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Thema: Die Demokratie

  1. #1
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    Standard Die Demokratie

    Bürgerliche- und organische Demokratie

    Die parlamentarische Demokratie bürgerlich-liberalen Wesens ist, wohl ohne zu bestreiten, die in den westlichen Länder am häufigsten vorzutreffende Regierungsform.Die bürgrliche Demokratie geht davon aus, dass die Volksvertreter durch Wahl berechtigt sind, den Willen des Volkes in Regierungshandlungen umzuwandeln.Das hat dazu geführt, dass man Demokratie und (parlamentarische) Volksvertretung als gleichbedeutend zu betrachten pflegt.Was jedoch ein blanker Irrtum ist.

    Ziehen wir ersteinmal einen der großen Theoretiker der liberalen Volksvertretung heran: John Locke.Nach Lockes Ansicht ist das Volk einverstanden durch Wahl seine Souveränität abzugeben, jedoch unter Beibehaltung der individuellen Grundrechte und Freiheiten.Aber auch hier wird die Volkssouvernität geräumt um solange aufgehoben zu bleiben wie die Volksvertreter den Wortlaut des Gesellschaftsvertrages einhalten.

    Im Gegensatz dazu ist Rousseau zu nennen, dessen Ansicht von Demokratie sich keineswegs mit der liberalen Demokratiedefiniton deckt.Rousseaus Schlußfolgerung ist im Grunde einfach:Wird das Volk vertreten, dann besitzen seine Vertreter die Macht und in diesem Fall ist es nicht mehr souverän.Logischerweise kann die Volksouveränität nur unveräußerlich und unteilbar sein.Jede Vertretung würde demnach einer Abdankung des Volkes gleichkommen.Es darf hinzugefügt werden: Um so mehr das Volk in der Politik präsent ist, desto weniger Repräsentation bedarf es.

    "Demokratie ist also die Regierungsform, die dem Grundsatz der Übereinstimmung von Regierten und Regierenden, das heißt von Volkswillen und Gesetz, entspricht."

    -Alain de Benoist-

    Die Rolle der Volksvertreter muss darauf beschränkt bleiben den Willen des Volkes auszuführen.Heutzutage-in der liberalen Demokratie-geschieht aber genau das Gegenteil.In den bürgerlichen Demokratien wird der Vertretung der Vorrgang eingeräumt sprich: Der Vertretung als Verkörperung.Die Volksvertreter sind nicht an der Macht um den Willen des Volkes zu vertreten, sondern sie verkörpern selbst diesen Willen.Anders gesagt, der Liberalismus geht davon aus, dass in der Wahl die Rechtfertigung für den Volksvertreter inbegriffen ist nicht mehr nach den Willen des Volkes, sondern nach seinen eigenen zu handeln, d.h. er wird durch die Ankreuzung eines Wahlzettels dazu berufen zu tun was er für richtig hält.

    Die Volksvertretung ist eigentlich nur ein Notbehelf, doch dadurch wird das demokratische Prinzip noch nicht ausgeschöpft.Es ist daher eine partizipatorische Demokratie (auch direkte, mitwirkende oder organische Demokratie genannt) anzustreben.

    Die mitwirkende Demokratie ist vor allem eine direkte Demokratie.Sie hat den Vorteil, dass der politische Bürger direkt vor Ort über sein eigenes Schicksal selbst bestimmen kann.Heute kann eine mitwirkende Demokratie nur eine Basisdemokratie sein.Diese Art der-vielleicht sogar einzig echten-Demokratie soll keinesfalls die Diskussion auf allen Ebenen ausweiten.Sie soll eher dazu dienen neue Entscheidungsverfahren zu bestimmen.Es geht also darum, den Menschen die Möglichkeit zu geben an ihren eigenen Schicksal mitzuwirken und sich, im Gegensatz zu ihrer Dimension als Privatmensch, Produzent und Verbraucher, als politische Person zu erfahren und die Entstehung neuer öffentlicher Räume an der Basis zu fördern.

    "Die Demokratie ist die Anteilnahme eines Volkes an seinem Schicksal."

    -Moeller van den Bruck-

    Der Volksentscheid ist nur eine Form der direkten Demokratie, dessen Tragweite(des Volksentscheides) meist überschätzt wird.Das politische Prinzip der Demokratie ist nicht, dass Majoritätsbeschlüsse durchgesetzt werden, sondern, dass das Volk souverän ist.Die Wahl ist somit nur ein technisches Mittel um die öffentliche Meinung zu befragen.Die Eigenschaft als Staatsbürger erschöpft sich nicht in der Wahl.

    Die mitwirkende Demokratie hat heutzutage wohl auch noch eine soziale Komponente.Sie kann dafür sorgen, das durch den Individualismus zersetze Gemeinwesen an der Basis neu zu schaffen.Die mitwirkende Demokratie erzeugt ein soziales Netzwerk und geht daher mit der Wiedergeburt der Gemeinschaften Hand in Hand.Die mitwirkende Demokratie steht also im schroffen Gegensatz zur liberalen Auffassung, welche die Herrschaft der Experten, "Sachverständigen" und Technokraten fördert.Mitwirken heißt teilnehmen, sich als Teil einer Gemeinschaft sehen und innerhalb dieser Gemeinschaft sein Schicksal selbst zu bestimmen.

    Der Schlachtruf der Französischen Revolution: "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit", ist bekannt.Während die bürgerlich-liberalen Demokratien die Freiheit für ihre individualistischen Zwecke missbrauchten und die "Volksdemokratien" der ehemaligen kommunistischen Osblockstaaten ihre Bürger zugunsten der Gleichheit unterdrückten, könnte die organische Demokratie, die auf der aktiven Mitbestimmung des Einzelnen am politischen Leben gründet, der Forderung nach Brüderlichkeit am ehesten nachkommen.

  2. #2
    Lucky punch
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    Standard AW: Die Demokratie

    hmm

    In der Theorie klingt sowas natürlich - sofern man überzeugter Demokrat ist - nicht verkehrt.
    Aber wie will man eine solche Demokratie in der Praxis einführen? Gibt es Staaten, vergleichbar mit der BRD, wo eine solche Form der Demokratie gibt? (Die Frage ist rein Interessenhalber, um eben die Vor- und Nachteile praxisorientiert zu analysieren.

  3. #3
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    Standard AW: Die Demokratie

    Zitat Zitat von Lucky punch
    hmm

    In der Theorie klingt sowas natürlich - sofern man überzeugter Demokrat ist - nicht verkehrt.
    Aber wie will man eine solche Demokratie in der Praxis einführen? Gibt es Staaten, vergleichbar mit der BRD, wo eine solche Form der Demokratie gibt? (Die Frage ist rein Interessenhalber, um eben die Vor- und Nachteile praxisorientiert zu analysieren.
    Warum vergleichbar mit der BRD?Die BRD ist keine mitwirkende Demokratie, sondern eine Liberaldemokratie.Vielleicht ist die Schweiz vergleichbar, aber ich denke nicht, dass es in der Gegenwart in irgendeinem europäischen Staat eine derartige Form der Demokratie gibt.

  4. #4
    Lucky punch
    Gast

    Standard AW: Die Demokratie

    Zitat Zitat von Waldgänger
    Warum vergleichbar mit der BRD?Die BRD ist keine mitwirkende Demokratie, sondern eine Liberaldemokratie.Vielleicht ist die Schweiz vergleichbar, aber ich denke nicht, dass es in der Gegenwart in irgendeinem europäischen Staat eine derartige Form der Demokratie gibt.
    Nein, ich bitte um Verzeihung, ich habe mich missverständlich ausgedrückt. Gemeint war nich, dass die Brd eine mitwirkende Demokratie sei, ich meinte das mit dem "Vergleichbar" in punkto "Wertvorstellung", "Wirtschaftssystem", "Bevölkerungsdichte" usw. also Aspekte dahingehend, ob dieses System schon unter vergleichbaren Punkten erprobt worden ist.

  5. #5
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    Standard AW: Die Demokratie

    @Waldgänger:

    Sehr guter und interessanter Eingangsbeitrag, danke. Sobald ich Zeit habe, werde ich ausführlicher antworten. Ganz kurze Skizze:
    Deine Einschätzung halte ich für in die richtige Richtung gehend. So heißt es in der Verfassung "Die Parteien wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes mit.", nicht "Die Parteien bestimmen die politische Willensbildung des Volkes". Ein Mehr an direkter Demokratie - plebiszitäre Elemente wären dafür ein Anfang - befürworte ich voll und ganz.
    Sehr deutlich verdient es m.E. auch ein Widerspruch der politischen Praxis aufgedeckt und näher beleuchtet zu werden:
    Die Demokratie geht in sehr optimistischer Weise vom mündigen Bürger aus, hat also ein sehr positives Menschenbild. Gleichzeitig darf man mittlerweile bei etlichen Entscheidungen den Eindruck haben, daß Volk müsse in gewisser Weise "vor sich selbst beschützt" werden - Du sprichst das duch die Herrschaft der Technokraten und (häufig selbsterenannten) Experten richtig an. Auch hier ist die Sache m.E. nicht eindeutig klar: Das Volk muß in einigen Fällen vor sich selbst beschützt werden. Grundsätzlich dann, wenn es in einer Zorneswallung jedes Maß für den Umgang mit dem Inidividuum verliert: Auch das Volk begeht Frevel, wenn es aufgewiegelt irrigerweise der Ansicht ist, bestimmte "Feinde" müßten "mit rostigen Teppichmessern in Streifen geschnitten" werden. Das Volk muß aber stets das Recht haben, eine aus Sicht der "Experten" unkluge Entscheidung für sich als Gesamtheit zu wählen.

    Grüße
    John

  6. #6
    Hup holland hup! Benutzerbild von Biskra
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    Standard AW: Die Demokratie

    Zitat Zitat von Waldgänger
    Warum vergleichbar mit der BRD?Die BRD ist keine mitwirkende Demokratie, sondern eine Liberaldemokratie.Vielleicht ist die Schweiz vergleichbar, aber ich denke nicht, dass es in der Gegenwart in irgendeinem europäischen Staat eine derartige Form der Demokratie gibt.
    Wie auch, jede Form von Subsidiarität ist begrenzt.

    Godwin's Law: As an online discussion grows longer, the probability of a comparison involving Nazis or Hitler approaches one.

  7. #7
    Mitglied Benutzerbild von Gehirnnutzer
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    Standard AW: Die Demokratie

    Waldgänger, deine Ausführungen sind sehr interessant, aber in der Form wie du die mitwirkende Demokratie propagierst, kann sie nicht funktionieren. Sie würde deshalbt nicht funktionieren, weil sie aktive Meinungsbildung voraussetzt, da bei den meisten Bürgern hier in Deutschland und in großen Teilen der Welt nur die passive Meinungsbildung vorherrscht, wäre eine solche mitwirkende Demokratie von vornherein dem Untergang geweiht.
    «Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern darin, dass er nicht tun muss, was er nicht will».Jean-Jacques Rousseau (1712-78)

    «Die Freiheit besteht darin, dass man alles das tun kann, was einem anderen nicht schadet».Matthias Claudius (1740-1815)

  8. #8
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    Standard AW: Die Demokratie

    Zitat Zitat von Gehirnnutzer
    Waldgänger, deine Ausführungen sind sehr interessant, aber in der Form wie du die mitwirkende Demokratie propagierst, kann sie nicht funktionieren. Sie würde deshalbt nicht funktionieren, weil sie aktive Meinungsbildung voraussetzt, da bei den meisten Bürgern hier in Deutschland und in großen Teilen der Welt nur die passive Meinungsbildung vorherrscht, wäre eine solche mitwirkende Demokratie von vornherein dem Untergang geweiht.
    Natürlich müsste auch eine Entmachtung des Medienapparates erfolgen, damit sich der Einzelne auch eine eine eigenständige Meinung bilden kann.Es kann aber nicht bestritten werden, dass der Bürger den Willen dazu äußert sich am politischen Leben zu beteiligen, jenseits von Kreuzchen-machen.

  9. #9
    meh
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    Standard AW: Die Demokratie

    Zitat Zitat von Waldgänger
    Natürlich müsste auch eine Entmachtung des Medienapparates erfolgen, [...]
    Wie willst Du das erreichen?

  10. #10
    Mitglied Benutzerbild von Gehirnnutzer
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    Standard AW: Die Demokratie

    Zitat Zitat von Waldgänger
    Natürlich müsste auch eine Entmachtung des Medienapparates erfolgen, damit sich der Einzelne auch eine eine eigenständige Meinung bilden kann.Es kann aber nicht bestritten werden, dass der Bürger den Willen dazu äußert sich am politischen Leben zu beteiligen, jenseits von Kreuzchen-machen.
    Das bringt auch nichts, es würde bei einer rein passiven Meinungsbildung bleiben. Es ist aber eine aktive Meinungsbildung gefordet und damit ein Umdenken des Bürgers, der sein Informationsrecht von sich aus als Informationspflicht ansehen muß. Nur wer sich selber aus den verschiedensten Quellen informiert kann sich eine Meinung bilden.
    «Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern darin, dass er nicht tun muss, was er nicht will».Jean-Jacques Rousseau (1712-78)

    «Die Freiheit besteht darin, dass man alles das tun kann, was einem anderen nicht schadet».Matthias Claudius (1740-1815)

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