SPD-Chef Kurt Beck beklagte gestern (Donnerstag, 08.06.2006) erneut die ,,Mitnahme-Mentalität" in der Deutschen ,,Gesellschaft", wie es schon Gerhard Schröder 2004 tat. Beck: ,,Man muss nicht alles rausholen, was geht."
Damit meint er aber nicht nur Leute, denen es wirtschaftlich schlecht geht, wie Arbeitslosen oder 1-€-Jobbern, sondern explizit auch die Wirtschaft, Großkonzerne etc. . Ich finde, obwohl ich Beck bisher politisch nicht so gut finde, das war eine sehr gelungene Äußerung. Und sehr löblich. Gelungen vor Allem deshalb, weil jetzt können ihm die Rechten kaum vorwerfen, er wär ein Steinzeit-Wirtschaftslinker (denn er erwähnte ja auch das Problem der Einstellung bei vielen Arbeitslosen und 1-€-Jobbern etc. ), und die Linken können ihm nicht wirklich vorwerfen, er sei ,,neoliberal" und ,,eiskalt" und ,,diskriminierend" zu den Arbeitslosen. Eine Art Synthese aus links und rechts, und ein Rundumschlag gegen einseitige Ideologen. Ob Einige im Forum hier jetzt enttäuscht sind von ihrem SPD-Chef ? ...
Hier der Link zur Original-Quelle, einem Interview in der ,,Welt":
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Ich kann mich nur wiederholen und sagen: Bei aller Ablehnung von Kurt Beck und seiner Politik: Eine wirklich treffende Analyse ! Deutlich besser als bei Schröder !WELT: Früher ging man zum Sozialamt nur, wenn es keinen anderen Ausweg mehr gab. Warum hat sich das verändert?
Beck: Da hat sich wirklich etwas zum Schlechten verändert. Den Menschen sind die falschen Beispiele gegeben worden.
WELT: Welche?
Beck: In der Politik, aber auch in der Beletage der Wirtschaft. Manager, deren Unternehmen bei besten Gewinnen keine Steuern mehr zahlen, sind als Männer des Jahres gepriesen worden. Oder die Millionenabfindungen für Manager, die in ihren Unternehmen Riesenverluste hinterlassen haben. Da haben sich die Leute gesagt: Bin ich blöd? Auf die paar Groschen für mich kann es ja nicht ankommen.
WELT: Haben nicht vielmehr Politik und Staat die falschen Anreize gesetzt?
Beck: Der Staat könnte natürlich jede Lücke bedenken und schließen. Aber wir regeln ja auch nicht, daß man dem anderen nicht vor die Füße spuckt. Es gibt Dinge, die macht man nicht. Wer gut verdient und keine Steuern zahlt, muß nicht auch noch Bafög für die Kinder beantragen. Wir dürfen die Verantwortung für die Gemeinschaft nicht so vor die Hunde gehen lassen. Man muß nicht alles rausholen, was geht.
Hier dazu 'mal der Standpunkt aus SPD-Sicht, als Quelle mal das Sozi-Blatt ,,Frankfurter Rundschau", weil ich es zufällig fand:
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