Ich lese gerade "Das Kapital" von Marx. Ein sehr interessantes Werk, das mich überrascht. Denn es ist keineswegs ein Pamphlet für den Kommunismus sondern eine brilliante Analyse der kapitalistischen Produktionsweise im 19. Jhd. unter Beachtung historische Analysen der politischen Ökonomie, u.a. von Ricardo und Smith, sowie der dialektischen Methode von Hegel.
Marx und Engels scheinen mir die am meisten mißbrauchten Wissenschaftler der Welt zu sein. Dabei haben sie im Kern lediglich analysiert, wissenschaftlich argumentiert und ein, ihrer Zeit gemäßes, Standardwerk der politischen Ökonomie verfasst, das sich in 3 Teilen darstellt.
Der erste Teil beschäftigt sich mit der Ware und ihrer Wertermittlung, sowie mit der Mehrwertschaffung beim kapitalistischen Produktionsprozess, d.h. der Akkumulation des Kapitals. Der zweite Teil beschäftigt sich mit der Zirkulation des Kapitals. Marx beschreibt hier 3 Grundformen des Kreislaufes, die des Geld- des produktiven und des Warenkapitals. Er analysiert trefflich, daß das Kapital ständig zwischen diesen drei Grundformen zirkulieren muss und jede Stockung des kapitalistischen Prozesses zu einer Kriese wird. Das dritte Buch als Synthese aus den ersteren beschäftigt sich mit dem Profit. Er beschreibt, daß der Profit als Mehrarbeit des Lohnarbeiters völlig verdunkelt wird, und zwar durch den Zins.
Nun: Ich kann hier noch keine wirkliche Kurzbeschreibung all seiner Gedankengänge liefern.
Marx zeichnet sich vor allem durch seine gesamtheitliche Methode aus. Er kommt von der deutschen Philosophie, wird zum Wissenschaftler und von diesem zum Politiker. Philosophisch kehrt er Hegels deutschen Idealismus um, in den historischen Materialismus. Das Sein bestimme das Bewusstsein, nicht mehr der absolute Geist das Sein, wie bei Hegel. Was er von Hegel behält, ist die dialektische Methode, d.h. die Dinge von all ihren Seiten zu betrachten und sie im Sinne von These-Antithese-Synthese zu betrachten. Die Weltgeschichte ist für Marx somit ein Kampf von Klassen und ihrer materiellen Grundlagen sowie Abhängigkeitsverhältnisse. Der Kommunismus ist ohne Frage eine politische Konsequenz. Hier wird Hegel erkennbar. Die Geschichte der Gegenwart ist nur ein Durchgangsstadium, für Marx ist der Kapitalismus nur ein Durchgangsstadium, dessen Synthese eine neue Form der Gesellschaft darstellt, nämlich die klassenlose Gesellschaft.
Ich kann jedem nur empfehlen, einmal "Das Kapital" zu lesen.
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