,,Und ist es heute anders? Nach den Erfahrungen mit dem Kommunismus, nach dem Fall der Berliner Mauer, nach der Niederlage des Sowjetsystems verrät die moderne Welt wieder - wie früher - Freiheit und Demokratie. Hongkong wird in die Hände der chinesischen Kommunisten übergehen, obwohl doch bekannt ist, daß sie Verbrecher sind. Es sind doch lediglich einige Jahre nach dem Massaker am Platz Tien An Men vergangen. Fast jede Woche werden in der Öffentlichkeit vor den Augen der versammelten Menschenmengen Hunderte von Verurteilten erschossen. In China existieren doch mörderische Konzentrationslager. Es werden dort viele Völker und Nationalitäten: Tibeter, Montolen, Uiguren versklavt und unterdrückt. (...) Ich lese in der Weltpresse, daß in China Reformen eingeführt würden, daß den Menschen in Hongkong keine Gefahr drohe, denn niemand mit gesundem Menschenverstand würde doch die Henne schlachten, die viele Eier legt. Und das wird nach der jahrzehntelangen Erfahrung mit der Sowjetunion behauptet und geschrieben, die doch beweist, daß man nicht nur die Henne schlachten, sondern sogar Millionen von Menschen umbringen kann, nur um irgendwelche Illusionen der kommunistischen Tyrannei durchzusetzen. Die deutschen Unternehmer, mit denen ich mich über dieses Thema unterhalte, machen den Eindruck, als ob sie nicht verstünden, was man ihnen sagt. Denn ihrer Meinung nach gibt es schon ab morgen hervorragende Aussichten auf riesige Gewinne im kommunistischen Hongkong. Ich bin ein engherzhiger Mensch und habe einen schlechten Charakter. Und deswegen will ich nur eines, daß diese Herren in Peking schon im nächsten Jahr Bankrott machen. Aber so wird es leider nicht geschehen. Sie werden eine Zeit lang Gewinne machen. Und sie werden so tun, als ob sie nicht sähen, wie Freiheit und Demokratie vernichtet wird. Und wieder wird es Journalisten, Schriftseller und Intellektuelle geben, die demn wunderbaren Wandel Hongkongs unter der Herrschaft des reformierten chinesischen Kommunismus beschreiben werden. Und eben deswegen habe ich starke Befürchtungen, daß Demokratie und Marktwirtschaft von Natur aus gegenüber den totalitären Herausforderungen wehrlos sind."