KACZYNSKI IN BERLIN
Besuch beim ungeliebten, fremden Nachbarn
Von Olaf Sundermeyer, Warschau
Polens Staatspräsident Lech Kaczynski steht vor einer heiklen Aufgabe. Bei seinem Besuch mit Kanzlerin Merkel will er das deutsch-polnische Verhältnis verbessern - das er selbst beschädigt hat, und dem er selbst nicht traut.
"Aber das ist nur ein Punkt, der in den vergangenen Monaten das Verhältnis Deutschlands und Polens belastet hat. Lech Kaczynski hatte als Bürgermeister noch kurz vor seiner Wahl zum Präsidenten im Herbst seine Forderung auf eine finanzielle Entschädigung für die Zerstörung seiner Stadt durch die Deutschen während des Warschauer Aufstands 1944 gedrängt. Zudem stoßen sich die Polen an der deutsch-russischen Ostseepipeline, die sibirisches Erdgas nach Mecklenburg-Vorpommern bringen soll - und Polen außen vor lässt. Außerdem schwelt der Konflikt über das "Zentrum gegen Vertreibungen" weiter, das Angela Merkel befürwortet, von dem aber niemand so recht weiß, in welcher Form es kommen soll. Kaczynski fürchtet, Deutschland wolle mit dem Zentrum raus aus der Täterrolle und rein in eine Opferrolle.
Immerhin hat der von Merkel in Brüssel vorangetriebene Kompromiss zur umkämpften Budgetplanung der Europäischen Union das deutsch-polnischen Verhältnis kurzzeitig aufgehellt: Denn er sichert die Subventionen für Polens ärmste Regionen. Und dort haben die Menschen im vergangenen Jahr mehrheitlich PiS gewählt."
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