Ihr seid alle so Klugscheisser. Wo weisst zum Beispiel Du das alles her? Schon mal wirklich die Situation einer privaten, kapitalgedeckten Vorsorge analysiert, im Gegensatz zum Umlageverfahren, oder blaesst Du auch wie fast alle anderen, die ich lese, heisse und ignorante Luft, einschliesslich der deutschen Medien und der deutschen Politiker?Zitat von Prediger
Ganz kurz zu meiner Situation:
Ich habe mit Alter 39 eine Festanstellung in der USA angenommen als Computer Wissenschaftler. Ein gewisser Betrag, berechnet prozentual nach dem Brutto-Gehalt, wurde von meiner Firma jeweils an eine Annuity Gesellschaft bezahlt, nach amerikanischem Steuergesetz vor Steuern (tax-deferred) , TIAA-CREF. TIAA-CREF existiert seit 1932, und sie managt die kapitalgedeckten Pensionen von allen Arbeitnehmern, bis zur Putzfrau, von den amerikanischen privaten Universitaeten, vorwiegend der nord-oestlichen Elite Universitaeten, die alle privat sind.
Mit dem Alter 60 habe ich diesen Job aufgegeben, und habe angefangen Pension zu beziehen, die aus dem angesammelten Kapital auf meinem persoenlichen Account in eine lebenslange Annuity fuer mich und meine Frau umgewandelt worden ist. Ich habe also selbst beschlossen, aufzuhoeren zu arbeiten als Arbeitnehmer. (In der USA gibt es seit 1986 kein offizielles Rentenalter. Jeder beschliesst also selbst, wann er aufhoert aus Altersgruenden. Ein staatlich-offizielles Rentenalter war Altersdiskrimination, und es wurde deshalb als verfassungswidrig nach dem 14. ten Amendment (equal protection amendment) erklaert, vom US Supreme Court.
Natuerlich kommt jetzt noch etwas dazu von der Social Security und von der BfA von der Zeit, in der ich in Deutschland gearbeitet habe. Aber diese zwei sind nur ein Zubrot. Ohne die individuell kapitalgedeckte, nicht-staatliche Annuity, wuerde ich heute noch arbeiten, aus finanziellen Gruenden, im Alter von 72.
Ich weiss, dass der gleiche Bleodsinn hier in den USA verzapft worden ist, als Bush die Teil-Privatisierung der Social Security vorgeschlagen hat.
Aber im Gegensatz zu Deutschland hat fast jeder Amerikaner inzwischen eine private Ansparung zur Altersversorgung, die seit 1973 tax-deferred angespart werden kann, d.h. man bezahlt keine Steuern beim Einzahlen, man bezahlt die Steuern beim Auszahlen im Alter. Das sind die sogenannten "defined contribution" Retirenment Accounts (401k, 403b, IRA, SEEP oder wie sie alle heissen, sie werden genannt nach den jeweiligen spezifischen tax-deferred Steuer Paragraphen) , d.h. die Einzahlung ist festgelegt, meistens von der Firma mit Selbstbeteiligung, und die Rente errechnet sich dann aus dem Investitionserfolg, die teilweise von dem Einzahler und teilweise von der Annuity Firma gemanagt wird.
Die "defined benefit" Plans, wie sie heute noch die Grossfirmen haben, wie die Automobilfirmen und die Airline Firrmen, sind alle am Zusammnbrechen, weil sie genau an der gleichen Krankheit leiden wie die staatlichen Renten, ob das nun die amerikanische Social Security, oder die deutsche Rente ist: Sie sind nicht individuell kapitalgedeckt, sondern sie sind Umlageverfahren, und sie sind deshalb ueberversprochen ohne jeweilige Deckung.
In den naechsten Jahren werden alle diese Konstrukte baden gehen, vermutlich die amerikanische Social Security zuletzt, weil sie ein Finanzkissen (allerdings als "special treasury bonds") von etwa 3.5 Bio (10 hoch 12) Dollar hat, das inzwischen noch steigt, aber ab 2016 abgearbeitet wird, und um 2040 dann pleite ist, falls der Kongress das Ganze nicht auf Kapitaldeckung umwandelt, was zum Beispiel in Chile wunderbar geklappt hat. Dieses Finanzkissen ist aequivalent mit der "Schwankungsbreite" in der deutschen Rentenversicherung.
Fuer die deutsche Rentenversicherung geht in den naechsten zwei oder drei Jahren das Licht aus, denn ihre Schwankungsbreite, 1992 noch ein Monat, ist auf ein paar Tage geschmolzen, seit Oktober 2005 funktioniert die Auszahlung nur noch mit einmaligen Finanz-Tricks( Die BfA/LVA (was seit Kurzem ein gemeinsamer Verein ist) bekommen die Rentenbeitraeg am ersten anstatt am 15. jedes Monats, was in 2006 einmalig zu 13 Beitragszahlungen fuehrt. Dazu werden seit langer Zeit 22 Prozent der Rentenauszahlung mit Bundesgeldern subventioniert, fest in den Bundeshaushalt eingebaut.
2007 faellt diese Konstruktion zusammen, insbesondere weil auch die sozialversicherungspflichtigen Taetigkeiten nur noch 40 prozent von der Bevoelkerung betragen, waehrend es in der USA immerhin 67 prozent der Bevoelkerung sind.
Die USA hat nur mehr Zeit, sich von diesem Umlageverfahren frei zu machen als Deutschland, aber grundsaetzlich hat sie mit der Social Security und den den "defined benefit" Grossfirmen und Gewerkschafts Renten das gleiche Problem.
Ich wollte hier mal versuchen, etwas Substanz in die Diskussion zu bringen, und damit ueber die hier so gerne gebetete aber voellig sinnlose Dauerjammerei zu kommen, bin aber sicher, das es nicht klickt.
Aber Substanz zu vesuchen ist immer ein Versuch wert.
Rocky