Westens vorprogrammiert
▫️ In Europa wird es ruppig, es kommmt zur radikalen Unwälzung, am Ende erwartet man die „Herausbildung einer grundlegend neuen Ordnung in Europa“
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Schlussfolgerung: Russland hat die westlichen Sanktionen einkalkuliert, riskiert bewusst massive wirtschaftliche Schäden. Sie setzen alles auf eine Karte, da der Westen als System dem Tod geweiht sei. Daher müsse man sich lossagen. Europa wird in dieser Phase im Innersten geprüft und die „alte Normalität“ für immer geschreddert. Doch wie sieht „Europas Neuordnung“ aus? Aufgang oder Untergang?