Zitat von
Grotzenbauer
Das Leben ist manchmal ungerecht. Am Telefon ist ein 55 jährigen Mann. Er sei Arbeitslos sagte er. Ende vom laufenden Jahr werde er ausgesteuert. Das bedeutet; «die Zahlungen der Arbeitslosenversicherung werden nicht mehr ausbezahlt». Hans, das ist sein Vorname, hat fast das ganze Leben im Aussendienst gearbeitet. Die letzten fünfzehn Jahre für die gleiche Firma - in einem Familienunternehmen!. Der Inhaber, von der dritten Generation, habe die Firma herunter gewirtschaftet, sagte er. So sei das Geschäft Konkurs gegangen. Mit fünfundfünfzig Jahren stand Hans auf der Strasse. Hans suchte sich eine neue Stelle. Er sei Stellenlos, nicht Arbeitslos, sagte er. Arbeit gäbe es genug meinte er. Bis heute hatte er 180 Bewerbungen abgeschickt, aber ohne Erfolg. Das muss erst mal einer verkraften können. Wenn man heute über fünfzig ist, hat man auf dem Arbeitsmarkt nur noch eine kleine Chance. Erfahrungskapital zählt nichts oder nur ganz wenig. In Deutschland kann man in der Wirtschaftszeitung lesen, es seien bei den Arbeitsämter 30'000 Ingenieure Arbeitslos gemeldet! Umgekehrt suche die Wirtschaft , heisst es wörtlich, Zitat;«Händeringend Ingenieure gesucht»!, ende Zitat! Da passt etwas nicht mehr zusammen. Die 30'000 Ingenieure sind alle über fünfundvierzig. Das sei zu alt! weil, wie es heisst, die Hälfte der Unternehmer bemängeln, dass sie, die über 45 jährigen Ingenieure zu hohe Personalkosten verursachen. Man sollte heutzutage zwanzig sein und das können, was man mit fünfzig kann. Der Hans hat mich angerufen, weil er Rat suchte. Weil er am verzweifeln ist. Weil er hofft, dass ich ihm helfen könnte. Wir haben dann einen Termin beschlossen um uns persönlich zu treffen. Am 5. September von diesem Jahr haben wir uns dann im Vorgarten des Restaurants Bierschwemme in Zürich kennen gelernt. Ich hätte Hans sein Alter nicht gegeben. Er scheint der Type zu sein, wo nicht so schnell aufgibt. Er wehrt sich vorallem gegen eines; «gegen die Fürsorge»!. Er will keinen Fürsorgefall werden. Davor hat er einen echten Horror. Darum belegt er Kurse um sich weiter zu Bilden. Heute ist der Hans am Computer und Internet bestens Ausgebildet. Dazu hat er ein Diplom als Masseur für Fussreflexzonen gemacht. Daneben versucht er auf verschiedene Arten etwas zu verdienen, mit einem Wort; “er wehrt sich mit Händen und Füssen“. Als Masseur hat er die ersten zwei Inserate aufgegeben, das mit Erfolg, allerdings mit einen sehr zweifelhaften. Hans hat nur mit seiner Telefonnummer Inseriert, ohne seinen Namen, ohne dass man gesehen hat, dass es sich um einen Mann handelt. Es schneite eine Menge anrufe herein. Das Telefon habe wie verrückt geläutet sagte er. Aber es waren Interessenten wo unter einem Massagesalon etwas anderes verstanden haben. Auf jeden Fall keine Fussreflexzonen-Massage. obwohl diejenigen schon eine nötig gehabt hätten. Gemeldet haben sich ausschliesslich ältere Herren. Hans hat sich vor einigen Jahren für eine Eigentumswohnung gekauft. Bis er die AHV-Rente bekomme, so hat er geplant, werde die Hypothek abbezahlt sein. Die Absicht von ihm war, so die schwache zweite Säule zu verstärken. Wenn er dann keine Miete mehr zu bezahlen hätte, käme er dann gut zurecht, habe er sich ausgemalt. Jetzt hat Hans Angst, dass er die Eigentumswohnung verkaufen müsse. Das wäre dann die zweite Katastrophe. Darum will er sich jetzt selbständig machen. Die Hoffnung, noch eine Stelle zu finden die hat er aufgegeben. Als seriösen Masseur will er versuchen die Zeit bis zur Pensionierung zu überbrücken. Dazu noch mit Fotografieren und vielleicht hin und wieder - und da mit einem Computerauftrag. So möchte er sein Budget aufpolieren. Ich sitze da, höre ihm zu und fühle mich absolut Hilflos. Ich habe keine Stelle zu vergeben. Ich wüsste auch nicht, was Hans in dieser Situation besser hätte tun können. Er wehrt sich mit allen Mitteln. gegen eine Zukunft als Fürsorgefall. Ich sitze mit einem mutigen Mann am Tisch, mit einem der nach aussen Zuversicht zeigt, im Innersten hingegen aber sieht es weniger gut aus. Ganz leise sagt er; «er habe vor kurzem einen Revolver gekauft»! Diese Botschaft friert mich. als er dies sagte. Wenn ich es nur nicht begriffen hätte, was Arbeitslosigkeit bedeutet, bis ich es jetzt bemerkt habe. Wie reagiert man auf solch eine Aussage. Am liebsten hätte ich das mit dem Revolver nicht gehört. Aber Hans versucht mich zu trösten. Es werde schon gut kommen, sagte er, ich schaffe das. so macht er sich selber Mut. Die Jungen haben es schwerer als es meine Generation gehabt hat. Umgekehrt aber ist man heute schneller alt. Das ist keine gute Entwicklung. Wir müssen sorge tragen zu den Jungen. aber auch zu den Älteren... :rolleyes: