ber sicher. Mitte Juni herrscht ja oft schönes Wetter und so wurde der Tag oft als willkommener Brückentag genutzt. Die vaterländischen Beschwörungen erreichten aber, so mein EIndruck, den gemeinen Bürger überhaupt nicht. Was auch kein Wunder war, denn die staatspolitischer Vermittlung bestand in schülstig-düsteren Reden im Bundestag, wobei sich die Redner, je links und rechts von einem Buchsbaum gesäumt, nach Kräften bemühten, noch graumäusiger in die Kameras zu blicken als sonst schon.
Was ich nie begriffen habe, warum deutsche Politfeiertage sonst immer in Zeiten mit schlechtem Wetter fallen. Klingt zwar banal, aber ich denke schon, daß zur Verankerung und Popularität des 14. Juli (Frankreich) oder 4. Juli (USA) oder 2. Juni (Italien) nicht zuletzt der Umstand beiträgt, daß man
draußen feiern kann.
Wir Deutschen könnten das auch, würden wir zum Beispiel den 23. Mai begehen. An diesem Tage wurde 1949 unser Grundgesetz verkündet. Es ist für politische Kultur und die Geschichtslosigkeit unseres Landes bezeichnend, daß dieses Datum eigentlich kein Mensch kennt und auch keiner der Verantwortlichen je auf die Idee gekommen ist, daraus einen Feiertag zu machen.