Über Logistik und Kontinuität
Vielen Genossen imponieren die Aktionen der Tupamaros. Sie verstehen nicht, warum wir keine populären Aktionen machen, uns statt dessen mit
Logistik beschäftigen. Sie machen sich nicht die Mühe, sich
vorzustellen, was
Stadtguerilla ist und wie das
funktioniert. Es ist wahrscheinlich schon
Bosheit, wenn die Genossen die Meinung von Ruhlands
Düsseldorfer Richter nachbeten,
Ruhland sei der Handwerker und Knacker des Haufens gewesen.
Abstrakt ist ihnen das
Problem kapitalistischer Arbeitsteilung schon begegnet, praktisch stellen sie sich den proletarischen Genossen immer noch als den All-round-Handwerker aus der oberschlesischen Idylle vor. Daß die
technischen Mittel nur in einem
kollektiven Arbeits- und
Lernprozeß beschafft werden können, daß Stadtguerilla tendenziell die
Aufhebung von
Arbeitsteilung sein muß, soll nicht die Verhaftung eines einzelnen die Katastrophe für alle sein – soweit reicht die
Phantasie der Genossen nicht.
Ohne die
logistischen Probleme teilweise gelöst zu haben, ohne sich selbst bei der Lösung logistischer Probleme kennengelernt zu haben, ohne in
kollektiven Lernprozessen kollektive Arbeitsprozesse eingeleitet zu haben, wird der Ausgang von Aktionen
technisch, psychisch und
politisch dem
Zufall überlassen.
Die Lösung der logistischen Probleme schließt die Sicherung der Kontinuität der revolutionären Organisation ein.
Wir messen der taktischen Aufgabe, die Kontinuität der Roten Armee Fraktion zu sichern, große Bedeutung bei. So wie es das
Interesse des Kapitals ist, zu teilen, zu unterbrechen, zu entsolidarisieren, zu isolieren, geschichtliche Zusammenhänge zu leugnen – im Bereich der Produktion wie im Bereich des Wohnens, des Verkehrs, der Meinungsbildung, der Erziehung, um die Kontinuität der Profite zu sichern, so ist in allem das
Gegenteil das Interesse der proletarischen Revolution:
Einheit, Kontinuität, Geschichts- und Klassenbewußtsein.
Ohne organisatorische Kontinuität, ohne die Ergebnisse revolutionärer Prozesse permanent organisatorisch zu sichern, überlässt man revolutionäre Prozesse der
Anarchie des Systems, dem
Zufall,
geschichtsloser Spontanität.
Die
Vernachlässigung der Frage der
organisatorischen Kontinuität halten wir für eine
Erscheinungsform des
Opportunismus.
Über Solidarität
Der revolutionäre Prozeß ist eben deswegen einer, weil er die Gesetze kapitalistischer Warenproduktion und Austauschs sich zum Objekt macht und nicht ihr Objekt ist. Er kann nicht mit den Kriterien dieses Marktes gemessen werden. Er kann nur mit den Kriterien gemessen werden, die gleichzeitig die Erfolgskriterien dieses Marktes außer Kraft setzen.
Solidarität, indem sie nicht von den Kriterien des Marktes ausgeht, setzt diese außer Kraft. Solidarität ist politisch, nicht erst als Solidarität mit Politischen, sondern als Weigerung, nur unter dem Büttel des Wertgesetzes, nur unter dem Aspekt von Tauschwert zu handeln. Solidarität ist ihrem Wesen nach
herrschaftsfreies Handeln, als solches immer
Widerstand gegen den
Einfluß der herrschenden Klasse auf die Beziehungen der Menschen zueinander, als Widerstand gegen die herrschende Klasse immer richtig.
Im Sinne des Systems sind Leute, deren Handlungen sich nicht an den Erfolgskriterien des Systems orientieren, Ausgeflippte und Trottel oder Versager. Im Sinne der Revolution ist jeder, der sich solidarisch verhält, wer es auch sei, ein Genosse.
Solidarität wird zur
Waffe, wenn sie organisiert und konsequent angewendet wird:
gegenüber Gerichten, Polizei, Behörden, Vorgesetzten, Spitzeln, Verrätern.
Wenn jede Zusammenarbeit mit denen verweigert wird, ihnen keine Mühe erspart, kein Beweis erleichtert, keine Information geschenkt, kein Aufwand abgenommen wird. Zur Solidarität gehört:
den Liberalismus innerhalb der Linken bekämpfen, Widersprüche innerhalb der Linken wie Widersprüche im Volk behandeln und nicht so, als seien sie der Klassenwiderspruch.
Jede politische Arbeit ist auf
Solidarität angewiesen. Ohne Solidarität ist sie der
Repression schutzlos ausgeliefert.
»Wir müssen nach Möglichkeit unnötige Opfer vermeiden. Alle Menschen in den Reihen der Revolution müssen füreinander sorgen, müssen sich liebevoll zueinander verhalten, einander helfen.«
Dem Volk dienen!
Die Eigentumsfrage überall zur Hauptfrage machen!
Den bewaffneten Kampf unterstützen!
Die revolutionäre Guerilla aufbauen!
Sieg im Volkskrieg!
»Der bewaffnete Kampf ist eine technische Angelegenheit und erfordert deshalb technische Kenntnisse: Ausbildung, Kampfmoral und schließlich Praxis. Auf diesem Gebiet kostet die Improvisation viele Menschenleben und führt zu Fehlschlägen. Die ›Spontaneität‹, mit der sich diejenigen brüsten, die vage von der Revolution des Volkes, ›der Massen‹, reden, ist entweder einfach eine Ausrede oder besteht darin, sich in der entscheidenden Phase des Klassenkampfes auf die Improvisationzu verlassen. Jede avantgardistische Bewegung muß, wenn sie im entscheidenden Augenblick des Kampfes sich selbst treu bleiben will, eingreifen und es verstehen, die Gewalt des Volkes gegen die Unterdrückung technisch in die richtigen Bahne zu lenken, damit das Ziel mit möglichst wenig Verlusten erreicht wird.«
Alle Macht dem Volk!