Erfahrung mit Steinpilzen und Mulis in den Wäldern um Mittenwald- reicht das?
Ich habs mit "mackespielen" drauf angelegt. Die hatten uns bei der Anwerbung so viele tolle Dinge versprochen. Du kannst deinen Führerschein machen, das Abitur, in zivil in Ausgang gehen usw.
Am Ende stand ich in Prenden und 3 weiteren Objekten alle paar Tage im Wald Wache. Immer für 24 Stunden. Neben Drill, Rotlichtbestrahlung und blöde auf Stube hocken war da NICHTS. Ausser hin und wieder Ausgang in Muckeruniform, Litze Weiß, wegen der "Legende"!
Ich wollte da nur noch weg. Im Spätsommer rief ich dann ein Mädel an den Zaun, gab ihr 50 Mark und sie sollte mir doch ne Pulle Schnaps rumbringen. Das tat sie und man fand mich bei etwa 30° in meinem Postenbereich. Tutendicht, nackt, die Munition(90 Schuß, scharf) hatte ich im Wald verstreut und die Kaschi hing im Zaun.
Ab da verbrachte ich einige Zeit und mit 24-Stundenaufsicht in Adlershof, trug nur noch Drillich und hatte ein Zimmer ganz für mich allein. Es brannte immer Licht, ich hatte eine Holzpritsche ohne Matratze und einen Hocker, auf den ich mich tagsüber setzen durfte. Die "Liege" war an die Wand geklappt und die Fenster waren aus Glasbausteinen. Fast täglich Gespräche mit nem Psychologen.
Das ging ein paar Wochen so. Dann wurde ich nach Erkner verlegt. B1000 mit zwei Bewaffneten vorne und ich hinten drinne.
Nach ein paar Tagen wurde ich zum Kommandeur gezottelt und in seinem Büro sass zu meiner Überraschung mein Vater(Seinerzeit Betriebsdirektor im DVZ Cottbus). Dem wurde ich übergeben und er nahm mich in seinem Dienst-Wolga mit nach Hause mit dem Spruch:"Von Dir lass ich mir meine Karriere nicht versauen!".
Meinen Job im Stadtbaubetrieb konnte ich dann auch vergessen. "Zimmerleute lassen ja auch gerne mal nen Hammer fallen!" O-Ton BPO. Und so besorgte mir mein Vater nen Hausmeisterposten im Bezirkskrankenhaus.
Das ging für mich Nörgler auch nicht gut. Erst Wäschedienst und dann lag man mir nahe, dass ich im Kollektiv unerwünscht bin.
Durch nen Kumpel erfuhr ich, dass im Kino, Heizer und Einlass gesucht würde. Also hin und ich bekam den Job. Kohle schippen, duschen, Einlass machen.
War die geilste Zeit, weil die im Kino all diese Leute wie mich abluden.
Gut, das wars jetzt mit Lebensgeschichte.
Wir beim Felix hatten übrigens nur in der "Legende" weisse Litze und Filz. Die Jungs in Adlershof hatten Rot und den guten Stoff der Ausgangsuniform.
Die vom anderen Wachregiment hatten Weiß.
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Ein Zeichen von Intelligenz ist der stetige Zweifel.
Idioten sind sich immer todsicher.
Egal was sie tun!
Das Wachregiment hatte mit den Grenztruppen nichts zu tun, es war dem Ministerium direkt unterstellt.
Den Namen Friedrich Engels erhielt es erst später. Die Schulterstücke waren weiß.
Möglich das auf dem Ärmelband am Anfang nur Wachregiment stand, später mit FE.
In Strausberg saß das Stasi-Wachregiment, es hatte rote Schulterstücke.
Zur Reserve musste von uns keiner, das wurde uns schon bei der Entlassung mitgeteilt.
Wolle.
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Steffen Heitmann (* 8. September 1944 -- † 14. April 2024. beides in Dresden):
„Ich habe mich noch nie, nicht einmal in der DDR, so fremd in meinem Land gefühlt.“
Das war total albern! Jeder im Umkreis wusste, dass in Prenden die Stasi hockt und dann fahren die uns in Muckeruniform in Bussen(Ikarus) zum Bahnhof Bernau zum Ausgang.
Wir hatten da Schliessfächer mit Zivilklamotten! Unser Spiess hat uns mal erwischt aufm Alex. Das gab ganz böse Schimpfe.
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Steffen Heitmann (* 8. September 1944 -- † 14. April 2024. beides in Dresden):
„Ich habe mich noch nie, nicht einmal in der DDR, so fremd in meinem Land gefühlt.“
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