USA-Vizepräsident Dick Cheney hat die Innenpolitik der Russischen Förderation scharf kritisiert und Moskau "Erpressung", "Einschüchterung", "Untergrabung der territorialen Integrität von Nachbarn" und "Einmischung in die demokratischen Prozesse" vorgeworfen. Es ist unglaublich; ausgerechnet die USA werfen den Russen vor, sie würden sich in die Angelegenheiten fremder Länder einmischen.
Cheney forderte Rußland dazu auf, eine Wahl zu treffen: Entweder "zur Demokratie zurückzukehren" oder "ein Feind zu werden".
Wie es scheint, geht es mit den Beziehungen zwischen Rußland und den USA weiter rasant bergab. Rußlands ehemaliger Botschafter in den USA (1994-1999), Juri Woronzow, äußerte: "Rußland muß sein Leben leben. Wir haben keine Demokratie auf amerikanisch, aber wir haben eine russische Demokratie. (US)-Amerika muß sich damit abfinden."
Leonid Sluzki, erster Vizevorsitzender des auswärtigen Staatsduma-Ausschusses: "Ich sehe nichts, was unser Land verbrochen hätte. Es entsteht der Eindruck, daß nicht der Vizepräsident eines respektierten Landes, sondern ein antirussisch eingestelter Balte (!) gesprochen hätte."
Im Lichte, um das Bemühen der USA, eine Mehrheit für die Verurteilung des Irans ob seines Atomprogrammes durch die UNO zu bekommen, dürften die Äußerungen Cheneys die Fronten innerhalb des UN-Sicherheitsrates noch weiter verstärkt haben. Einer diplomatischen Lösung dieses Konfliktes ist diese Tirade Cheneys nicht gerade förderlich. Vieleicht steckt dahinter ja auch ein Konzept.
Man muß Cheney dennoch dankbar für seine offenen Worte sein: Nun weiß man im Kreml ganz genau, mit wem man es in Washington zu tun hat. Selten hat in der jüngeren Geschichte eine Administration so offen und scheinbar unbedarft der Welt gezeigt, was sie von ihr hält; auf eine kurze Formel gebracht: Die Welt kann den USA mal am Arsch lecken!