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17. Mai 2006
FRANKREICH
Parlament billigt Einwanderungsgesetz
Gut ausgebildete Arbeitnehmer sind willkommen, Geringqualifizierte nicht - das ist der Kern des neuen Einwanderungsgesetzes in Frankreich, das die Nationalversammlung jetzt mit breiter Mehrheit gebilligt hat. Von anderer Seite erntete der Entwurf tiefe Ablehnung.
Paris - "Die Nationalversammlung hat eine Politik für gültig erklärt, die uns um 30 Jahre zurückwirft", teilte die Bewegung gegen Rassismus mit. Der sozialistische Abgeordnete Serge Blisko sagte, das Gesetz würde das Leben tausender Familien komplizierter machen. "Es ist ein Text, der fundamentale Rechte verweigert und Fremdenfeindlichkeit schürt", sagte er.
Gegen die geplanten Änderungen zur Einwanderung hatten mehrere tausend Franzosen protestiert. Kirchen, Menschenrechtsgruppen und die Opposition kritisieren den Entwurf als Diskriminierung von ärmeren Einwanderern. Es sei für Einwanderer damit künftig schwerer, Verwandte nach Frankreich nachzuholen. Zudem würden Neuankömmlinge gezwungen, Kurse in Französisch und Staatsbürgerkunde zu besuchen.
Allen Protesten zum Trotz billigte die französische Nationalversammlung den umstrittenen Gesetzeinwurf am Mittwoch mit großer Mehrheit. 367 Abgeordnete stimmten für und 164 gegen den von Innenminister Nicolas Sarkozy Gesetzesentwurf, der künftig eine "erwünschte Immigration" erlauben soll. Die Reform wird ab 6. Juni im Senat, der zweiten Parlamentskammer, beraten.
Der Gesetzentwurf will den Zuzug unqualifizierter Einwanderer aus Afrika eindämmen und gleichzeitig Experten und "Talenten" die Tür öffnen. Er beschränkt die Familienzusammenführung und schafft das automatische, auf zehn Jahre beschränkte Bleiberecht nach zehnjährigem - auch illegalem - Aufenthalt in Frankreich ab. Ausländische Ehepartner sollen künftig nicht mehr zwei, sondern erst drei Jahre nach der Hochzeit die zehnjährige Aufenthaltsgenehmigung beantragen können.
Auch der Nachzug von Angehörigen wird künftig erst gestattet, wenn ausreichende Finanzen und Wohnraum nachgewiesen werden können. Für langfristigen Aufenthalt werden Sprach- und Gesinnungstests Pflicht. Hoch qualifizierte Arbeiter, Studenten und Forscher aus Nicht-EU-Ländern sollen dagegen schnell für zunächst drei Jahre ins Land dürfen.
Sarkozy will mit dem Einwanderungsgesetz eine neue Generation von gut ausgebildeten Arbeitern anziehen. Das Gesetz wird zudem als Teil der Bewerbung Sarkozys um das Präsidentenamt im kommenden Jahr gesehen. Mit der Initiative könnte er Wähler des rechten Spektrums für sich gewinnen. Im Herbst war es landesweit zu schweren Unruhen in den Vorstädten gekommen. Randaliert hatten vor allem junge Franzosen arabischer oder afrikanischer Herkunft, die sich von der Gesellschaft ausgeschlossen fühlen.
fok/Reuters