Umfrageergebnis anzeigen: Welche Staaten haben den 1. Weltkrieg maßgeblich verursacht?

Teilnehmer
293. Du darfst bei dieser Umfrage nicht abstimmen
  • Deutsches Reich

    110 37,54%
  • Österreich-Ungarn

    121 41,30%
  • Serbien

    137 46,76%
  • Russland

    124 42,32%
  • Grossbritannien

    163 55,63%
  • Frankreich

    132 45,05%
Multiple-Choice-Umfrage.
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Thema: Welche Staaten waren die Verursacher des 1. Weltkriegs ?

  1. #61
    "Viel Maul, viel Ehr !" Benutzerbild von Götz
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    Standard AW: Welche Staaten waren die Verursacher des 1. Weltkriegs ?

    Zitat Zitat von Mark Mallokent
    Wenn man im Osten offensiv geworden wäre, dann hätte man den Feinden keineswegs die Initiative überlassen. Das war den Plan den ältere Moltke entwickelt hatte, und der bis 1913 (!) vom Generalstab als Alternativplan zum Schlieffenplan weiterentwickelt worden ist. Dann aber ist die Bearbeitung auf Moltkes des Jüngeren Anweisung hin eingestellt worden.
    Dann wären im Westen die Franzosen wahrscheinlich bis zum Rhein
    vorgestossen und nach einer Landung der Briten in Belgien, wären
    diese auf das Ruhrgebiet zumarschiert.

    Matt nach drei Zügen.

    Eine Interessante Lektüre zu der Rolle der Briten ist das Buch
    "Der falsche Krieg" von Niall Ferguson.
    Geändert von Götz (30.06.2006 um 19:57 Uhr)

  2. #62
    Vorstand der Stammchatter Benutzerbild von Mark Mallokent
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    Standard AW: Welche Staaten waren die Verursacher des 1. Weltkriegs ?

    Zitat Zitat von Götz
    Dann wären im Westen die Franzosen wahrscheinlich bis zum Rhein
    vorgestossen und nach einer Landung der Briten in Belgien, wären
    diese auf das Ruhrgebiet zumarschiert.

    Matt nach drei Zügen.

    Eine Interessante Lektüre zu der Rolle der Briten ist das Buch
    "Der falsche Krieg" von Niall Ferguson.
    DAs ist sehr unwahrscheinlich. Die deutsche Grenze war schwer befestigt, und bestens geeignet, eine französische Offensive abzuwehren. Und selbst wenn die Engländer den Krieg erklärt hätten und versucht hätten, durch Belgien vorzustoßen, so wäre Deutschland immer noch besser dagestanden, da es dann am Krieg offensichtlich schuldlos gewesen wäre und die belgische Armee immerhin eine Verstärkung gebracht hätte.
    Ich stehe hier, ein Herkules mit Fackeln! Sie sollen lodern, leuchten, knistern und auch knackeln!
    Mitglied der FDL

  3. #63
    Patriotischer Kritiker
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    Standard AW: Welche Staaten waren die Verursacher des 1. Weltkriegs ?

    @Mark Mallokent

    Die russische Mobilmachung ist ja ihrerseits durch die österreichische – von Deutschland unterstützte – Kriegserklärung an Serbiens hervorgerufen worden.
    Zum ersten richtete sich die österreichische Teilmobilmachung nicht gegen Russland, zum zweiten hat Serbien davor schon mobil gemacht und zum dritten lief die Vorbereitungen zur russische Mobilmachung schon vor der österreichischen Mobilmachung an:
    23.Juli
    6 Uhr abends: Überreichung des österreichischen Ultimatums an Serbien.
    24.Juli
    Deutschland setzt sich in Noten an die anderen Großmächte für Lokalisierung des österreichisch-serbischen Streitfalls ein.
    Rußland und Frankreich suchen den britischen Premierminister Grey zu bestimmen, offiziell eine entschiedene Stellung einzunehmen. Grey lehnt ab.

    Der russische Außenminister Sasonow erklärt, daß die russische Mobilmachung auf jeden Fall durchgeführt werden müsse.
    Sasonow sagt dem serbischen Gesandten in Petersburg, daß Rußland keine aggressiven Handlungen Österreichs gegen Serbien zulassen könne.

    Der französische Botschafter teilt der russischen Regierung mit, daß Frankreich nötigenfalls alle durch das Bündnis bedingten Verpflichtungen erfüllen werde.

    nachmittags: Ministerrat in Petersburg. Feststellung, daß Rußland zum Kriege bereit und gewillt sei, Serbien zu unterstützen. Beschluß, eine Verlängerung der Serbien von Österreich-Ungarn gesetzten Frist durchzusetzen.

    25.Juli
    In einer Beratung in Krasnoje Selo unter Vorsitz des Zaren wird die Teilmobilmachung (Mil.-Bezirke Kiew, Moskau, Odessa und Kasan) gegen Österreich beschlossen, falls Österreich offensiv gegen Serbien vorginge. Sasonow erklärt dem englischen Botschafter, daß Rußland, wenn es der Hilfe Frankreichs sicher sei, das gesamte Risiko des Krieges auf sich nehme.

    3 Uhr nachmittags: Mobilmachung Serbiens.

    6 Uhr nachmittags: Überreichung der serbischen Antwort auf das österreichische Ultimatum. Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen Österreich und Serbien.

    9.30 Uhr abends: Teilmobilmachung Österreich-Ungarns gegen Serbien (22 Infanterie- und 2 Kavalleriedivisionen)

    Mitternacht: In Rußland Anordnung des Rücktransportes der Truppen aus den Lagern in ihre Standorte.

    26.Juli
    1 Uhr morgens: Erklärung des Kriegszustandes für die russischen Festungen.
    3.26 Uhr morgens: Offizielles Inkrafttreten der Kriegsvorbereitungsperiode für das g e s a m t e europäische Rußland, also auch gegen Deutschland!
    Suchomlinow gibt dem deutschen Militärattaché in Petersburg sein Ehrenwort, daß noch keine Mobilmachungsorder ergangen, kein Pferd ausgehoben, kein Reservist eingezogen sei.

    Warnung der deutschen Regierung an die russische:
    Russische Mobilmachungsmaßnahmen gegen Deutschland müßten die deutsche Mobilmachung zur Folge haben.

    Abgesehen davon ist eine Mobilmachung noch kein Krieg.
    Was denn sonst? Ich denke, Schapownikow hat das ganz gut dargelegt.
    Kein Land macht einfach mal so mobil, um dann nachher alles wieder zurückzuziehen. Schapowschnikows Studie ist ja eine Nachkriegsanalyse der Mobilmachungen der Länder und die Folgen dieser Mobilmachungen vor dem Ersten Weltkrieges.

    Das hat England eben nicht versprochen. Es hat bis zum englischen Ultimatum an Deutschland überhaupt nie eine bindende Zusage militärischer Unterstützung Englands an Frankreich gegeben. Man lese einmal die Berichte Cambons, des französischen Botschafters in London, an seine Vorgesetzten in Paris, der förmlich verzweifelte, weil es ihm nicht gelang, eine Hilfszusage von England zu erlangen.
    Englisch-Französische Verträge 1904-1914:
    Beide Länder schließen 1904 eine "Entente cordiale" [Ein herzliches Bündnis], mit der sie zunächst nur ihre kolonialen Interessen koordinieren. 1906 vereinbaren die Kriegs- und Außenminister der zwei Staaten Heeres- und Flottenbesprechungen, um Militäraktionen beider Länder für die Zukunft aufeinander abzustimmen. 1911 wird man konkret. Der englische Generalstabschef reist nach Paris und sagte den Franzosen die Unterstützung mit sechs Heeresdivisionen für den Fall eines Krieges mit Deutschland zu [Grenfell, Bedingungsloser Hass, S.12ff] So legt sich England gegen Deutschland fest, ohne das von letzterem auch nur die leiseste Drohung mit einem Kriege ausgegangen wäre. Und Frankreich kann ab 1911 mit Englands Hilfe rechnen, und im
    Falle einer Spannung mit Deutschland dementsprechend pokern.

    Zu diesem Zeitpunkt hatte Deutschland ja bereits die Mobilmachung begonnen, die deinen – nicht meinen – Worten zufolge der Kriegsbeginn war.
    Ja, einen Tag zuvor hatte Deutschland die Mobilmachung gegen die vorher mobil machenden Länder Russland und Frankreich eingeleitet, was aber keinesfalls eine Bedrohung Englands darstellte und auch keine zwingende Bedrohung für Belgien. Dennoch gibt es zu Englands Mobilmachung einige interessante Fakten:
    16.Juli
    Die englische Flotte, die sich seit dem Frühjahr in fortschreitender Auffüllung zur "Probemobilmachung" befand, ist seit dem 16.Juli in mobilem Zustand zu Manövern um Portland versammelt (8 Schlachtschiff- und 11 Kreuzergeschwader).

    25.Juli
    3 Uhr nachmittags: Anordnung zur Auffüllung der Führerstellen in der englischen Flotte.

    26.Juli
    4 Uhr nachmittags: Befehl an die bei Portland zusammengezogene englische Flotte, die in Aussicht genommene Demobilmachung einzustellen.

    27.Juli
    Bekanntgabe der englischen Regierung, daß die Flotte mobil zusammen bleibt.
    Und daß die Möglichkeit eines deutschen oder französischen Vormarsches durch Belgien bestand, kann man auf jeder Landkarte sehen.

    29.Juli
    7 Uhr morgens: Auslaufen der 1. englischen Flotte nach Scapa Flow. Fahrt um die Ostküste, statt wie vorgesehen um die Westküste! (In den norwegischen Gewässern versammelt sich zu dieser Zeit die deutsche Flotte!)
    In England ergeht "Warnungstelegramm" an Heer und Flotte.

    Die alles geschah viele Tage vor der deutschen Mobilmachung und logischerweise noch lange vor dem deutschen Einmarsch in Belgien. Das heißt, die Royal Navy wird schon kriegsbereit gemacht, ehe der Funke auf dem Balkan überschlägt. Am Ende jener Übung wird nicht demobilisiert. Die Flotte bleibt auf dem Sprung, um gegebenenfalls die versprochenen sechs Heeresdivisionen nach Nordfrankreich einzuschiffen. England, fernab und nicht bedroht, bereitet seinen Teil am Krieg gegen Deutschland vor, noch ehe Habsburg mit seinem Ultimatum an Serbien Öl ins Feuer gießt, und noch ehe das Deutsche Reich mobil macht oder irgend jemand einen Krieg erklärt. Die Briten haben damit 14 Tage Vorsprung vor der Mobilmachung der deutschen See- und Landstreitkräfte. Erst zwei Wochen nach dieser inoffiziellen Vorbereitung auf den Krieg verkündet England am 2. August offiziell die Mobilmachung der Flotte und wahrt damit den Schein.

    Und daß die Möglichkeit eines deutschen oder französischen Vormarsches durch Belgien bestand, kann man auf jeder Landkarte sehen.
    Belgien war für Englands Politiker nur der Aufhänger, um sein Volk in einen ungewollten Krieg zu führen. Die frühe und geheime englische Mobilmachung der Flotte, noch vor dem Ultimatum Österreich-Ungarns an Serbien, sollte jeden aufmerksamen Leser stutzig machen.

    Wie du selbst weiter unten dargelegt hast, galt dies für den Fall eines deutschen Vormarsches durch Belgien.
    Das habe ich nicht behauptet:
    Am gleichen Tag, dem 2. August, teilt der englische Außenminister Grey der französischen Regierung mit, das die britischen Flotte der französischen zur Hilfe kommen werde, falls die deutsche mit feindlichen Handlungen gegen die französische beginnen werde. Auf wessen Seite England von Anfang an stand wird hier mehr als deutlich :rolleyes:

    Es gab überhaupt keine französisch-belgischen Abmachungen für den Kriegsfall.
    Das habe ich auch nicht behauptet: Es hieß lediglich "französisch-belgischen Abmachungen für den Mobilmachungsfall"...

    Daß England nur deswegen in den Krieg eingetreten ist, behaupte ich gar nicht, ich sage vielmehr, daß es dazu vertraglich verpflichtet und damit gerechtfertigt war.
    Wie hieß der "Vertrag" mit einem "neutralen" Land doch gleich, welcher England verpflichtete, in den Krieg zu ziehen?

    Das ist schlicht Unsinn.
    Wie bitte?

    Zwischen dem Beginn der Mobilmachung und dem Beginn der Operationen vergehen ja notwendigerweise ein bis zwei Wochen.
    Deutschland machte am 1. August 1914 mobil und griff am 3. August Belgien an. Von daher stimmt das nicht immer. Oftmals gehen dem Hauptangriff kleinere Angriffe voraus, die aber eine Kriegserklärung rechtfertigen, so z.B. die russischen Kavallerieangriffe noch vor der offiziellen russischen Kriegserklärung.

    Gerade diese Zeit kann zum Aushandeln für eine gütliche Einigung genutzt werden.
    Schaposchnikow stellte aufgrund des Ablaufs der Mobilmachungen und ihrer Folgen fest, dass die Mobilmachung inoffiziell der Beginn des Krieges war, da man nach der Vollendung der Mobilmachung angriff. Dazwischen wurde nicht mehr viel verhandelt, da es spätestens mit dem Beginn der allgemeinen Mobilmachung, die sich geziehlt gegen ein anderes Land richtete, nur zu oft eine Versuch war, bessere Bedingungen für den Krieg auszuhandeln und nicht den Frieden zu sichern. Zu "Aushandeln für eine gütliche Einigung" ist vor dem Beginn der Mobilmachung Zeit, danach wird es von Tag zu Tag unrealistischer, dass solche Versuche irgendetwas bringen.

    Abgesehen davon war Frankreich für den Fall, daß Rußland angegriffen werde, sowieso zur Hilfe verpflichtet.
    Ich weiß, auch wenn Frankreich nicht bedroht wird, wird es angreifen. Das war die Falle, aus der sich Deutschland befreien musste. Nirgendwo anders passt der Spruch vom alten Fritz besser als hier:
    "Der Angreifer ist derjenige, der seinen Gegner zwingt, zu den Waffen zu greifen."
    Friedrich der Große

    Und was den Beginn des Krieges betrifft, so ist der von Österreich ausgegangen mit der Kriegserklärung an Serbien.
    Serbien hat dabei zuerst gegen Österreich mobil gemacht. Die darauf folgende österreichische Teilmobilmachung nahm widerum Russland zum Anlass, Kriegsvorbereitungsmaßnahmen zu treffen, obwohl Österreich weder voll mobilisierte noch gegen Russland aufmarschierte. Russland und Serbien waren keine vertraglichen Verbündeten. Von daher trägt Russland, das so die französischen Verbündeten zum Handeln brachte, was dann widerum das eingekreist Deutschland zum Handeln zwang, die Hautkriegsschuld!

    England hat sich während der gesamten Juli-Krise geweigert, Deutschland ein Neutralitätsversprechen und Frankreich eine Hilfszusage zu geben.
    Die Hilfszusage an Frankreich bestand schon seit 1911 und das Neutralitätsversprechen an Deutschland im Falle des Verzichts auf den Durchmarsch durch Belgien hätte den Krieg wahrscheinlich auf den Osten begrenzt. Auch eine von Deutschland erbetete englische Initiative für eine französische Neutralität zur Verhinderung des Kriegsausbruchs im Westen wurde abgelehnt.

    Und genau das war das einzige, was es tun konnte, um den Frieden zu retten. Hätte es Deutschland die Neutralität oder Frankreich die Hilfe zugesagt, dann wären auf der einen oder anderen Seite ja die letzten Hemmungen gefallen, während so jeder fürchten mußte, England werde sich für die jeweils unangenehme Alternative entscheiden.
    Es war von Anfang an, spätestens seit 1911, für wen sich England entscheiden würde, wenn es Krieg zwischen Deutschland und Frankreich geben wird. Genau deshalb sind die Hemmungen in Frankreich ja gefallen und Deutschlands Versuch, den unvermeidlichen Krieg auf den Osten zu beschränken, wurde torpediert!

    Und immerhin: Beinah wäre England erfolgreich gewesen. Die deutsche Regierung hat ja sozusagen in letzter Minute versucht, Österreich von der Kriegserklärung an Serbien abzuhalten, aber das ist dann leider an der österreichischen Sturheit und an den Intrigen Moltkes gescheitert.
    Ja, Deutschland war in der Tat führend in Sachen von diplomatischen Versuchen, den Krieg zu verhindern, was dich nicht daran hinderte, dieses Land zu den Hauptschuldigen dazu zu zählen :rolleyes:

    Der Angriff ist ja, wie wir wissen, weder von Frankreich noch von Rußland, sondern von Deutschland ausgegangen, eben weil die Reichsregierung die militärische Lage als günstig ansah.
    Nicht, weil die Lage günstig war, schlug Deutschland zu, sondern weil es gar keine andere Wahl hatte, als die feindlichen Armee vor der Vollendung derer Mobilisierung anzugreifen. Frankreich und Russland marschierten ohne Zweifel offensiv gegen Deutschland auf. Zudem griffen russische Einheiten vor dem Angriff bereits ostpreußische Gebiete an.

    Ist wieder mal alles gelogen. Deutschland hat keineswegs angeboten, auf den Durchmarsch durch Belgien zu verzichten als Gegenleistung für britische Neutralität.
    Dem Einmarsch der deutschen Truppen in das neutrale Belgien am 3. August 1914 geht ein diplomatisches Pokerspiel voraus, in dem London und Berlin mehr auf Vorteil denn auf Frieden setzen. Schon in der Nacht vom 28. auf 29. Juli versucht der deutsche Reichskanzler von Bethmann Hollweg Englands Absicht für den Fall auszuloten, das sich der Balkankonflikt auf Frankreich und Deutschland ausweiten sollte. Von Bethmann Hollweg bestellt den englischen Botschafter in Berlin, Sir Groschen, zu sich und erklärt ihm, das Deutschland mit England Frieden halten wolle und im Falle einer Ausweitung des Krieges auf Frankreich keine Gebietserwerbungen auf französische Kosten beabsichtigte. Außerdem deutet von Bethmann Hollweg an, dass Deutschland je nach Frankreichs Verhalten gezwungen sein könnte, Belgiens Neutralität für eine begrenzte Dauer zu verletzen. Auf die Frage nach Englands Haltung und Verhalten antwortet Botschafter Sir Groschen, das sich seine Regierung zu diesem Zeitpunkt noch nicht festlegen wolle.
    Am tag nach dem Gespräch Bethmann Hollwegs mit Sir Groschen beginnt der britische Außenminister Sir Grey ein dunkles Doppelspiel. Er informiert nacheinander den deutschen und den französischen Botschafter in London über Englands Haltung. Dem deutschen, Fürst Lichnowsky, teilt er mit, das sein Land gedenkt, nur neutral zu bleiben, solange sich der Krieg auf Russland und Österreich beschränkt. Wenn aber Deutschland und Frankreich in diesen Krieg hineingezogen würden, könne England nicht mehr lange abseits stehen. Den Franzosen, Botschafter Cambon, lässt er verklausuliert das gleiche wissen, so das die französische Regierung mit Englands Waffenhilfe rechnen kann. Grey gibt Frankreich auf diese Weise diskret englisch zu verstehen, das es im Streit der Russen, Österreicher und Serben freie Fahrt zum Krieg mit Deutschland hat. Es kann sich – so drückt das Grey aus – getrost in einen Krieg „hineinziehen“ lassen.
    Tags darauf spitzt sich die Lage für die Deutschen weiter zu. Am 30. Juli macht Russland generalmobil. Deutschland steht infolge des Vertrages mit Österreich-Ungarn automatisch gegen Russland. Frankreich hat einen Vertrag mit Russland und steht damit gegen Deutschland. In London weiß man, das das Deutsche Reich nun in der Klemme steckt und zur eigenen Rettung höchstwahrscheinlich Belgiens Neutralität verletzten muss. Das ist Englands Eintrittskarte in den Krieg. In dieser deutschen Zwickmühlensituation, am 31. Juli, fordert die britische Regierung die deutsche und die französische auf, Belgien Neutralität zu achten. Frankreich sichert das den Briten sofort zu. Deutschland fragt zurück, ob England seinerseits Neutralität und Frieden gegenüber Deutschland wahren werde, wenn es auf den Durchmarsch durch belgisches Gebiet verzichte. Nun hätte es England in der Hand gehabt, die Belgier vor dem, deutschen Durchmarsch zu bewahren. Doch London, das seine Kriegserklärung an das Deutsche Reich drei Tage später mit der deutschen Verletzung der belgischen Neutralität begründet, ist nicht bereit, dem Krieg, der sich zusammenbraut, zugunsten Belgiens fernzubleiben. Außenminister Grey sagt auf diesem Höhepunkt der Krise weder Neutralität noch Frieden zu. Die englische Regierung will die Chance nicht vergeben, das Deutsche Reich erst mit Hilfe der Franzosen und der Russen im Landkrieg zu besiegen und dann aus den Märkten, aus den Kolonien und dem Flottenbau zu drängen. Am 1. August 1914 tritt der schlechteste Fall der Fälle für die deutsche Seite ein. Der Krieg mit Russland hat sich nicht verhindern lassen. Die ersten russischen Verbände stehen bereits auf ostpreußischem Gebiet. In Frankreich wird mobil gemacht und Deutschland in der Zange kann nicht weiter warten. Die konkrete Existenzbedrohung für das Reich zwingt Kaiser, Kanzler und den Großen Generalstab, von dem umstrittenen Aufmarschplan durch Belgien notfalls ohne Billigung der Belgier Gebrauch zu machen.
    Am 2. August fragt die deutsche die belgische Regierung ultimativ um die Erlaubnis, Truppen durch belgisches Gebiet nach Nordfrankreich marschieren lassen zu dürfen. Die Belgier lehnen ab. Inzwischen sind die Würfel in London längst gefallen. An diesem 2. August, noch ehe deutsche Truppen belgisches Gebiet betreten, gibt England die Mobilmachung seiner Flotte offiziell bekannt [Die Flottenmobilisierung richtete sich eindeutig gegen Deutschland, da Ö-U keine große Flotte besaß] Die Flotte steht allerdings seit der Mobilmachungsübung am 25. Juli schon insgeheim bereit. Am gleichen Tag, dem 2. August, teilt der englische Außenminister Grey der französischen Regierung mit, das die britischen Flotte der französischen zur Hilfe kommen werde, falls die deutsche mit feindlichen Handlungen gegen die französische beginnen werde. Außerdem hatte England den Franzosen bereits 1911 sechs Heeresdivisionen für den Fall des Krieges heimlich zugesagt. So ist Großbritannien am 2. August schon kriegsbereit und festgelegt. Als i-Punkt in diesem Intrigenspiel stellt sich Minister Grey am Tag danach, dem 3., vor das Unterhaus in London und erklärt den offensichtlich ahnungslosen Abgeordneten, England habe sich in Bezug auf den in Europa beginnenden Krieg bisher in keiner Weise festgelegt.
    Als deutsche Truppen am 3. August beginnen, durch Belgien gegen Frankreich vorzugehen, stellt London Berlin ein Ultimatum und verlangt, die Truppen unverzüglich aus Belgien zurückzuziehen. Deutschland kann auf den Durchmarsch durch das neutrale Land jetzt allerdings nicht mehr verzichten und setzt den Aufmarsch fort. Dem folgt am Tag darauf, am 4. August, die Kriegserklärung Englands an das Deutsche Reich.
    England und Deutschland haben sich gegenseitig, was die belgische Neutralität betrifft, in den letzten sieben Tagen vor dem Kriegsbeginn je einmal eine Brücke zum Frieden gebaut. Doch Deutschland wollte ohne Englands Neutralitätserklärung seinen militärischen Vorteil gegenüber Frankreich nicht verlieren, und England wollte zum Schluss nicht auf seine Chance verzichten, an einem Kriege gegen Deutschland teilzunehmen. So wird aus der serbisch-österreichischen Auseinandersetzung auf dem Balkan in nur fünf Wochen ein europaweiter Krieg. Wie groß die Skrupel der deutschen Reichsregierung sind, Belgiens Neutralität zu verletzen, drückt Reichskanzler von Bethmann Hollweg am 4. August vor dem Reichstag aus:
    „So waren wir gezwungen, uns über den berechtigten Protest der luxemburgischen und der belgischen Regierung hinwegzusetzen. Das Unrecht – ich spreche offen – das Unrecht, das wir damit tun, werden wir wieder gutzumachen suchen, sobald unser militärisches Ziel erreicht ist. Wer so bedroht ist wie wir und um sein Höchstes kämpft, der darf nur daran denken, wie er sich durchhaut.

    Abgesehen davon ist es nicht Englands Schuld, wenn der deutsche Generalstab schwachsinnige Kriegspläne erstellt.
    Was heißt hier "schwachsinnige Kriegspläne"? Die von England bewusst auf indirektem Wege herbeigeführte antideutsche Koalition machte einen Plan wie den Schlieffenplan notwendig. Man darf nicht vergessen, dass Russland und Frankreich mehr Truppen als Deutschland hatte und dieses von zwei Seiten bedroht wurde. Und da Russland automatisch länger für seine Mobilisierung brauchte als Frankreich musste man Frankreich zuerst und schnelle schlagen. Und das war nur über Belgien möglich!

    Das ist schlicht falsch. Wie ich schon darlegte: Deutschland war Englands bester Kunde. Gerade aus den englischen Wirtschaftskreisen kam der Hauptwiderstand gegen eine Kriegsbeteiligung England.
    In der Biographie des ehemaligen US-Diplomaten Henry White ist ein Gespräch zwischen White und dem Führer der Konservativenpartei Englands und vormaligen Premierminister Lord Balford überliefert, das beide 1910 in London führten:
    Balford:
    Wir sind wahrscheinlich töricht, dass wir keinen Grund finden [Belgien 1914], um Deutschland den Krieg zu erklären, ehe es zu viele Schiffe baut und uns unseren Handel wegnimmt.“
    White:
    „Sie sind im Privatleben ein hochherziger Mann. Wie können sie etwas politisch so unmoralisches erwägen, wie einen Krieg gegen eine harmlose Nation zu provozieren, die genauso gut wie sie das Recht hat, eine Flotte zu unterhalten?
    Wenn sie mit dem deutschen Handel mithalten wollen, arbeiten sie härter!“
    Balford:
    Das würde bedeuten, dass wir unsere Lebensstandart senken müssten. Vielleicht wäre ein Krieg einfacher für uns.“
    White:
    „Ich bin schockiert, dass sie sich zu grundsätzlichen Fragen so äußern können.“
    Balford:
    „Ist das eine Frage von Recht oder Unrecht? Vielleicht ist das aber eine Frage der Erhaltung unserer Vorherrschaft.“

    So dachten ohne Zweifel ein Großteil der nationalistischen und monarchistischen Kreise, in denen die mächtigen Engländer der damaligen Zeit verkehrten. Und indem man bewusst auf indirektem Wege die Koalition gegen Deutschland geschaffen hatte, die dieses Land einkreiste, brauchte man nur auf eine passende Gelegenheit für den Eintritt in den Krieg warten.

    Das aus Englands Wirtschaftskreisen "der Hauptwiderstand gegen eine Kriegsbeteiligung England" ist nicht glaubwürdig.
    "Wäre morgen jeder Deutsche beseitigt, so gäbe es kein englisches Geschäft noch irgendein englisches Unternehmen, das nicht zuwüchse. Verschwände jeder Engländer morgen, so hätten die Deutschen im gleichen Verhältnis ihren Gewinn. Einer von beiden muß das Feld räumen. Macht euch fertig zum Kampf mit Deutschland, denn Germania est delenda!" (frei nach Cato: "Deutschland muß vernichtet werden!")
    Die angesehene britische Zeitung "Saturday Review", an der vier spätere Nobelpreisträger mitarbeiteten, am 1. Februar 1896 (!) (Quelle: DER SPIEGEL, 51/1998)

    Wie gesagt: England blieb sehr oft bei den Exporten benachteiligt, weil billigere und massenweiß produzierte Waren aus Deutschland und den USA kamen. Das ist offensichtlich auch logisch, wenn es heißt, dass die deutsche und amerikanische Wirtschaftskapazität deutlich über der englischen lag. Das Deutschland ein Absatzmarkt Englands war, bestreitet keiner, aber das auch England ein Absatzmarkt der stärkeren Industriemächte Deutschland und USA war und das sich daraus enorme Nachteile entwickelten, sollte ebenfalls keiner bestreiten. Besonders absurd wirkt diese Behauptung, wenn man bedenkt, was für riesige Gewinne für den englischen militärisch-industriellen Komplex, die Zuliefererindustrien, die Gewinne aus der eroberten deutschen Kolonien, die Schwächung und Ruinierung der deutschen Wirtschaft und die Zerstörung der deutschen Handelsflotte entstehen werden. Krieg ist das größte Geschäft, das es überhaupt gibt, sofern man ihn gewinnt. Und England, geschützt durch seine große Flotte, gestärkt durch sein Empire, mit gleich zwei starken Festlanddegen (Frankreich und Russland) auf dem Kontinent und dem Arsenal der Demokratie, USA, im Rücken konnte diesen Krieg gar nicht verlieren!!!

  4. #64
    Patriotischer Kritiker
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    Standard AW: Welche Staaten waren die Verursacher des 1. Weltkriegs ?

    PS: Die aktuelle Umfrage dürfte meine Meinugn noch untermauern. Die Leser haben eindeutig die Entente und ihre Verbündeten als Hauptschuldige deklariert. Interessanterweise trägt für die Teilnehmer England die gleiche Kriegsschuld wie Österreich-Ungarn. Sehr löblich!

  5. #65
    "Viel Maul, viel Ehr !" Benutzerbild von Götz
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    Standard AW: Welche Staaten waren die Verursacher des 1. Weltkriegs ?

    Zitat Zitat von Mark Mallokent
    DAs ist sehr unwahrscheinlich. Die deutsche Grenze war schwer befestigt, und bestens geeignet, eine französische Offensive abzuwehren. Und selbst wenn die Engländer den Krieg erklärt hätten und versucht hätten, durch Belgien vorzustoßen, so wäre Deutschland immer noch besser dagestanden, da es dann am Krieg offensichtlich schuldlos gewesen wäre und die belgische Armee immerhin eine Verstärkung gebracht hätte.
    Wo denkst du hin ? Die Briten wären doch nicht gewaltsam in Belgien
    eingedrungen, sie hätten sich das Durschmarschrecht ,mit der Aussicht
    für Belgien deutsche Kolonien zu bekommen, erkauft, die Briten
    bieten anderen Völkern gerne Geschenke an die ihnen eigentlich
    gar nicht gehören. Wahrscheinlich hätte Belgien Großbritanien
    sogar unterstützt. Schuldlosigkeit zählt angesichts einer Übermacht
    gar nichts, Belgien hätte sich einfach für den vorraussichtlichen Sieger
    entschieden.

  6. #66
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    Standard AW: Welche Staaten waren die Verursacher des 1. Weltkriegs ?

    Zitat Zitat von Götz
    Wo denkst du hin ? Die Briten wären doch nicht gewaltsam in Belgien
    eingedrungen, sie hätten sich das Durschmarschrecht ,mit der Aussicht
    für Belgien deutsche Kolonien zu bekommen, erkauft, die Briten
    bieten anderen Völkern gerne Geschenke an die ihnen eigentlich
    gar nicht gehören. Wahrscheinlich hätte Belgien Großbritanien
    sogar unterstützt. Schuldlosigkeit zählt angesichts einer Übermacht
    gar nichts, Belgien hätte sich einfach für den vorraussichtlichen Sieger
    entschieden.
    Selbst wenn das der Fall gewesen wäre, so wäre Deutschland immer noch günstiger als mit dem Schlieffenplan dagestanden. Und das Risiko wäre hoch gewesen. Erstens hätte dann England den Neutralitätsbruch auf sich genommen, womit es den gleichen Schaden vor der öffentlichen Meinung der neutralen Staaten, insbesondere der Vereinigten Staaten, genommen hätte, wie im realiter eingetretenen Falle Deutschland.
    Und England hätte das Risiko auf sich genommen, daß im Falle einer Niederlage Deutschland sich in Belgien festsetzt, genau das, was man eigentlich verhindern wollte.
    Und was die belgische Regierung betrifft, so war diese vor dem Ersten Weltkrieg extrem deutschfreundlich und englandfeindlich gesonnen, insofern wäre ein derartiger Kurswechsel zumindest unwahrscheinlich gewesen.
    Ich stehe hier, ein Herkules mit Fackeln! Sie sollen lodern, leuchten, knistern und auch knackeln!
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  7. #67
    "Viel Maul, viel Ehr !" Benutzerbild von Götz
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    Standard AW: Welche Staaten waren die Verursacher des 1. Weltkriegs ?

    Zitat Zitat von Neutraler
    PS: Die aktuelle Umfrage dürfte meine Meinugn noch untermauern. Die Leser haben eindeutig die Entente und ihre Verbündeten als Hauptschuldige deklariert. Interessanterweise trägt für die Teilnehmer England die gleiche Kriegsschuld wie Österreich-Ungarn. Sehr löblich!
    Ja, die Briten sind von legendärer Unbeliebtheit. Interessant ist
    in diesem Zusammenhang auch die Umfrage "Welchen Staaten
    sind Deutschland wirklich freundlich gesonnen."

  8. #68
    "Viel Maul, viel Ehr !" Benutzerbild von Götz
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    Standard AW: Welche Staaten waren die Verursacher des 1. Weltkriegs ?

    Zitat Zitat von Mark Mallokent
    Selbst wenn das der Fall gewesen wäre, so wäre Deutschland immer noch günstiger als mit dem Schlieffenplan dagestanden. Und das Risiko wäre hoch gewesen. Erstens hätte dann England den Neutralitätsbruch auf sich genommen, womit es den gleichen Schaden vor der öffentlichen Meinung der neutralen Staaten, insbesondere der Vereinigten Staaten, genommen hätte, wie im realiter eingetretenen Falle Deutschland.
    Und England hätte das Risiko auf sich genommen, daß im Falle einer Niederlage Deutschland sich in Belgien festsetzt, genau das, was man eigentlich verhindern wollte.
    Und was die belgische Regierung betrifft, so war diese vor dem Ersten Weltkrieg extrem deutschfreundlich und englandfeindlich gesonnen, insofern wäre ein derartiger Kurswechsel zumindest unwahrscheinlich gewesen.
    Wieso, hätte Deutschland besser dagestanden als nach dem
    Schliefenplan ? Durch den Schliefenplan hielten sie die Briten und
    Franzosen von ihrem Land fern, um ein Haar wäre Frankreich in einem
    schnellen Feldzug niedergeworfen worden, aber auch so erbeutete
    Deutschland eine Menge Resourcen , darunter fast ganz Belgien
    einschließlich dessen Industrie und Bodenschätze.Wäre der Feind
    in Deutschland eingedrungen, wären immens wichtige Resourcen
    verlorengegangen, insbesondere falls die Briten das Ruhrgebiet erobert
    hätten.

    Ein Neutralitätsbruch hätte bei einem verbrieften Durchmarschrecht
    auch nicht vorgelegen, erst Recht bei einem Kriegseintritt Belgiens
    auf Seite der Entente.

    Ob die belgische Regierung britenfeindlich war weiss ich nicht, aber
    vielleicht lag es daran daß Grossbritannien bereits relativ früh auf ein Durchmarschrecht drängte, natürlich nur im Interesse Belgiens.
    Geändert von Götz (30.06.2006 um 22:44 Uhr)

  9. #69
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    Standard AW: Welche Staaten waren die Verursacher des 1. Weltkriegs ?

    Zitat Zitat von Götz
    Wieso, hätte Deutschland besser dagestanden als nach dem
    Schliefenplan ? Durch den Schliefenplan hielten sie die Briten und
    Franzosen von ihrem Land fern, um ein Haar wäre Frankreich in einem
    schnellen Feldzug niedergeworfen worden, aber auch so erbeutete
    Deutschland eine Menge Resourcen , darunter fast ganz Belgien
    einschließlich dessen Industrie und Bodenschätze.Wäre der Feind
    in Deutschland eingedrungen, wären immens wichtige Resourcen
    verlorengegangen, insbesondere falls die Briten das Ruhrgebiet erobert
    hätten.
    Infolge des Schlieffenplans konnte die russische der österreichischen Armee eine schwere Niederlage beibringen und rund ein Drittel Österreichs besetzten, wovor die österreichische Armee sich nie erholt hat.
    Dagegen sah der Ostaufmarsch vor mit etwa 2/3 der Truppen an der deutschen Westgrenze aufzumarschieren, und mit einem Drittel im Osten und dort gemeinsam mit der österreichischen Armee in die Offensive zu gehen. Und wenn man sich den Kriegsverlauf ansieht, wäre dies aller Wahrscheinlichkeit nach erfolgversprechend gewesen. Im Westen hätten sich Franzosen an den deutschen Stellungen eine blutige Nase geholt, England wäre wahrscheinlich überhaupt nicht den Krieg eingetreten.

    Zitat Zitat von Götz
    Ein Neutralitätsbruch hätte bei einem verbrieften Durchmarschrecht
    auch nicht vorgelegen, erst Recht bei einem Kriegseintritt Belgiens
    auf Seite der Entente.
    Belgien war zu Neutralität verpflichtet. Hätte es gegen seine Neutralitätspflicht verstoßen, dann hätte Deutschland Handlungsfreiheit gehabt und seinerseits in Belgien einmarschieren können. Und das Belgien das riskiert hätte, ist extrem unwahrscheinlich. Die wären ebenso wie die Niederlande neutral geblieben.

    Zitat Zitat von Götz
    Ob die belgische Regierung britenfeindlich war weiss ich nicht, aber
    vielleicht lag es daran daß Grossbritannien bereits relativ früh auf ein Durchmarschrecht drängte, natürlich nur im Interesse Belgiens.
    Wie du sicher weißt, sind diese britischen Anfragen von der belgischen Regierung abgelehnt worden.
    Abgesehen davon waren sie inhaltlich einwandfrei, insofern sie ein britisches Durchmarschrecht nur nach einem vorangegangenen Angriff Deutschlands auf Belgien vorsahen.
    Aber noch einmal generell. Abgesehen davon, daß der Schlieffenplan mit der belgischen Neutralitätsverletzung Englands Kriegseintritt geradezu erzwungen hat, hat sich durch ihn Deutschland von Beginn des Krieges vor der Weltöffentlichkeit ins Unrecht gesetzt. Jeder andere neutrale Staat, insbesondere die USA, hat sich natürlich gefragt: Was sind deutsche Zusagen und Verträge wert, wenn sie ohne Hemmungen gebrochen, ja vom deutschen Reichskanzler selbst, als ein "Fetzen Papier" bezeichnet werden?
    Ich stehe hier, ein Herkules mit Fackeln! Sie sollen lodern, leuchten, knistern und auch knackeln!
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  10. #70
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    Standard AW: Welche Staaten waren die Verursacher des 1. Weltkriegs ?

    Zitat Zitat von Neutraler
    PS: Die aktuelle Umfrage dürfte meine Meinugn noch untermauern. Die Leser haben eindeutig die Entente und ihre Verbündeten als Hauptschuldige deklariert. Interessanterweise trägt für die Teilnehmer England die gleiche Kriegsschuld wie Österreich-Ungarn. Sehr löblich!
    Ich hatte es schon mal angemerkt.
    Alle hatten Schuld daran, Deutschland war in einem Käfig umgeben von Imperialen Mächten, der die gleichen Ambitionen suchte, aber ohne eine Landzunge nach Aussen, bis auf die Nord- Ostsee Verbindung keine nennenswerten Verbindungen aufweisen konnte. Was wäre denn zu erwarten gewesen, das Deutschland zuschaut, wie man den Gürtel enger schnürt? Es war gewollt und es war die Politik aller, die zu diesem Krieg geführt hat. So ziemlich viele Historiker, gehen langsam über, diese Meinung zu vertreten.

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