(...)Die neuen Machthaber der NSDAP propagierten zunächst eine Verständigung mit dem katholischen Glauben. Sie nahmen an Prozessionen im Bistum teil und waren bei der Inthronisierung von
Bischof Clemens August Graf von Galen (1933-1946) anwesend.
Doch schon bald war die Unvereinbarkeit der nationalsozialistischen Propaganda mit den Grundwerten des christlichen Glaubens nicht mehr zu übersehen. Bischof Graf von Galen bezog 1934 in einem Hirtenbrief deutlich Stellung gegen Rassismus, Antisemitismus und Gewalt. Die NS-Regierung hingegen drängte die Möglichkeiten der Katholiken immer weiter zurück. Versammlungen wurden verboten, katholische Schulen aufgehoben, Vereine aufgelöst. Einschüchterungen und Verfolgungen von Katholiken waren an der Tagesordnung.
Die Katholiken im Bistum reagierten mit einem Widerstand, der sich vor allem in der Teilnahme an den großen Prozessionen widerspiegelte. Sie wurden zu Demonstrationen des katholischen Selbstbewusstseins. In Vereinen und Verbänden führte man die Tätigkeiten im Geheimen weiter. Höhepunkt dieser Volksopposition im Bistum Münster war der so genannte Oldenburger Volkskampf 1936, nachdem die dortige Landesregierung die Entfernung der Kreuze aus den Schulen angeordnet hatte. Die katholische Bevölkerung im Offizialat Oldenburg stellte sich vehement gegen diesen Erlass. Proteste, Androhungen, aus der NSDAP auszutreten und Boykotts des nationalsozialistischen Gemeinschaftslebens führten schließlich zur Zurücknahme des Beschlusses.
Doch das Gemeinschaftsleben und somit auch die Opposition der Katholiken wurden immer weiter zurückgedrängt, bis sie nur noch in der Kirche und Sakristei stattfinden konnte. Bischof Clemens August Graf von Galen stellte sich weiter an die Spitze dieses Widerstandes. Seine häufigen Beschwerden über das Regime und die Ideologie der Nationalsozialisten gingen bis zu Adolf Hitler. In Hirtenbriefen und Predigten verteidigte er den Glauben und lehnte sich gegen die Unterdrückung der Kirche auf. 1941 kam es zu den berühmten Predigten des Bischofs gegen den Gestapo-Terror und die so genannte Euthanasie. Die Popularität des Bischofs zeigte sich auf den zahlreichen Firmreisen, die er im Bistum unternahm. Sie wurden immer von einer großen Zahl von Radfahrern und Reitern begleitet.(...)