IW-Kurzbericht Nr. 7 / 9.Oktober 2023
Gründe für den starken Anstieg der Zinsausgaben beim Bund
Die Zinswende hinterlässt unübersehbare Spuren in den öffentlichen Haushalten. Inwieweit dadurch der Handlungsspielraum eingeschränkt wird, lässt sich an der Zins-Steuer-Quote ablesen. Im Zuge der Nullzinsphase waren die Zinsausgaben als Anteil der Steuereinnahmen so tief gefallen wie nie zuvor. Jetzt steigt der Wert wieder – beim Bund deutlich stärker als bei den Ländern.
Der Effekt der seit Anfang des Jahres 2022 steigenden Zinsen springt im Bundeshaushalt sofort ins Auge. Im Jahr 2021 betrugen die Zinsausgaben des Bundes gerade einmal
4 Milliarden Euro, im Jahr
2023 werden es voraussichtlich
40 Milliarden Euro sein (Lindner, 2023). Diese
Verzehnfachung innerhalb von zwei Jahren hat verschiedene Gründe: Zum einen sind der Marktzins und damit auch die Refinanzierungskosten des Bundes merklich gestiegen. Nachdem die Kupons sowohl kurzfristig (Anleihen mit einer Laufzeit von zwei bis fünf Jahren) als auch langfristig (Anleihen mit einer Laufzeit von zehn bis 30 Jahren) bis Ende des Jahres 2021 negativ waren, betragen die Renditen aktuell je nach Laufzeit 2 bis 3 Prozent (Bundesregierung, 2023).
Zum anderen sind die Zinsausgaben gestiegen, weil die Verschuldung in den Krisenjahren deutlich zugenommen hat. Von 2019 bis 2022 ist der Schuldenstand des Bundes um 35 Prozent auf 1,78 Billionen Euro gestiegen. Bei den Ländern beträgt das Plus im gleichen Zeitraum gerade einmal 4 Prozent, so dass die Verschuldung Ende 2022 gut 0,64 Billionen Euro betrug. Insgesamt war der deutsche Staat zum 31.12.2022 mit
2,56 Billionen Euro verschuldet (Deutsche Bundesbank, 2023).
Das Gros der krisenbedingten Schuldenaufnahme in den vergangenen Jahren hat damit der Bund geschultert. Angesichts der nationalen Tragweite von Corona-Pandemie und Krieg in Europa ist dies im Kern auch gerechtfertigt. Im Ergebnis vereint der Bund nun
mehr als
zwei Drittel der staatlichen Schulden auf sich.
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